Vice: Einstige New-Media-Größe meldet Bankrott in den USA an
Sie gehörten neben BuzzFeed, Huffington Post und Vox Media mal zur Speerspitze von New Media, und stehen jetzt vor dem vorläufigen Aus. Wie die New York Times berichtet, hat Vice Media Insolvenz in den USA angemeldet. Zu Vice gehören neben der auf ein junges Publikum ausgerichteten News-Seite mit Submarken wie Noisey (Musik), Motherboard (Tech) und Munchies (Food) auch die Werbeagentur Virtue oder Refinery29, eine Entertainment-Seite, die auf Frauen ausgerichtet ist.
Vice wurde zum Höchststand im Jahr 2017 in einer Finanzierungsrunde mit 5,7 Milliarden Dollar bewertet. Größen wie Disney oder Fox stiegen ein, weil man glaubte, dass Vice den Code, ein junges Publikum via Social Media zu erreichen, geknackt zu haben. Doch nun sieht es so aus, als würden Fortress Investment Group und Soros Fund Management Vice um etwa 225 Mio. Dollar übernehmen – so viel Geld hat eine Gruppe um die beiden genannten Investment-Vehikel der Vice Media Group geborgt. Eine andere Möglichkeit ist noch, dass in den nächsten Wochen ein potenzieller Käufer ein höheres Gebot abliefert.
Dem im Southern District of New York eingereichten Antrag nach Chapter 11 hat die Vice Media Group mit Hauptsitz in Brooklyn Vermögenswerte als auch Verbindlichkeiten jeweils in Höhe von 500 Mio. bis zu 1 Mrd. Dollar. Zu den größten gesicherten Gläubigern gehört die Fortress Credit Corp. mit Forderungen in Höhe von 475 Millionen Dollar, berichtet Bloomberg.
Vice soll in den nächsten Wochen wie gewohnt weiter betrieben werden, dafür soll ein 20 Millionen Dollar große Darlehen sorgen. Findet sich kein Käufer, dann gehen die Assets des einstigen New-Media-Stars an die Gläubiger Fortress und Soros. Vice hat 2019 250 Mio. Dollar Schulden bei den beiden Gläubigern aufgenommen – also noch bevor die Corona-Pandemie und die aktuelle Wirtschaftskrise zuschlugen. Die Probleme des Unternehmens liegen also bereits in der Prä-Corona-Ära begraben.
Vice: Einst 5,7 Mrd. Dollar wert, steht der Digitalmedien-Star vor dem Konkurs
Falsche Hoffnungen auf Social-Media-Reichweite
Aktuell sieht es so aus, als würden Gründer Shane Smith sowie die beiden Co-CEOs des Unternehmens, Hozefa Lokhandwala und Bruce Dixon, weiter an Bord bleiben wollen. In einem Statement gegenüber der NYT sagten die beiden letzteren, dass der Notverkauf im Konkursverfahren das Unternehmen stärken könne.
„Wie einige seiner Konkurrenten in der digitalen Medienbranche, darunter BuzzFeed und Vox Media, setzten Vice und seine Investoren auf die wachsende Macht sozialer Netzwerke wie Facebook und Instagram, in der Erwartung, dass sie eine Flut junger, aufstrebender Leser hervorbringen würden, nach denen sich die Werbekunden sehnten“, schreibt die New York Times. „Obwohl die Leser zu Millionen kamen, hatten die neuen Medienunternehmen Schwierigkeiten, ihnen Gewinne abzuringen, und der Großteil der digitalen Werbegelder ging an die großen Technologieplattformen.“
Zuletzt gab es Marktgerüchte, dass die griechische Antenna Group Vice übernehmen könnte. Doch der Deal fand nie statt, und Antenna stellte Zahlungen für Content-Produktion durch Vice ein. Danach Entlassungen und die Einstellung von Vice World News. Nun werden die nächsten Wochen und Monate zeigen, was aus dem einstigen Social-Media-Star wird und was mit seinen Tochterfirmen passiert.