VC-Fonds: „Jeder Tag, den wir warten, ist einer zu viel“
Der COVID-Startup-Hilfsfonds ist da und wird bereits diese Woche damit beginnen können, erste Zuschüsse an von der Corona-Krise getroffene Startups auszahlen zu können. Wo aber bleibt der zweite, von der Regierung angekündigte Teil des Startup-Rettungsschirms – der VC- oder Runway-Fonds?
Noch einmal zur Erinnerung: Der geplante Venture-Capital-Fonds wurde Mitte April (Trending Topics berichtete) von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) und Umweltschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz angekündigt. Zielvolumen sind 50 Millionen Euro, die von Privatinvestoren eingezahlt werden, und dieses Geld wird mit einer staatlichen Garantie in der Höhe von 50 Prozent besichert. Die Austria Wirtschaftsservice (aws) soll das operative Fondsmanagement ausschreiben und die Garantievereinbarungen der Fondsinvestoren verwalten.
„Es hängt in der Regierung“
Doch die Ausschreibung ist bis dato nicht passiert, und derzeit gibt es eigentlich keine klare Antwort darauf, wann und ob das überhaupt passieren soll. „Wir haben entsprechende Konzepte an unsere Auftraggeber übermittelt“, heißt es seitens aws bei einem virtuellen Roundtable von Trending Topics. „Wir sind gerade im Gespräch mit allen Beteiligten, um den VC-Fonds aufzusetzen. Bis dahin besteht jedoch bereits die Möglichkeit, den Startup-Hilfsfonds bei der aws zu beantragen“, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium.
„Wir warten selber drauf, weil das Instrument wichtig ist und weil uns täglich Startups verloren gehen, wenn sie nicht liquide bleiben. Jede Woche, die wir verschwenden, ist superkritisch“, sagte Lisa Fassl aus dem Komitee des Startup-Beauftragten der Bundesregierung, Michael Altrichter. „Es hängt in der Regierung. Wir im Komitee sind jetzt wieder zuversichtlich, dass sich die nächsten Wochen etwas tun wird. Da draußen sind schon einige Leute potenziell motiviert, in einen solchen Fonds einzuzahlen.“
Sollte der VC-Fonds nun tatsächlich ausgeschrieben werden können, stellt sich noch eine andere Frage: Gibt es in der aktuellen Situation auch genug Marktpotenzial, kann man derzeit überhaupt 50 Millionen Euro raisen? „Wir sind optimistisch. wenn es seitens Politik entsprechenden Support gibt, wenn Leitbetriebe, die heute schon mit Startups zusammen arbeiten, ein kleines Zeichen setzen, wenn die Investoren der Startup-Szene ein Zeichen setzen und die Republik durch diese Garantie auch noch das Risiko zu einem erheblichen Teil mindert, dann kann das gelingen“, Markus Lang von Speedinvest.
„Die Maßnahme kommt entweder bald oder nicht mehr“
„Jeder Tag, den wir warten, ist einer zu viel. Die Maßnahme kommt entweder bald oder nicht mehr, weil wir sie dann nicht mehr brauchen. Dann dürfen wir uns aber auch nicht aufregen, wenn wir als Startup-Ökosystem im internationalen Ranking zurückfallen“, so Lang weiter. „Es ist nicht nachvollziehbar, dass das seit Wochen nicht nur hängt, sondern es auch niemanden gibt, der verbalisieren kann, warum und wo das Thema hängt.“
Eine weitere Frage: Braucht es diesen VC-Fonds nun wirklich als zusätzliches Instrument neben den Zuschüssen aus dem VOCID-Hilfsfonds? „Wenn es hier institutionalisiert und dann auch noch zusätzlich mit Garantien ausgestattet weiteres Geld mobilisiert werden kann, dann sind genau solche VC-Fonds wunderbare Instrumente jenseits der privaten Investoren. Ich finde die Idee wunderbar, und sie soll rasch kommen“, sagt Andreas Steiner-Posch, Leiter Capital & Debt Advisory bei EY Österreich.
Die Diskussion zum VC-Fonds ist in diesem Video ab etwa Minute 43: