Heartland Greenway-Pipelineprojekt

USA: Pläne für CO2-Pipeline im Wert von 3,1 Milliarden Dollar ins Wasser gefallen

CO2-Pipelines sollen Kohlendioxid an Orte transportieren, wo es gelagert werden kann. © pixabay.com
CO2-Pipelines sollen Kohlendioxid an Orte transportieren, wo es gelagert werden kann. © pixabay.com
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Navigator CO₂ Ventures hat letzte Woche beschlossen, das Heartland Greenway-Pipelineprojekt im Wert von 3,1 Milliarden Dollar aufzugeben. Das Projekt hatte das Ziel, jährlich 15 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus Mais-Ethanolproduktionsanlagen im Mittleren Westen abzufangen und dauerhaft in unterirdischen Speichern zu deponieren. Nach Angaben von Navigator CO₂ wurden die „regulatorischen Herausforderungen“ als unüberwindbar angesehen. Dabei habe jedoch auch der Widerstand durch Landbesitzer: innen und Klimaaktivist: innen eine nicht unbedeutende Rolle gespielt.

CO2 aus Ethanol- und Düngemittelfabriken zu sammeln und unterirdisch transportieren

Navigator CO₂ Ventures ist ein in Texas ansässiges Infrastrukturunternehmen, das Industriekunden im Mittleren Westen mit „innovativen Lösungen zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung“ anbieten möchte. Das nun eingestellte Projekt sah vor, Pipelines durch fünf US-Bundesstaaten – und zwar South Dakota, Nebraska, Minnesota, Iowa und Illinois – zu verlegen, um Kohlendioxid aus Ethanol- und Düngemittelfabriken zu sammeln und das Gas zu einem unterirdischen Speicherort in Illinois zu transportieren. Mehrere  Investoren unterstützten dieses Vorhaben, darunter BlackRock, ein US-amerikanisches Ölraffinerieunternehmen namens Valero Energy und Poet, ein führendes US-amerikanisches Biokraftstoffraffinerieunternehmen.

Heartland Greenway ist dabei Teil einer Welle von CCS-Projekten (Carbon Capture and Storage), die darauf abzielen, Steuererleichterungen in Milliardenhöhe zu nutzen, die im Rahmen des Inflation Reduction Act, dem bahnbrechenden Klimagesetz, das Biden letztes Jahr unterzeichnet hat, verfügbar sind. Das Ganze zielt im Grunde darauf ab, Unternehmen beim Aufbau einer Infrastruktur zur CO2-Abscheidung zu unterstützen.

Projekt abgebrochen

Letzten Freitag gab Navigator CO₂ allerdings bekannt, dass die Umsetzung seines Projekts zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) namens Heartland Greenway als „zu anspruchsvoll“ betrachtet wurde, da die regulatorischen und staatlichen Verfahren in South Dakota und Iowa als „unberechenbar“ empfunden wurden. Laut der staatlichen Regulierungsakte zog Navigator am 10. Oktober seinen Genehmigungsantrag in Illinois zurück, wo das Unternehmen hoffte, den abgeschiedenen Kohlenstoff zu speichern.

Im Detail sagte Matt Vining, Vorstandsvorsitzender von Navigator CO: „Als gute Kapitalverwalter und verantwortungsbewusste Manager von Menschen haben wir die schwierige Entscheidung getroffen, das Heartland Greenway-Projekt abzubrechen.“

Landbesitzer:innen fürchteten Beschlagnahmung von Eigentum

Was zu dieser Entscheidung beigetragen haben soll? Die Projektgegner, zu denen örtliche Landbesitzer:innen und Umweltschützer:innen gehörten. Landbesitzer:innen hätten vor allem Bedenken „hinsichtlich der Sicherheit“ sowie  „der möglichen Enteignung von Grundstücken“ gehabt. Obwohl CCS-Projekte das Ziel haben, Kohlenstoff über Jahrzehnte hinweg unter der Erdoberfläche zu speichern, um zu verhindern, dass er als Treibhausgas zur Erderwärmung beiträgt, betrachten auch viele Umweltschützer:innen CO₂-Pipelines als „gefährlich“ und als „eine Methode, die die fossile Brennstoffindustrie unterstützen könnte“.

Laut Peter Findlay, einem Analysten bei Wood Mackenzie, stelle Widerstand wie dieser grundsätzlich „eine große Herausforderung für CCS-Pipelineprojekte dar“. Er betonte, laut Ars Technica, dass die größten Herausforderungen hierbei jedoch die geplante „Länge“ und die damit zusammenhängende  Tatsache, dass „die Pipelines sich über mehrere Bundesstaaten mit unterschiedlichen Genehmigungsverfahren erstrecken“ sein würden.

Schlüsselrolle in der Klimastrategie von Präsident Joe Biden

Die Abkehr von Navigator von seinem Flagship-Projekt im Wert von 3,1 Milliarden Dollar, das damit zu den größten seiner Art in den USA zählte, stellt für viele andere in der Branche einen Rückschlag dar. Vor allem für jene, die die Piplines als „eine Schlüsselrolle in der Klimastrategie von Präsident Joe Biden“ betrachten würden.

Diese Entscheidung sei klarerweise auch ein Schlag für die kohlenstoffintensive Mais-Ethanol-Raffinerieindustrie, die sich als Stütze der ländlichen Wirtschaft im Mittleren Westen sieht und die CCS-Projekte im industriellen Maßstab als Möglichkeit zur Emissionsreduzierung anstrebt. Die Renewable Fuels Association, eine Lobbygruppe der Ethanolindustrie, zeigte sich daher enttäuscht von der Entscheidung von Navigator, soll jedoch weiterhin das Ziel verfolgen, „bis 2050 oder sogar früher Ethanol mit Netto-Null-Emissionen herzustellen“.

Sieg für Coalition To Stop CO₂ Pipelines

Auf die Entscheidung von Navigator eingehend freute sich auf der anderen Seite die Coalition To Stop CO₂ Pipelines, fügte aber hinzu: „Wir wissen auch, dass die von der Bundesregierung bereitgestellten Steueranreize für die Kohlenstoffabscheidung, den Transport und die Speicherung wahrscheinlich dazu führen werden, dass sich ein anderes Unternehmen dafür entscheidet.“

Offene Tür für Konkurrenz

Eines dieser „anderen Unternehmen“ wäre wohl Summit Carbon Solutions, das den Bau eines noch größeren CO₂-Pipeline-Netzwerks im gesamten Mittleren Westen plant. Es gab jedoch letzte Woche bekannt, dass das Projekt ebenso aufgrund von Genehmigungsproblemen erst Anfang 2026 in Betrieb gehen würde, statt wie geplant 2014. Peter Findlay, Analyst bei Wood Mackenzie, meinte, das Summit-Projekt könne von der Einstellung der Navigator-Pipeline profitieren, da viele der ursprünglich für dieses Projekt vertraglich vereinbarten Ethanolanlagen nun Summit oder einem anderen von Wolf Carbon Solutions vorgeschlagenen Konkurrenzprojekt näher kommen könnten.

 

USA will CO2-Pipelines bauen, doch deren Sicherheit sorgt für Bedenken

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