„Verheerende“ Folgen: Deutsche Bank warnt vor steigender Inflation
Die Deutsche Bank warnt vor möglicherweise „verheerenden“ Folgen einer Inflation. Würde der Fokus weiterhin nur auf „Stimulierungsmaßnahmen“ liegen und gleichzeitig etwaige „Inflationsängste“ weiterhin vernachlässigt werden, könnte das zu einer weltweiten Krise führen.
Inflation als „Zeitbombe“
David Folkerts-Landau, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, sprach laut dem Handelsblatt zuletzt sogar von einer „Zeitbombe“. Klar ist: Die Inflation ist wieder da – und sie steigt. In Europa liegt sie bei etwa zwei Prozent, in den USA sogar bereits bei fünf Prozent. In Österreich stieg sie zuletzt auch, im Mai lag sie laut Statista bei 2,8 Prozent. Gleichzeitig wurde gestern bekannt, dass die EZB die Leitzinsen vorerst nicht anheben will – sie bleiben damit bis auf weiteres bei 0,00 %, 0,25 % bzw. -0,50 % (die berühmt berüchtigten Negativzinsen, die man für Einlagen bezahlt). Für den Herbst rechnen deutsche Experten aber bereits mit vier Prozent Inflation – spätestens dann werden wohl auch die Leitzinsen angepasst werden müssen.
Überhitzter Markt in den USA
Vorerst gehen viele Ökonomen aber noch davon aus, dass die Inflation primär eine Folge der Geldwirtschaft in Corona-Zeiten ist. Sie sei dadurch „nur vorübergehend“, Grund zur Sorge gebe es keinen. Auch die EZB meinte zuletzt, zumindest in Europa seien die Effekte temporär und auf die Pandemie zurückzuführen. Für die USA sehen aber nicht wenige Expertinnen und Experten bereits Anzeichen eines überhitzten Marktes. Folkerts-Landau und sein Team warnen jedenfalls: Die expansive Geldpolitik, kombiniert mit weniger Arbeitsangebot und weniger Globalisierung könnten Inflationsrisiken erheblich steigern. Es fehle zudem an „Angst vor steigender Inflation und Staatsverschuldung“, viele Fiskalpakete für Covid-Maßnahmen in den USA seien zu ambitioniert gewesen und die „Verdopplung der FED-Bilanzsumme auf 8.000 Milliarden US-Dollar“ mache die Wirtschaftspolitik expansiv wie in den Jahren nach 1945 nicht mehr. Heißt; Auf dem Markt ist zu viel Geld, was in den „vergangenen 200 Jahren stets zu einem Anstieg des nominalen BIP in gleicher Höhe geführt“ habe.
Uneinigkeit bei der Risikoeinschätzung
David Folkerts-Landau geht zudem davon aus, dass die FED eher nicht in der Lage sein wird, die eigene Fiskalpolitik zu straffen und die Inflation in den Griff zu bekommen. Das werde jedenfalls zu spät passieren. „Die Folge der Verzögerung wird eine größere Störung der wirtschaftlichen und finanziellen Aktivitäten sein, als es sonst der Fall wäre, wenn die Fed endlich handelt“, heißt es von Folkerts-Landaus Team. „Dies wiederum könnte zu einer erheblichen Rezession führen und eine Kette finanzieller Notlagen auf der ganzen Welt auslösen, insbesondere in den Schwellenländern.“ Treffen werde es vorrangig „die Schwächsten in der Gesellschaft“, die Auswirkungen „könnten verheerend sein“.
Die FED wiederum geht vorerst davon aus, dass der „Inflationsdruck vorübergehend ist“, man gehe davon aus, dass das Auslaufen der erhöhten Arbeitslosenunterstützung die Arbeitnehmer in den kommenden Monaten zurück an ihren Arbeitsplatz schicken werde, was den Lohndruck abschwächen soll. Der Preisdruck wiederum werde sich gewissermaßen von alleine regeln. Die Deutsche Bank sieht das anders und befürchtet, dass die pandemiebezogene Stimulierung fortgesetzt wird – und letztlich zu einer Rezension führen könnte.