Vertus Energy: Wiener Biogas-Startup sichert sich 8,75 Millionen Euro
Gase, die nicht aus dem Boden geholt werden, sondern aus biogenen Stoffen entstehen, also etwa bei der Zersetzung von organischem Material auf Mülldeponien oder Abfallanlagen: Das sind Verfahren, in denen Biogas oder grünes Gas entsteht. Und es ist auch jene Branche, in der ein bisher kaum bekanntes Startup aus Wien eine immer größere Rolle spielt.
Und so hat Vertus Energy den Abschluss einer Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 8,75 Millionen Euro bekannt gegeben, um die Entwicklung und Markteinführung ihrer Biomethan-Technologie BRIO voranzutreiben. Die Finanzierungsrunde wurde von dem globalen Investor Energy Capital Ventures angeführt und von Blackbird, dem Amadeus APEX Technology Fund und Aussie Angels sowie den bestehenden Investoren Icehouse Ventures/Outset Ventures, Startmate und NOAB Ventures unterstützt. Gegründet wurde das Startup mit Hauptsitz in Wien von 2021 von Danilo Perez, Freddy Gonzalez, Benjamin Howard und Santiago de los Reyes – mit dem großen Ziel, Energie aus Müll zu gewinnen.
BRIO, das Flaggschiffprodukt von Vertus Energy, ermöglicht eine fortschrittliche Steuerung anaerober Bakterien und adressiert kritische Ineffizienzen im Biomethan-Produktionsprozess. Die Technologie kann Biomethan bis zu dreimal schneller erzeugen als bestehende Verfahren, die Energieausbeute um bis zu 60 % steigern und lässt sich in bestehende Anlagen zur anaeroben Vergärung integrieren.
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Beschleunigung der kommerziellen Einführung
Das frische Kapital wird für die Beschleunigung der kommerziellen Einführung von BRIO in verschiedenen Anwendungen eingesetzt, darunter Pilotanlagenprojekte in ganz Europa. Von Kläranlagen im industriellen Maßstab bis hin zu großen Biogasanlagen wird der Einsatz von BRIO maßgeblich zur Verbesserung des Ökosystems für erneuerbare Energien beitragen.
Der globale Biogasmarkt, der von 2020 bis 2030 voraussichtlich mit einer jährlichen Rate von 5,2 % wachsen wird, unterstreicht das immense Potenzial dieses Sektors. Es wird erwartet, dass der Markt bis 2030 einen Wert von 86,7 Milliarden Dollar erreichen wird. Auch Ölriesen sind längst in dem Bereich unterwegs und haben Milliarden investiert, etwa Shell durch den Zukauf von Nature Energy Biogas oder BP durch die Übernahme von Archaea Energy.
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Strategische Expansion in Europa
Europa wird voraussichtlich eine wichtige Rolle auf dem Biogasmarkt spielen, mit ehrgeizigen Zielen, bis 2030 jährlich 35 Milliarden Kubikmeter (bcm) Biomethan zu produzieren. Von der Zentrale in Wien aus will Vertus seine Geschäfte in ganz Europa und Großbritannien auszuweiten, wo die bestehende Infrastruktur für Anlagen zur anaeroben Vergärung ein deutliches Wachstum verzeichnet hat. 2022 etwa schloss das Startup eine Partnerschaft mit Biogest. Der Wiener Biogas-Pionier holte sich seinerseits 2022 ein Investment von 20 Mio. Euro.
Benjamin Howard, Mitbegründer und COO, wird die Aktivitäten von Großbritannien aus leiten und sich auf die Durchführung von Vertus Energy-Projekten in ganz Europa sowie die Umsetzung einer Strategie zur weltweiten Kommerzialisierung konzentrieren. „Vertus Energy ist entschlossen, den Zugang zu nachhaltiger Energie radikal zu verbessern und Europa dabei zu helfen, seine Ziele für erneuerbare Energien zu erreichen“, sagt er. „Dank der Unterstützung unserer proprietären BRIO-Technologie durch erstklassige Investoren sind wir in der Lage, einige wichtige Ziele zu erreichen.“
„Als einziger Risikokapitalfonds, der sich ausschließlich grünen Molekülen widmet, haben wir die letzten Jahre damit verbracht, Technologien und Start-ups in den Bereichen Biogas, Biomethanisierung und erneuerbares Erdgas zu analysieren. Aus unserer eingehenden Due-Diligence-Prüfung ging eindeutig hervor, dass die Technologie, der kommerzielle Fortschritt und das Team von Vertus Energy allen anderen Angeboten auf dem Markt weit überlegen sind“, so Vic Pascucci, Managing General Partner und Mitbegründer von Energy Capital Ventures.
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