Bundeskanzler Nehammer wünscht sich den Verbrennermotor zurück
Unter dem Motto „Technologieoffenheit und Deregulierung“ hat sich der Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) heute unter Beisein von Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP), Vertretern von Autofirmen und Industrie sowie dem steirischen Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) gegen das ab 2035 geplante Verbrenner-Aus in der EU ausgesprochen. Begründet wird das damit, dass der Wirtschaftsstandort Österreich, wo es viele Zulieferbetriebe für die Autoindustrie gibt, leiden könnte.
„Ganz wichtig ist auch, wie sich die Autoindustrie und -produktion weiterentwickeln kann. Österreich ist ein Autoland und deswegen braucht es aus meiner Sicht ein Aus vom Verbrenner-Aus“, sagte der Bundeskanzler. „Es ist eine rückwärtsgewandte Sichtweise, zu glauben, dass man durch Verbote Innovation und Forschung voranbringen kann. Das Gegenteil ist der Fall. Die EU ist der einzige Wirtschaftsraum weltweit, der das Verbrenner-Aus beschlossen hat. In weiterer Folge bedeutet das Wettbewerbsnachteile und die Gefährdung von Arbeitsplätzen.“
Wie mehrmals berichtet, will die EU ab 2035 ein Verbot für den Verkauf von neuen Autos mit Verbrennermotoren. Wie ebenfalls berichtet, wurde da aber sowieso eine Hintertür für E-Fuels offen gelassen, die meistens mit „Technologieoffenheit“ gemeint sind. E-Fuels versprechen weniger Emissionen als Benzin oder Diesel, werden aktuell aber noch sehr teuer und in homöopathischen Mengen u.a. von Porsche in Südamerika hergestellt. Die EU will, dass das Verbrenner-Verbot 2026 noch einmal überprüft wird. Dann ist wahrscheinlich, dass nach 2035 weiter auch Verbrennermotoren zum Verkauf erlaubt sind, sofern diese nur mit E-Fuels getankt werden. Da es auch nach 2035 Tankstellen mit Sprit geben, wird ist da aber nicht klar, wie das in der Praxis garantiert werden kann.
Grüne: „Festhalten am Verbrenner komplett irrsinnig“
Jedenfalls steht fest, dass in Österreich viele Jobs an der klassischen Autoindustrie hängen – laut Acredia-Studie könnte die Transformation zur Elektromobilität in Europa 730.000 Arbeitsplätze bedrohen, in Österreich wären das heruntergebrochen 11.280 Jobs. Was man aber am Markt auch sieht, ist, dass Unternehmen wie Magna Steyr oder Steyr Automotive teilweise mehr, teilweise weniger erfolgreich auch E-Autos bauen.
Der Koalitionspartner der ÖVP, die Grünen, waren am Gipfel durch den Vorsitzender der Europäischen Grünen, dem Steirer Thomas Waitz, vertreten. Der meinte, dass „das Festhalten am Verbrenner komplett irrsinnig“ sei.
E-Fuels werden aus Wasserstoff, der mittels Elektrolyse aus Wasser gewonnen wird, und aus der Atmosphäre entnommenes CO2 hergestellt. Der dafür notwendige erneuerbare Strom stammt aus Wind- und Solaranlagen. Allerdings gelten E-Fuels als wesentlich umweltschädlicher als gewöhnliche E-Mobilität, weil der Energieaufwand bei der Herstellung so hoch ist. Das „Aus vom Verbrenner-Aus“ ist definitiv ein Wahlkampf-Thema, die ÖVP will damit bei der EU-Wahl punkten – somit kommt der Auto-Gipfel heute zeitlich nicht überraschend wenige Tage vor den Europawahlen, die vom 6. bis 9. Juni 2024 stattfinden.