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Energiezukunft: Wie man schmutzige Kohle durch grünen Wasserstoff ersetzen kann

Wenn unser „Haus brennt“, wie die 16-jährige Umweltaktivistin Greta Thunberg der Welt eindrucksvoll vor Augen hielt, dann ist längst Zeit zu Handeln. Auf der einen Seite gilt es, die CO2-Produktion weltweit durch erneuerbare Energien zu reduzieren, auf der anderen Seite geht es um die intelligente Nutzung von Strom und Wasserstoff.

Im Interview mit Trending Topics spricht Martin Wagner, Managing Director der VERBUND Solutions, über die Energiewende, über den Trend zu Photovoltaik und dezentraler Speicherung von Strom, über den Hype rund um Blockchain und den Boom der Elektroautos – und wie man mit grünem Wasserstoff Kohle in der Stahlindustrie ersetzen kann.

Trending Topics: Auch wenn manche den Klimawandel nicht wahrhaben wollen, so ist er doch Fakt. Auch Österreich hat Ziele für die Energiewende. Welchen Beitrag leistet VERBUND?

Martin Wagner: VERBUND ist seit jeher Spitzenreiter in der erneuerbaren Energie in Österreich. Wir liefern hier einerseits unseren Beitrag in der Wasserkraft, auf der anderen Seite muss man überlegen, woher die Potenziale kommen, die bis 2030 umgesetzt werden sollen. Das Ziel ist hier, unseren Beitrag bei der Wasserkraft zu leisten, und auch bei der Photovoltaik ganz massiv dabei zu sein.

Österreich ist in Sachen erneuerbarer Energien einer Spitzenreiter in der EU, mit einem Anteil von rund 75 Prozent. Wie schaffen wir die restlichen 25 Prozent?

Unser Credo für das Energiesystem der Zukunft ist: weniger Energie, mehr Strom. Auf Erzeugungsseite produzieren wir schon derzeit 40 Prozent des Stroms, der in Österreich produziert wird, und den zu 96 Prozent aus erneuerbarer Energie. Unser Ziel ist, auf Sicht und binnen Frist auf 100 Prozent kommen. Das ist eine machbare Sache, bezieht sich aber nur auf VERBUND. Ihre Frage bezieht sich auch die restlichen 25 Prozent. Und hier wird es notwendig sein, insbesondere Photovoltaik, bis zu einem gewissen Teil auch Windkraft in das Energiesystem hineinzubringen.

Die Verbrauchsseite ist auch interessant. Hier geht es darum, den gesamten Energiebedarf hinunter zu bekommen, und zwar mit der höchst veredelten Energieform, also mit dem Strom. Ein Beispiel dafür ist der grüne Wasserstoff. Das ist ein Thema, das man aus der Elektromobilität kennt, das ist aber nur eines der Einsatzgebiete. Wasserstoff ist auch ein ganz wesentlicher Produktionsfaktor für verschiedene Industrien. Beispiele sind die Stahlindustrie, die Treibstoffproduktion, Raffinerien und verschiedenste chemische Betriebe, die Wasserstoff einsetzen.

Was wir hier machen, ist, grünen Wasserstoff aus den erneuerbaren Energien, die wir produzieren, zu erzeugen. Dieser wird an Kunden verkauft.

Wie wird dieser grüne Wasserstoff produziert und wie wird er wieder verbraucht?

voestalpine und VERBUND sind gerade dabei, eine echte Lösung für eine stark CO2-generierende Industrie zu schaffen. Wir sind hier Spitzenreiter und an vorderster Front in einer möglichen Revolution eines ganzen Industriesektors. Die Ausgangssituation: In der derzeitigen Stahlproduktion im Hochofen kommt Koks und Kohle zur Produktion zum Einsatz. Das ist natürlich ein stark CO2-emittierender Prozess, und hier kann in Zukunft Wasserstoff eingesetzt werden.

Aus unserer Sicht und aus Sicht der voestalpine soll das nicht irgendein Wasserstoff sein, sondern grüner Wasserstoff. Dazu gibt es ein neues Elektrolyseverfahren, das sehr gut dazu geeignet ist, volatile Energieträger als Primärenergie einzusetzen. Das ist nichts, was von heute auf morgen passiert. Wir bauen mit unserer PEM-Anlage (Polymer Electrolyte Membrane, Anm.) eine 6-Megawatt-Anlage. Das ist die weltweit größte derzeit.

Wird der Strom der Zukunft dezentral gespeichert?

Österreich ist mit seinen Pumpspeicherkraftwerken in einer extrem begünstigten Position, was das Speicherangebot angeht. Wir haben mit unseren Speichern in den Alpen, die wir seit Jahrzehnten betreiben, eine super Ausgangsposition und kennen uns mit dem Thema grundsätzlich sehr sehr gut aus. Was aber jetzt passiert ist, dass wir von einer zentralen Bewirtschaftung der Speicher in ein stark dezentrales System gehen.

Wie sehen Sie da das Thema Blockchain bei den Überlegungen zu zukünftigen Technologien?

Blockchain ist sicher das gehypteste Thema in der Energiewirtschaft der letzten Jahre. Im Prinzip ist es eine Datenbank mit hohem Sicherheitsstandard und mit der Möglichkeit, für viele Teilnehmer eine hohe Transparenz zu gewährleisten und eine hohe Transaktionssicherheit zu ermöglichen. Der Energiemarkt hat sehr viele einzelne Teilnehmer, und hier eine Vernetzung abzubilden, scheint auf den ersten Blick ein guter Anwendungsfall für Blockchain zu sein. Ein Usecase ist die verteilte Energieproduktion und die Möglichkeit für Privatkunden, Strom direkt an andere Marktteilnehmer zu verkaufen.

Was man aber nicht vergessen sollte ist, dass nicht immer die Sonne scheint, nicht immer der Wind weht und der Kunde ein ziemlich hohes Bedürfnis danach hat, dass er am Abend fernsehen oder sich ein Essen wärmen kann. Man muss in der Lage sein, mit solchen dezentralen Systemen die Versorgungssicherheit aufrecht zu erhalten. Das ist ein Thema, wo die Blockchain-Lobby oft zu kurz greift.

Wir selbst schauen uns das natürlich auch an. Wir haben eine Anlage im KMU-Umfeld in Auhof aufgebaut, wo verschiedenste Handwerksbetriebe eingemietet sind. Wir haben dort eine große Photovoltaikanlage. Und dort verkauft der Radatz, der die Wurstsemmeln macht, dem Reifenhändler den Strom. Das ist eine spannende Geschichte, die ein hohes Kunden-Involvement bringt. Das ist ein wichtiger Aspekt: Die Energiewirtschaft war in der Vergangenheit immer sehr geschlossen, und entsteht hier plötzlich ein symbiotisches System, wo die Energie hin und her gehandelt werden kann.

Kommen wir zum Thema Elektromobilität. Bei vielen Konsumenten gibt es noch die Reichweitenangst. Wie wird investiert, um Ladestationen flächendeckend anbieten zu können?

Wir sind seit Beginn der Elektromobiltiätswende mit dabei und haben bereits 2012 das Unternehmen Smatrics mitgegründet. Das Unternehmen gehört auch nicht mehr nur VERBUND und Siemens, sondern haben eine schlagkräftige Konstruktion mit dem 40-Prozent-Anteilseigner OMV aufgebaut. So haben wir ein super Setup gefunden, um die Nachfrage nach Ladeinfrastruktur erfüllen zu können. Wir werden Ladepunkte mit Leistungen bis zu einem Megawatt zur Hälfte aus dem Netz und zur anderen Hälfte aus einem großen Speicher. wenn kein Kunde da ist, wird die Batterie aus dem Netz aufgeladen, und wenn die volle Leistung benötigt wird, wird alles, was aus dem Netz möglich ist, mit dem, was aus der Batterie möglich ist, kombiniert.

Heute sind wir es gewohnt, zur Tankstelle zu fahren. Wo aber werden wir in Zukunft unsere E-Autos aufladen?

Das erste ist das Laden zu Hause. Das zweite ist das so genannte Destination Charging – also dort, wo man hin unterwegs ist. Das ist primär der Arbeitsplatz. Wir arbeiten mit unserem Unternehmen Smatrics besonders daran, Unternehmen zu ertüchtigen, Ladeinfrastruktur für ihren eigenen Fuhrpark, aber auch für Mitarbeiter mit privaten Elektrofahrzeugen aufzubauen. Das Dritte sind Plätze wie Einkaufszentren, wo Kunden Zeit verbringen. Bei der Überwindung der Reichweitenangst können wir mit Ultraschnellladestationen mit höchster Leistung die Reise unserer Kunden verlängern.

In Österreich ist VERBUND, Österreichs führendes Stromunternehmen, ein wichtiger Player im Rennen um eine umweltverträglichere Energiezukunft. Rund 40 Prozent des heimischen Stroms werden in den Kraftwerken (übrigens zu 90 Prozent aus Wasserkraft) des Unternehmens produziert. Zwar ist Österreich einer der Vorreiter, was erneuerbare Energien angeht, doch um die Energiewende zu schaffen, investiert VERBUND viel in wichtige Technologien der Zukunft. So gilt es, für eine Zeit bereit zu sein, in der private Haushalte Sonnenenergie produzieren, in der Elektroautos die Straßen dominieren, in der man sich von Koks und Kohle in der Industrie verabschieden will – und in der vielleicht sogar via Blockchain Strom gehandelt wird.

Dieses Interview entstand im  Rahmen einer Kooperation zwischen VERBUND und Trending Topics.

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