Viridad: Wiener Taxonomie-Startup holt Millionensumme von First Climate
Die EU-Taxonomie ist seit der Erstveröffentlichung 2020 ein großes Ding. Immerhin bestimmt das Regelwerk der EU, welche Wirtschaftstätigkeiten als ökologisch nachhaltig einzustufen sind – und damit unter anderem auch, dass Atomkraft und Gas als „Übergangstechnologie“ unter bestimmten Voraussetzungen als „grün“ gelten. Jedenfalls ist das Regelwerk eine komplexe Angelegenheit. Und das Wiener Startup Viridad hat sich genau dieser Sache angenommen und bietet seinen Kund:innen eine Online-Plattform, mit deren Hilfe man Geschäftsaktivitäten auf Konformität mit den Vorgaben der EU-Taxonomie analysieren und Nachhaltigkeitsbewertungen vornehmen kann.
Das hat nun die First Climate AG aus der Schweiz und Deutschland auf den Plan gerufen, die sich mit einem Millioneninvestment zu 25,1% und damit mit Sperrminorität an Viridad beteiligt. Das Unternehmen berät selbst Unternehmenskunden in Sachen Klimastrategien und nachhaltiger Energie und will zum zentralen Ansprechpartner für alle Aspekte rund um den unternehmerischen Klimaschutz werden. „Wir freuen uns deshalb sehr darüber, unsere Partner durch die Kooperation mit Viridad zukünftig auch dabei zu unterstützen, um auf die Herausforderungen bei der Umsetzung der EU-Taxonomie zu reagieren, die schon heute viele Unternehmen innerhalb der EU direkt betrifft und in naher Zukunft zu einem echten Megathema werden wird“, so First Climate-CEO Olaf Bachert.
First Climate investierte bereits in das Wiener Startup Glacier, das in der Klimaschulung von Mitarbeiter:innen unterwegs ist. Nun will First Climate als strategischer Investor seine Angebote, die derzeit vor allem in den Bereichen CO2-Management und regenerative Energieversorgung liegen, auf die immer wichtigere EU-Taxonomie ausweiten. „Aufbauend auf unserer bestehenden Plattform zur EU-Taxonomie, werden wir unsere digitalen Lösungen jetzt Schritt für Schritt weiterentwickeln und im Markt wachsen“, so Klemens Marx, CEO und Co-Founder von Viridad. „Die Taxonomie-Verordnung ist ein komplexes Regelwerk und derzeit verpflichtend für große börsennotierte Unternehmen, wird aber auch bald für kleinere, nicht börsennotierte Unternehmen verpflichtend sein.
SaaS-Tool für Nachhaltigkeits-Reports
Das Viridad-Tool wird als Software as a Service (SaaS) Unternehmen angeboten, es kostet pro Jahr vier- bis fünfstellige Beträge abhängig von der Unternehmensgröße. Klar könnte man die notwendigen Nachhaltigkeitsreports auch selbst erstellen. Allerdings müsste man sich dann durch die aktuell etwa 400 Seiten der EU-Taxonomie (wird auf 1.000 Seiten anwachsen) selbst wühlen, um herauszufinden, was für das eigene Unternehmen relevant ist. Mit dem Online-Tool von Viridad würde diese Arbeit erleichtert werden. Der potenzielle Kundenkreis von Viridad wird sich in den nächsten Jahren stark erweitern. Denn die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU weitet die Berichtspflicht in den nächsten Jahren auf immer mehr Unternehmen aus – auch auf solche, die nicht an der Börse notiert sind. Marx: „De facto wird am Ende jedes Unternehmen indirekt in der EU davon betroffen sein.“
Viridad ist ein Spin-off des AIT (Austrian Institute of Technology), das erst 2022 ausgegründet wurde. Vor dem Einstieg von First Climate war auch bereits schon das deutsche Beratungsunternehmen OMNIA Holding, das auch im Nachhaltigkeits- und Energiebereich unterwegs ist, an Viridad beteiligt.