Strompreise

Vier Vorschläge: Was kommt nach der Merit Order?

Die Merit Order funktioniert nicht mehr. © Matthew Henry on Unsplash
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Wie der Fall der Wien Energie zeigt, ist das bestehende System, mit dem der Strompreis gebildet wird, nicht für Krisen ausgelegt. Das hatte im konkreten Fall zur Folge, dass der Staat mit einem 2-Milliarden-Euro-Darlehen einspringen musste. Ob es Schuldige gibt oder tatsächlich „der Markt verrücktspielt“ wird noch diskutiert und verhandelt, ebenso wie die Tatsache, dass Bürgermeister Ludwig schon im Juli ein Darlehen von 700 Millionen Euro freigab – ohne die Bevölkerung oder den Stadtrat umgehend zu informieren. Die einleitenden Worte zeigen: Merit Order funktioniert nicht mehr. Was aber sind die Alternativen?

Die Wogen sind noch nicht geglättet, schon geht die Angst vor einem weiteren sprunghaften Preisanstieg am Energiesektor um. Explodiert der Markt noch einmal, wird die Stadt Wien wieder zur Bundesregierung „betteln“ gehen müssen. An Lösungen werde gearbeitet, heißt es allerorts, kosmetische Änderungen werden aber tendenziell wenig bringen. Was bleibt also? Wohl nur eine tiefgreifende Systemänderung – was die Frage aufwirft, wie eine solche aussehen könnte. Die WKO hat sich die gleiche Frage gestellt und kommt auf vier Vorschläge beziehungsweise Lösungen aus anderen Ländern, die sich übertragen lassen würden.

Vier Vorschläge

An erster Stelle steht ein altbekannter Vorschlag: Der Strompreisdeckel. Spanien und Portugal machen das bereits, sind allerdings beide stark abgeschottet vom europäischen Stromnetz – was die Einführung erheblich leichter macht. Österreich kann einen solchen Deckel alleine nur schwer umsetzen, dafür müsste man sich quasi vom europäischen Stromnetz entkoppeln. Andernfalls ginge der günstige, hierzulande subventionierte Strom (und was anderes ist ein Preisdeckel ja nicht) nur günstig ins Ausland. Die Suche nach einer europäischen Lösung bzw. einem europaweiten Preisdeckel läuft aber bereits.

EU-weiter Strompreisdeckel in der Diskussion

Eine zweite Idee wäre es, den Strommarkt aufzuteilen. Der Vorschlag kommt aus Griechenland und würde bedeuten, die einzelnen Energiearten unterschiedlich zu bewerten bzw. zu bepreisen – aber getrennt voneinander. Atomenergie, erneuerbare Energien und Wasserkraft wären eine Gruppe, fossile Brennstoffe und gespeicherte Wasserkraft eine andere. In Gruppe eins gäbe es „basierend auf Differenzverträgen mit Preisen, die die Gesamtkosten widerspiegeln“ Vergütungen, in Gruppe zwei solle die Vergütung „auf Basis von Knappheit und Grenzkosten“ erfolgen. Das könne zur Folge haben, dass der Strompreis um bis zu 50 Prozent sinkt, heißt es in dem Artikel. Auch hier gilt aber: Ein Alleingang von Österreich ist ausgeschlossen und das Modell dürfte auch noch nicht final ausgearbeitet sein.

Der Staat als Stromhändler

Der dritte Vorschlag ist bekannt: Der Staat kauft das Gas ein und stellt es dann günstiger zur Verfügung. Geht der Strom ins Ausland, müssten weitere Lösungen gefunden werden – oder der Verkauf wird eingestellt. Alternativ gibt es noch Vorschlag Nummer vier, ein Durschnittskosten-Prinzip wie in der Schweiz. Der Preis richtet sich dort nach den Durchschnittskosten, Strom ist nur dann teuer, wenn er mit teurem Gas produziert wird. Günstige Produktion bedeutet auch günstigen Preis, im Gegenteil zur Merit-Order-Lösung, wo immer das letzte Gaskraftwerk den Preis bestimmt. Beide Ideen haben eines gemein: Sie sind nicht im Alleingang umzusetzen. Der Durschnittspreis hätte zur Folge, dass unsere Nachbarn günstigen Strom von uns bekommen und ein Gaseinkauf des Staates mit anschließendem Weiterverkauf ist sogar EU-rechtlich nicht gedeckt.

Energieunternehmen fordern Staatshilfen wegen explodierender Strompreise

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