Verbund X Ventures: Der Evergreen für die Energiewende
Der größte Energiekonzern Österreichs, der Verbund, investiert seit kurzem auch in Startups. Grundvoraussetzung für Gründer:innen, um ein Investment von dem Riesen zu bekommen: Sie müssen Impact liefern und skalieren können.
Im September 2022 glich es einem Paukenschlag in der österreichischen Startup-Branche: Österreichs größter Energiekonzern ist mit einem eigenen Investment-Vehikel, das auf den Namen Verbund X Ventures hört, an den Start gegangen. Für Branchenkenner war das nicht ganz überraschend, da Verbund bereits seit vielen Jahren über Accelerator-Programme mit Startups aus In- und Ausland arbeitet. Doch nun ging es daran, selbst in Startups zu investieren. „Mit unserer Corporate Venture Capital Einheit, VERBUND X Ventures, verfolgen wir ein klares Ziel: Impact schaffen, um die Energiewende zu beschleunigen. Unsere Investments sind daher darauf ausgerichtet, nicht nur eine finanzielle Rendite zu erzielen, sondern sollen auch dabei unterstützen, die Energiewende zu beschleunigen. Alle unsere Portfolio-Unternehmen haben sich zum Ziel gesetzt, mit ihrem Beitrag Teil der Energiewende zu sein“, sagt Franz Zöchbauer, Geschäftsführer von VERBUND X Ventures.
Verbund X Ventures ist dabei ein so genannter CVC – also ein Corporate Venture Capitalist. Das bedeutet, dass Investments ein wenig anders funktionieren als bei herkömmlichen VCs. „Als Corporate Venture Capital Einheit der VERBUND AG bringen wir umfangreiche Marktkenntnisse, Erfahrungen und ein großes Netzwerk in der Energiebranche mit. Das hilft unseren Portfolio-Unternehmen schneller zu wachsen. Zudem haben wir eine langfristige Perspektive. Anders als traditionelle VCs investieren wir längerfristig in Startups. Dadurch kann das Startup eine stabilere und nachhaltigere Finanzierung erhalten“, sagt Zöchbauer.
Dauerbrenner Energie
Der zweite Unterschied zu klassischen VC-Fonds ist die so genannte Evergreen-Struktur von Verbund X Ventures. Es gibt also keine fixe Fondslaufzeit und kein fixes Gesamtvolumen. „Wann ein Startup einen ROI generieren ‚muss‘, ist im Wesentlichen abhängig von der jeweiligen Stage, in der wir investieren“, sagt Zöchbauer. „Bei Seed-Startups ist das meist ein längerer Zeitraum und bei Series-A-Investments erwarten wir uns bereits früher einen ROI. Nachdem wir allerdings als Evergreen-Fund strukturiert sind, sehen wir diese Zeiträume nicht allzu streng.“
Der Fokus von Verbund X Ventures liegt wenig überraschend bei Energy und ClimateTech. Zöchbauer nennt vier Trends, die die Energiebranche in den nächsten Jahren prägen werden und damit spannende Betätigungsfelder für Startups sind: Die Speicherung von Energie, die Digitalisierung des Energiesystems, neue Geschäftsmodelle entstehen und ein immer komplexeres Energiesystem. Ein Beispiel ist HalloSonne, das erste Startup im Portfolio. Dieses erleichtert es Privathaushalten, eine PV-Anlage zu bestellen und installieren zu lassen – inklusive der passenden Finanzierung der doch kostspieligen und langfristigen Anschaffung. „Für uns ist wichtig, dass das Gesamtkonzept in sich stimmig ist. Man kann dies gut mit einer Symphonie vergleichen. Eine Symphonie besteht aus vielen verschiedenen Instrumenten, die harmonisch zusammenwirken müssen, damit eine gute Komposition daraus entsteht“, sagt Zöchbauer. „Ähnlich sehen wir das bei Investments: Das Geschäftsmodell, das Produkt, der Wachstumsplan und das Team müssen aufeinander abgestimmt sein, damit wir ein Investment tätigen.“
Impact für das Klima
Umgekehrt betrachtet gibt es für Verbund X Ventures natürlich auch Red Flags – also Faktoren, die vom Investment absehen lassen. „Für uns gibt es im Grunde zwei große Red Flags: Erstens, wenn das Startup kein skalierungsfähiges Geschäftsmodell hat und zweitens, wenn das Startup keinen Impact generiert. Das Gründer:innen-Team muss uns auch überzeugen und voll und ganz hinter der Vision des Portfolio-Unternehmens stehen“, sagt Zöchbauer. Während es nach dem Boom-Jahr 2022 deutliche Rückgänge in Verticals wie Fintech oder Crypto gegeben hat, ist es beim Kernbereich von Verbund X Ventures anders. „2022 hat sich eine angespannte Finanzierungslage für Startups weltweit gezeigt, vor allem in der zweiten Jahreshälfte kam es zu zurückhaltenden Investitionen. Jedoch konnte man im ClimateTech-Sektor ein großes Interesse der Investor:innen erleben. Insbesondere Startups mit Energielösungen oder -technologien haben im Vergleich zu 2021 einen Anstieg an Investitionen erlebt und weniger Herausforderungen als Startups in anderen Branchen gehabt“, sagt Zöchbauer. „Climate Tech ist definitiv ein Bereich, der an Relevanz gewonnen hat und auch bei Investor:innen immer beliebter wird und im Fokus steht.“
Fotos: David Visnjic
Fonds-Größe: Im Unterschied zu klassischen Venture Capital Fonds hat VERBUND X Ventures keine fixe Fondslaufzeit und kein fixes Gesamtvolumen. Für Startup-Investments steht ein genehmigtes Rahmenbudget zur Verfügung, das für Investments abgerufen wird.
Gründer & Partner: Franz Zöchbauer und Andreas Bräuer sind Geschäftsführer, die VERBUND Ventures GmbH ist ein Unternehmen in 100% Eigentum der VERBUND AG.
Fonds-Größe: 5
Portfolio-Soonicorns: HalloSonne
Ticket-Größen: Late Seed & Series A, Ticketgrößen zwischen 250.000 und 5 Mio. Euro
Verticals / Suchfelder: Climate Tech, Energy
Pitch-Deck-Einreichung: www.verbundx.com/en-at/ventures
Welche 3 Startups hätten Sie gerne im Portfolio?
1. Eines, das die dezentrale Energiewende wesentlich bis
2030 vorangetrieben hat
2. Eines, das die Schnittstelle Energie und Digitalisierung optimal verbindet
3. Ein österreichisches Startup, dass bis 2030 ein globaler Champion geworden ist
Dieses Interview stammt aus unserem neuen Magazin „Founders Guide“. Das 60-seitige Magazin steht hier kostenlos zum Download parat.