Klimaziele

Unrealistischer Hype um CO2-Bindung durch Algenfarmen

Seegras. © Alexandros Giannakakis auf Unsplash
Seegras. © Alexandros Giannakakis auf Unsplash
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Es gibt ein neues Narrativ da draußen, und es lautet: Lasst uns doch CO2 aus der Atmosphäre loswerden, indem man es auf den Meeresboden verbannt – nämlich dort, wo es Algen dauerhaft binden können, ähnlich wie Bäume. Wie berichtet, gibt es etwa das Projekt „Running Tide“ des Ingenieurs und Berufsfischers Marty Odlin, der Seegras in großem Maßstab in Umlauf bringen will, um möglichst viel Kohlenstoffdioxid zu binden.

Doch wie viele Algen müsste man eigentlich anbauen und bewirtschaften, um relevante Mengen an CO2 zu binden? Das haben sich jetzt eine Gruppe von Wissenschaftler:innen gefragt und ausgerechnet, welche Flächen an Algenwäldern es brauchen würde, um Klimaziele zu schaffen. In der in Communications Earth & Environment veröffentlichten Studie wird nun aufgezeigt, dass es eine Million Quadratmeter Algen bräuchte, um 1 Gigatonne CO2 pro Jahr zu binden. Das ist etwa die dreifache Fläche von Deutschland.

Generell muss die Menschheit mehr als 4 Gigatonnen Kohlendioxid pro Jahr bis 2050 aus der Atmosphäre entfernen, um die internationalen Klimaziele zu erreichen. Alleine mit Seegras wäre das nicht schaffbar. Denn: „Wir schätzen, dass für die Ernte von 1 Gt Kohlenstoff pro Jahr 1 Million Quadratkilometer der produktivsten ausschließlichen Wirtschaftszonen im äquatorialen Pazifik bewirtschaftet werden müssten; die Anbaufläche müsste verdreifacht werden, um zusätzlich 1 Gt Kohlenstoff pro Jahr zu ernten, was auf eine dramatische Verringerung der Effizienz der Kohlenstoffernte außerhalb der produktivsten Gewässer hinweist“, heißt es.

Running Tide: Algen als Mittel zur Bekämpfung des Klimawandels

Totzonen im Meer befürchtet

Bedeutet: Nur bestimmte Meeresregionen im Pazifik in Äquatornähe sind wirklich produktiv. Eine effiziente Bewirtschaftung durch den Menschen würde Küstennähe voraussetzen, und dort gibt es natürlich Konkurrenz durch Fischerei und Schifffahrt. Mit diesen Industriezweigen müssten sich die Betreiber:innen von Algenfarmen arrangieren. Zwar gibt es heute bereits solche Algenfarmen, aber nur in kleinem Maßstab. Die heutige Fläche von etwa 2.500 km2 müsste um das 370-Fache vergrößert werden, so die Studienautoren.

„Unser unmittelbares Ziel war es herauszufinden, ob wir unter optimalen Bedingungen tatsächlich die Größenordnung der Kohlenstoffernte erreichen können, von der die Rede ist. Und die Antwort lautet: nein, nicht wirklich“, so Isabella Arzeno-Soltero von der Stanford University, die an der Studie mitarbeitete.

Außerdem gibt es Ungewissheiten über die Auswirkungen auf die Ökosysteme unter Wasser. „Wenn der Zweck der Ernte so großer Mengen von Algen darin besteht, sie in der Tiefsee zu versenken und dadurch Kohlenstoff zu binden, sollten die Auswirkungen auf die Ökosysteme der Tiefsee und die Möglichkeit einer Vergrößerung der hypoxischen Regionen genauer untersucht werden“, heißt es in der Studie weiter. Hypoxie bedeutet, dass der Sauerstoffgehalt in Gewässern so reduziert wird, dass Meereslebewesen beeinträchtigt werden. Solche „Totzonen“ gibt es etwa in der nördlichen Adria oder im Golf von Mexiko.

Wie in Marokko eine 30 Hektar große Algen-Farm Tonnen von CO2 aus der Luft ziehen soll

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