Crash

US-Finanzministerin Yellen will keinen Bailout der Silicon Valley Bank

US-Finanzministerin Janet Yellen. (CC0 1.0)
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Die Hoffnungen auf einen staatlichen Rettungsschirm für die Pleitebank Silicon Valley Bank (SVB) mit zehntausenden Startups aus Kunden sind am Wochenende dahin geschmolzen. In einem Interview mit CBS hat US-Finanzministerin Janet Yellen Stellung bezogen und klar gemacht, dass es keinen Bailout für die SVB geben wird. Die Hausbank der Startup- und VC-Industrie musste erst am Freitag nach einem Bankrun von den US-Finanzbehörden zugesperrt werden, tausende Startup-Gründer:innen bangen seither um die Einlagen, die sie in der Bank liegen haben.

„Während der Finanzkrise gab es Investoren und Eigentümer von systemrelevanten Großbanken, die gerettet wurden“, sagte Yellen in einem Interview mit der CBS-Sendung „Face the Nation“ am Sonntag. „Und die Reformen, die eingeführt wurden, bedeuten, dass wir das nicht noch einmal tun werden. Aber wir machen uns Sorgen um die Einleger und konzentrieren uns darauf, ihre Bedürfnisse zu erfüllen.“ Marktgerüchte besagen, dass die US-Aufsichtsbehörden etwa einen Hilfsfonds für betroffene Unternehmen einrichten könnten.

Potenzieller Käufer aus dem Mittleren Osten zeigt Interesse

Damit schwinden die Hoffnungen jener, dass eine Großbank einspringen wird, um die SVB und ihre Verbindlichkeiten zu übernehmen, weil die US-Regierung für einen derartigen Kauf keine Garantien geben wird. Das war etwa im Zuge der Finanzkrise der Fall, als die US-Regierung für viele gefallene Banken Milliarden an Steuergeldern springen ließ – bis dann die Entscheidung getroffen wurde, Lehman Brothers nicht mit Steuergeldern zu retten. Shareholder der börsennotierten Bank werden also durch die Finger schauen.

Laut CBS ist aber auch die Rede davon, dass die Überreste der SVB an eine ausländische Bank verkauft werden könnten. Derzeit versucht die zuständige Finanzbehörde California Department of Financial Protection and Innovation (CFPI), die die Schließung der Bank am Freitag anordnete, Assets der SVB zu verkaufen, um Liquidität zu bekommen. Bankkunden wurde versprochen, dass demnächst zusätzlich zu den 250.000 Dollar besicherten Einlagen auch Dividenden ausgezahlt werden.

Da fällt sofort Großbritannien ein. Dort gibt es mittlerweile Berichte, die besagen, dass die ebenfalls insolvente UK-Tochter der SVB einen Käufer aus dem Nahen Osten („Middle East“) finden könnte. Da fallen natürlich sofort Banken aus den Vereinigten Arabische Emiraten, Qatar oder Saudi-Arabien ein. Gerade diese Regionen sind aufgrund des absehbaren Ende des Ölgeschäfts sehr stark auf Innovation und Technologie aus, weswegen die SVB mit zehntausenden Startup-Kunden und hunderten Kunden aus dem VC-Business einen guten Fit ergeben würde. Gerüchte, dass die VAE-Staatsfonds Abu Dhabi Investment Authority und Mubadala involviert sein sollen, wurden aber dementiert.

Silicon Valley kämpft gegen den Super-GAU

Laut Yellen arbeiten die Finanzbehörden aktuell aber daran, jene Firmen, die nun um ihre Einlagen bei der SVB fürchten, zu schützen. „Wir sind uns der Probleme, die die Einleger haben werden, sehr bewusst“, sagte Yellen in dem Interview. „Viele von ihnen sind kleine Unternehmen, die Menschen im ganzen Land beschäftigen, und natürlich ist dies eine große Sorge, und wir arbeiten mit den Aufsichtsbehörden zusammen, um zu versuchen, diese Bedenken auszuräumen.“

Das würde in etwa der Forderung einer Online-Petition von mehr als 3.500 CEOs und Gründer:innen (initiiert von Y Combinator) entsprechen. Wie berichtet wurde da gefordert: „Die Aufsichtsbehörden müssen eine Sicherung der Einleger durchführen. Wir bitten nicht um eine Bankenrettung.“Wie das aussehen könnte, ist zur Zeit aber unklar. Etwa 85% der Einlagen der Silicon Valley Bank sind nicht besichert. Unternehmen haben im Schnitt dort etwa 4,2 Millionen Dollar liegen, aber der Einlagenschutz geht nur bis 250.000 Dollar in den USA und etwa 100.000 Dollar in UK. Wer am Ende für die Differenz aufkomme könnte, ist mehr als fraglich. Deswegen müssen Startup-Gründer:innen zur Zeit ihre Runways überdenken und möglicherweise zu miesen Konditionen auf Fundraising gehen (mehr dazu hier).

„US-Bankensystem ist widerstandsfähig“

US-Finanzministerin Yellen hat derweil keine Angst, dass die Pleite der SVB auf andere Banken übergreifen könnte. Als Spezialbank für die Startup- und VC-Industrie ist sie weniger diversifiziert als andere und war zuerst dem Tech-Hype und dann dem Crash von 2022 der Branche voll ausgesetzt. „Das amerikanische Bankensystem ist wirklich sicher und gut kapitalisiert. Es ist widerstandsfähig“, sagte sie. „Nach der Finanzkrise von 2008 wurden neue Kontrollen eingeführt, eine bessere Überwachung von Kapital und Liquidität, und es wurde in den ersten Tagen der Pandemie getestet und hat seine Widerstandsfähigkeit bewiesen. Die Amerikaner können also Vertrauen in die Sicherheit und Solidität unseres Bankensystems haben.“

Bis dato wurde befürchtet, dass die SVB-Pleite auch bei anderen, vor allem Regionalbanken einen Bankrun auslösen könnte. Immer mehr Menschen und Businesses könnten sich um ihre Einlagen fürchten. Das Vertrauen zumindest in einige Banken scheint erschüttert. Ende der Handelswoche fielen die Aktienkurse der PacWest Bancorp, der First Republic Bank oder Signature Bank stark. In der Rolle als US-Finanzministerin versucht Yellen nun zu beruhigen – was sonst.

Kollaps der Silicon Valley Bank kann tausende Startup-Tode nach sich ziehen

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