Voestalpine: Stahlkonzern beschließt Millionen-Investitionen Richtung „Grüner Stahl“
Die CO2-Emissionen müssen verringert werden. Darüber herrscht Konsens. Die Umsetzung in der Praxis ist dabei schon deutlich schwieriger. Vor allem für die Unternehmen, die bisher noch sehr viele Emissionen verursachen. Laut der Europäischen Umweltagentur sind die Voestalpine, OMV und Wien Energie die drei Unternehmen des Landes, welche am meisten Treibhausgasemissionen verursachen.
Die OMV veröffentlichte nun Mitte März die Strategie 2030. Demnach will Österreichs größter Mineralölkonzern bis zum Jahr 2030 seine Öl- und Gasproduktion um ein Fünftel zurückfahren und bis 2050 die Klimaneutralität erreichen. Somit erst zehn Jahre später, nachdem Österreich selbst bereits den Status „klimaneutral“ anstrebt. Zwangsläufig soll die Öl- und Gasproduktion der OMV dann ebenfalls bis 2050 vollständig eingestellt sein. Trotzdem will man zunächst auch in den nächsten Jahren weiter in Öl und Gas investieren. Bis 2026 sollen die Investitionen laut Bericht weitergehen, wobei besonders das Gas im Fokus liegt. Erst danach sollen die Investitionen „deutlich“ zurückgehen. Fokussieren will man sich zukünftig anschließend auf die Produktion von nachhaltigeren Kraftstoffen, Chemikalien und Materialien.
Die Zeitspanne für die Transformation der OMV ist somit weit gesetzt, der Ausstieg aus dem fossilen Geschäft recht zögerlich.
OMV will weg von Öl- und Gas: Fokus auf Chemie und Kunststoff
Elektrolichtbogenöfen im Fokus
Der Stahlkonzern Voestalpine, ebenfalls einer der größten Emittenten Österreichs, setzt nun ebenfalls nach. Bereits bekannt war, dass das Unternehmen ab 2027 dreißig Prozent weniger CO2-Emissionen verursachen will. 2050 soll dann klimaneutral produziert werden. Dabei setzt das Unternehmen vor allem auf die Verwendung von Grünem Wasserstoff, also Wasserstoff, welcher mithilfe Erneuerbarer Energien hergestellt wurde.
Wie das Unternehmen nun aktuell bekannt gibt, will die Voestalpine mithilfe eines „niedrigen dreistelligen Millionenbetrages“ den Bau neuer Elektrolichtbogenöfen vorbereiten. Diese sollen langfristig die kohlebasierten Hochöfen ersetzen. Für den Betrieb der neuen Öfen soll dann Strom aus erneuerbaren Quellen genutzt werden. Die nun bekannt gegebene Summe soll für infrastrukturelle Umbauarbeiten an den beiden Standorten in Linz und Donawitz genutzt werden. Ab Sommer 2022 sollen die Arbeiten bereits beginnen. Ob die zwei Elektrolichtbogenöfen dann tatsächlich gebaut werden, soll dann erst 2023 entschieden werden, Baustart wäre aus heutiger Sicht 2024. 2027 sollen die Öfen dann in Betrieb gehen, wodurch das Emissionseinsparungsziel für 2027 erreicht werden soll.
Wie die apa den Vorstandsvorsitzender der Voestalpine AGVoestalpine, Herbert Eibensteiner, zitiert seien diese „weitgehend startbereit“, brauchen aber „ausreichend erneuerbare Energie zu wirtschaftlich darstellbaren Preisen sowie leistungsfähige Netze“. Zumindest im internationalen Wettbewerb scheinen die Bedingungen allerdings zu stimmen. Wie das Unternehmen angibt, entwickle sich auf der Kundenseite derzeit gerade „ein Markt für grünen Stahl in Europa“.
Anders sieht es hingegen mit den Mengen an erneuerbaren Energien aus. In dem Bereich muss noch deutlich ausgebaut werden.
Energie und Industrie-Sektor als Österreichs größer CO2-Emittent
Gemessen an der Marktnachfrage und den immer stärker werdenden Regulierungen, ist es somit ökonomisch ebenfalls nachhaltig, sich bereits heute im Bereich „grünen Stahl“ zu positionieren. Aber auch ökologisch ist der CO2-Fußabdruck der Industrie in Österreich sehr hoch. Vor den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, verursachte der Sektor Energie und Industrie circa 35 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent und ist damit der größte Emittent an Treibhausgasen in Österreich, so das Umweltbundesamt. Firmen des Sektors Energie und Industrie, welche dem europäischen Emissionshandel unterliegen, wozu die Stahlproduktion gehört, verursachten allein circa 29,6 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent (Energie: 9,2 Mio. Tonnen, Industrie: 20,3 Mio. Tonnen). Damit liegt der Anteil der Betriebe an Österreichs Gesamtemissionen im Jahr 2019 bei 37 Prozent. Der Bedarf nach Forschungen zu CO2-ärmeren Technologien ist somit entsprechend hoch.