Volkswagen’s Software-Kurs geht voll auf – zumindest an der Börse
Als Volkswagen 2019 ankündigte, mit der „Car.Software“-Einheit, dem eigenen Betriebssystem vw.os für seine künftigen Elektroautos und mit geplanten 10.000 Entwicklern zum zweitgrößte Softwareunternehmen in Europa nach SAP werden zu wollen, waren viele skeptisch. Die Wolfsburger können, mal abgesehen von Diesel-Gate, Autos, aber programmieren?
Doch mittlerweile zeigt sich mehr und mehr, dass der (durch Teslas Erfolg getriebene) Kurs des Herbert Diess aufgeht. Mittlerweile wird „Software als DNA der Marke“ des größten europäischen Autoherstellers verkauft, der sich nicht als Hardware-Hersteller, sondern als Software-orientierter Mobilitätsdienstleiter versteht. Blechschüsseln verkaufen war gestern, der Zukunft gehören „Geschäftsmodelle 2.0“.
Bündelung der neuen Geschäftsmodelle
Was damit gemeint ist, ist für Beobachter der Mobilitätsbranche nichts Neues. Elektrifizierung, Sharing, Vernetzung (V2X), autonomes Fahren und Software sind die Treiber dieser neuen Geschäftsmodelle, in der es immer weniger um Hardware-Produkte und immer mehr um Software-Services geht. Die neuen Geschäftsmodelle werden nun unter der Dachmarke „Volkswagen We“ gebündelt.
Beispiele gefällig? „Hier finden unsere Kunden schon heute Dienste wie ‚WeShare‘ zum Leihen elektrischer Volkswagen, zum Beispiel in Berlin und Hamburg. Oder ‚WeCharge‘ zum einfachen Laden und Bezahlen an mehr als 200.000 Ladesäulen in Europa“, so Thomas Ulbrich, Markenvorstand für die Geschäftsbereiche Forschung & Entwicklung bei VW.
Weitere Erlöse sollen mit Software-basierten Funktionen, die der Kunde je nach Bedarf zubuchen kann, oder auch mit dem automatisierten Fahren gemacht werden – also im Prinzip über einen App Store im Auto, in dem man sich neue Features für das Auto gegen Geld installiert.
Battery Day: Günstigere Akkus sollen den 25.000-Dollar-Tesla möglich machen
Börsianer stehen auf den neuen Kurs
An der Börse wird der Software-lastige Kurs von VW mittlerweile gutiert. Die Volkswagen-Aktie hat seit Jahresbeginn um 83 Prozent zugelegt, während die TSLA-Aktie im selben Zeitraum um etwa 15 Prozent gefallen ist:
Am Ranking in der Automobilbranche hat sich dadurch zwar nichts verändert – Tesla liegt vor Toyoto, VW, Daimler, General Motors und BYD, aber beachtenswert sind die Market Caps. Da hat sich Volkswagen stark verbessert und bringt nunmehr 170 Milliarden Dollar auf die Waage:
„Mit diesen datenbasierten Geschäftsmodellen ist Volkswagen deutlich früher am Start als viele andere Volumenhersteller und erschließt so bereits heute eine neue Kundengruppe“, heißt es außerdem in einer Presseaussendung der Wolfsburger. Ob das bei den Endkonsumenten auch schon so wahrgenommen wird, ist fraglich, jedenfalls Börsianer zollen dem Kurs Tribut. Im Vergleich zu Toyota aus Japan, Daimler aus Deutschland, General Motors aus den USA oder BYD aus China ist der Aktienkurs von VW seit Jahresbeginn am stärksten gewachsen:
Northvolt: 600 Millionen Dollar fürs Batterie-Wettrüsten mit Tesla