Verschlechterte Verhältnisse zwischen Startup-Gründer:innen und ihren Investoren
Es ist eine alte Weisheit im Startup-Business: Geht es Gründer:innen gut, geht es Investor:innen gut, und umgekehrt – denn beide sind im VC-Business darauf angewiesen, dass die Jungfirmen erfolgreiche Exits schaffen. Doch in der aktuellen Situation, in der Risikokapital rar ist und Exits ebenso, haben sich die Beziehungen zwischen den Startup-Gründer:innen und ihren Geldgebern dramatisch verschlechtert. Das zeigt eine Umfrage von Sifted unter Gründer:innen in Europa.
Den Ergebnissen der Umfrage zufolge sagen 44 Prozent der Teilnehmer:innen, dass sich ihr Verhältnis zu den Investoren verschlechtert hat; 27% sagen sogar, dass es sehr viel schlechter geworden ist. Das bedeutet, dass also insgesamt 71 Prozent und damit deutlich mehr als zwei Drittel schlechtere Beziehungen zu Investoren unterhalten als noch vor einem Jahr. Nur 26 Prozent sagen, dass die Beziehung besser wurde (3% „viel besser“):
Für die Umfrage wurden allerdings nur etwa knapp 100 Gründer:innen bzw. C-Level-Personen in Startups befragt – repräsentativ ist die Umfrage damit weder für Europa noch für Großbritannien, wo Sifted als Tochter der Financial Times den Hauptsitz hat. Allerdings kann man die Umfrage zumindest als Symptom der angespannten Lage am Startup-Markt lesen. Wie bekannt ist, sind Finanzierungsrunden derzeit für Startups wie Scale-ups spärlich gesät. Viele Investoren sind darum bemüht, ihre Portfolios zu stützen.
Das Hauptproblem ist, dass Startups es derzeit kaum zum Exit bringen. Dazu sind ihre Wachstums- und Umsatzzahlen aufgrund der Wirtschaftslage in Europa oft nicht gut genug, und viele sind am Ende des Runways angelangt. Auch in Österreich gibt es bereits eine Vielzahl an Pleiten, Schließungen und Sanierungsverfahren.
Wenn Startups keine Exits (Verkäufe oder IPOs) machen können, dann bedeutet das, dass die investierten Gelder der Investoren eingefroren sind. Sie bräuchten aber Liquidität, um die LPs ihrer Fonds bedienen zu können bzw. neues Geld wieder in den Startup-Kreislauf pumpen zu können. Dieser Kreislauf stockt derzeit aber.
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