Vaultitude: Wiener Startup schützt geistiges Eigentum mit einer Blockchain
Die Eigenschaften einer Blockchain sind für Anwendungen in der Rechtsbranche wie geschaffen: Dort abgelegte Daten sind unveränderbar, die Blockchain ist transparent und sicher. Genau das macht sich nun ein neues LegalTech-Startup aus Wien zu nutze. Vaultitude ist eine Plattform, mit der Nutzer geistiges Eigentum aus den verschiedensten Bereichen schützen können. Ein Blockchain-Eintrag weist nach, dass eine Person, eine Firma oder Universität der Urheber einer Erfindung, eines Forschungsergebnisses oder etwa eines Kunstwerks ist.
„Vaultitude ist so leicht zu verwenden wie LinkedIn“, sagte Gründer Dominik Thor auf der Bühne der „Future Law“-Konferenz in Wien. Nach einer Registrierung kann man gegen eine Gebühr schützenswerte Inhalte hochladen, die dann über die Ethereum Blockchain abgesichert werden. Entweder die Information wird privat gespeichert, etwa ein Betriebsgeheimnis, oder öffentlich einsehbar und auch mit Google auffindbar.
Alternative zur Defensivpublikation
In letzterem Fall könnte Vaultitude die gängige Praxis der Defensivpublikation ersetzen, erklärt Thor im Gespräch mit Trending Topics. So kann man verhindern, dass jemand anderer mit derselben Idee diese zum Patent anmelden kann, weil die Neuartigkeit dann nicht mehr gegeben ist. Ein Blockchain-Eintrag hat einen unveränderbaren Zeitstempel und ist deshalb sehr gut geeignet, um nachzuweisen, wer eine Idee zuerst hatte. Erst im Juni hat ein solcher Nachweis eine Entscheidung in einem IP-Rechtsstreit herbeigeführt. „Gerade in China wird dieser Nachweis vor Gericht wertvoller sein, als etwa eine Devensivpublikation in einer europäischen Bibliothek“, erklärt Thor.
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Die Zielgruppe von Vaultitude sind dementsprechend große Unternehmen wie Microsoft, IBM oder Samsung und Universitäten und Forschungseinrichtungen. Betriebsgeheimnisse und Erfindungen lassen sich in einem „Vault“ auch privat schützen. Das Startup bietet dann die Möglichkeit diese Informationen mit ausgewählten Partnern zu teilen oder sogar die Rechte zu übertragen und dabei auch Blockchain-gesicherte NDAs abzuschließen.
Von der medizinischen Hautpflege zur Blockchain
Dominik Thor hat sein Startup alleine gegründet. Nach einer Karriere im Investmentbanking hat er gemeinsam mit einem Freund, dem plastischen Chirurgen Dominik Duscher, ein Medizin-Startup gegründet. Tomorrowlabs ist ebenfalls eine Wiener Firma und beliefert Ärzte mit Kosmetik-Produkten, vor allem im Bereich Anti-Aging. Dort sei er immer wieder vor dem Problem gestanden, Ergebnisse von Forschung und Entwicklung sichern zu müssen.
Mit seiner Idee, dieses Problem mit einer Blockchain zu lösen, hat Thor sich an die Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) gewandt und ist dort auf offene Ohren gestoßen: „Die haben gesagt, das gibt es noch nicht, fanden die Idee sehr spannend und unterstützen uns seither“.
Bisher eigenfinanziert, bewusst kein ICO
Thor ist Alleineigentümer der jungen Firma und hat die Entwicklung von Vaultitude bisher aus eigener Tasche finanziert. Auf einen ICO habe er bewusst verzichtet, weil gerade bei großen Unternehmen das Vertrauen sinke, wenn Kryptowährungen ins Spiel kommen. „Außerdem haben wir vom Markt her die spannende Phase für ICOs verpasst“.
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Mitte November geht die Plattform nun in die öffentliche Betaphase und wird von großen Unternehmen wie IBM, P&G oder Microsoft getestet. Thor hofft, das möglichst viele Tester danach zu Kunden werden, aber er weiß, dass die Mühlen in großen Konzernen langsam mahlen.
Ideen schützen ab 25 Dollar
Vaultitude verdient, wenn Nutzer Inhalte hochladen, je nach Inhaltstyp. Die private Ablage einer Idee oder eines Inhalts kostet ab etwa 25 Dollar, öffentliche „Defensivpublikationen“ gibt es ab 175 Dollar – wesentlich günstiger als andere Anbieter, wo diese Art des Schutzes ab 400 Dollar zu haben sei, betont Thor. In Zukunft kann sich der Jungunternehmer vorstellen, Vaultitude zu einem umfassenden Tool zur Verwaltung von IP und Patenten auszubauen.