Diskussion

USA vs. Europa: Der harte Kampf der HealthTech-Startups um Wachstum

Levy Health gehört zum Portfolio des VCs Calm/Storm. Caroline Mitterdorfer (links) ist gebürtige Wienerin. © Levy Health
Levy Health gehört zum Portfolio des VCs Calm/Storm. Caroline Mitterdorfer (links) ist gebürtige Wienerin. © Levy Health
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Die Standortdebatte im HealthTech-Sektor zwischen Europa und den USA gestaltet sich kontrovers. Während Investoren wie Sandeep Bakshi von Prosus Ventures und Shamik Parekh von HSBC Innovation Banking Europas Potenzial betonen, sieht Caroline Mitterdorfer, Co-Founderin und CEO des Startups Levy Health, deutliche Vorteile im US-Markt.

Das Panel fand im Rahmen der Calm/Storm Days statt, einem Gründer:innen- und Investor:innen-Event des österreichischen HealthTech-VCs Calm/Storm. Trending Topics war live vor Ort und hat sich ein Bild über die aktuellen Entwicklungen in der HealthTech-Szene gemacht.

Über Levy Health

„Bei JP Morgan Health in San Francisco wird Europa kaum erwähnt“, berichtet Mitterdorfer, die mit Levy Health 2024 in die USA expandierte. Das in Deutschland gegründete Startup hat eine Software für klinische Entscheidungsunterstützung im Bereich der reproduktiven Gesundheit entwickelt. Durch KI-Analysen werden Fertilitätsdiagnosen und Behandlungen optimiert, und darauf basierend individuelle Therapieempfehlungen abgeleitet.

Warum es Levy von Deutschland in die USA zog

Als Hauptgründe für den Umzug nennt Mitterdorfer bessere Finanzierungsmöglichkeiten und verständlichere regulatorische Rahmenbedingungen: „Die FDA ist nicht einfacher als der europäische Regulierungsrahmen, aber deutlich geradliniger. Man versteht die Anforderungen und kann sie systematisch abarbeiten.“ Außerdem werde in den USA sehr viel Wert auf Vertrieb und Distribution gelegt. Es gehe stark darum, wer die richtigen Kontakte hat und welche Netzwerke man nutzen kann, so die Levy-Co-Founderin zu den kulturellen Unterschieden.

„In Europa hat es uns eineinhalb Jahre und mehrere Behörden gekostet, überhaupt herauszufinden, ob wir unter die Medical Device Regulation (MDR) oder die In Vitro Diagnostic Regulation (IVDR) fallen“, kritisierte Mitterdorfer. Viele Unternehmen schafften es nicht, zertifiziert zu werden, bevor das Geld ausgeht.

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Harter europäischer Boden

Shamik Parekh, Leiter des Early-Stage-HealthTech-Teams bei HSBC Innovation Banking, sprach über die Faktoren, die HealthTech-Startups die Skalierung in Europa erschweren. Zum einen gebe es kulturelle und sprachliche Unterschiede innerhalb Europas sowie fragmentierte Gesundheitssysteme – dies erschwere die Skalierung enorm. In den USA sei der Markt homogener und dadurch einfacher zu bedienen. Zum anderen erwähnte auch er die komplexen Zulassungsprozesse.

Sandeep Bakshi, Direktor für europäische und US-Investitionen bei Process Ventures, dem größten börsennotierten Tech-Unternehmen in Europa, betonte: „Am Ende ist die Komplexität des europäischen Marktes eine der größten Herausforderungen – besonders wenn es um das Thema Finanzierung geht.“

Laut Bakshi denken Gründer:innen in den USA viel kommerzieller und wollen Deals schneller abschließen. Das begünstige die Einführung neuer Technologien und mache eine kommerzielle Skalierung möglich.

Die Panelist:innen waren sich einig: Der Zugang zu Kapital erweist sich als einer der Hauptgründe für die Abwanderung europäischer HealthTech-Unternehmen in die USA. Zudem sei es schwierig, in Europa einen auf HealthTech spezialisierten Investor zu finden, der sich auf den US-Markt fokussiert.

Europas Potenzial – trotz Hürden

Trotz der Herausforderungen sehen die beiden Investoren auch Chancen für den europäischen HealthTech-Sektor. Die strengen regulatorischen Anforderungen könnten als Qualitätsmerkmal dienen, und das hohe technische Niveau sowie gut ausgebildete Fachkräfte seien wichtige Standortvorteile. Für eine erfolgreiche Zukunft müsse Europa jedoch die Zulassungsprozesse vereinfachen und den Zugang zu Wachstumskapital verbessern.

Das Fazit: Europa verliert nicht zwangsläufig gegen die USA, muss aber seine Rahmenbedingungen verbessern – besonders bei Regulierung und Wachstumsfinanzierung. Für viele ambitionierte Startups wie Levy Health führt der Weg zum Erfolg derzeit noch über den US-Markt.

„Retrospektiv bin ich sehr glücklich, dass wir den Schritt in die USA gemacht haben“, resümiert Mitterdorfer. „Mit unseren US-Investoren fühle ich mich jetzt viel zuversichtlicher für die anstehende Series A.“

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