Uptis: Neuer Autoreifen aus dem 3D-Drucker soll ohne Luft auskommen
Uptis ist der erste seiner Art: Der von Michelin und General Motors (GM) entwickelte Autoreifen kommt ohne Luft und Liebe aus, denn er muss nicht aufgepumpt und kaum gewartet werden. Die Technologie soll so nachhaltig sein, dass sie über 200 Mio. Reifen weltweit pro Jahr vor dem Mistplatz bewahrt.
Der Weltmarktführer in der Autoreifen-Produktion sucht Lösungen für ein mobiles und nachhaltiges Ökosystem. „Es ist Zeit zu Handeln“, sagte Florent Menegaux, Vorstandsvorsitzender der Michelin-Gruppe auf der Messe für nachhaltige Mobility in Montreal Movin’on. Der neue Hightech-Reifen soll so eine Lösung sein.
Uptis ist noch kein Reifen
Schon 2024 könnten die ersten Pkw mit Uptis fahren, Bis dahin müssen vor allem die Regularien geklärt werden. Derzeit wird der Prototyp am GM-Elektro-Flitzer Chevrolet Bolt getestet. Denn rechtlich ist der Uptis kein Reifen. Noch nicht.
Also was ist Uptis nun? Es ist das Ergebnis der Forschung der letzten 10 Jahre – ein stabiles Wabengeflecht aus Polyesterharz und Glasfaser. Wie eine Orangenschale legt sich eine Gummilauffläche um das luftfreie Rad. Dabei sind die Felgen aus Aluminium und Kompositmaterialien untrennbar mit dem Reifen verbunden. Allein für das Material meldete Michelin über 15 internationale Patente an.
Wachsende Mobilität belastet die Umwelt
„Es ist wirklich eine Revolution“, sagte Eric Vinesse, Executive Vice Präsident, Forschung und Entwicklung, Group Michelin, der Uptis auf dem Movin’On Summit enthüllte. Er verspricht den sanften Fahrbetrieb eines gewöhnlichen Reifens, aber vor allem weniger Belastung für die Umwelt. „Die Mobilität wird weiter wachsen“, erklärt Vinesse. „Die entscheidende Frage ist: Wer entwickelt eine nachhaltige Lösung?“
Denn der steigende Bewegungsdrang der Menschheit hinterlässt seine Spuren in der Welt. Rund 200 Mio. Reifen würden weltweit jedes Jahr vorzeitig aufgrund von Reifenpannen oder ungeeignetem Luftdruck, der zu Verschleiß führt, auf dem Müll landen, sagte der Franzose, der eine Ausbildung als Ingenieur für Luft- und Raumfahrt absolviert hat.
Uptis soll mehr als doppelt so lange halten wie herkömmliche Modelle – im Idealfall so lange wie das Auto selbst. Dadurch fallen der Rohstoffverbrauch für die Herstellung von Ersatzreifen und der Müll von vorzeitig verschrottetem Reifen weg. Preislich wird Uptis wohl etwas teurer sein als herkömmliche Reifen – dafür sollen sie aber auch deutlich länger halten.
In China haben Autofahrer alle sechs Monate eine Panne
Derzeit haben europäische Autofahrer alle vier bis fünf Jahre eine Reifenpanne, sagt der Entwicklungsleiter von Michelin. In China stehe man sogar alle sechs Monate am Straßenrand. Da der Hightech-Reifen völlig ohne Luftdruck auskommt, biete er einen fast vollständigen Pannenschutz, erklärt Vinesse.
Daher auch der Name Uptis, der sich von „Unique Puncture-proof Tire System“ ableitet. Zudem benötigt er keine Luftdruckkontrolle und ist damit praktisch wartungsfrei. Falls Schäden auftreten, könne die Gummilauffläche ausgewechselt werden, erklärt Vinesse. Auch für Sommer und Winterbedingungen wäre ein Austausch der Schale denkbar.
Reifen mit 3D-Druck-Technologie
Für die Herstellung der Gummilauffläche soll bald 3D-Druck zum Einsatz kommen. In Zukunft könnten Räder auch Informationen über die Temperatur der Gummilauffläche oder über die Reibung zwischen Straße und Reifen geben, stellte Vinesse in Aussicht. Potenziell könnte das Uptis-Material auch in anderen Bereichen zum Einsatz kommen, erklärte er. „Wir denken darüber nach.“
Die Reise zur Movin’on-Messe in Montreal wurde von Michelin bezahlt. Vielen Dank für die Einladung.