Volocopter: Deutscher Verkehrsminister will 150 Mio. Euro in Flugtaxis stecken
Schon in diesem Sommer will das deutsche Jungunternehmen Volocopter kommerzielle Lufttaxiflüge in Paris anbieten (wir berichteten). Nun soll die Jungfirma, die bereits als Unicorn gewertet wird, ein neues Investment erhalten – und zwar von der Bundesregierung. Der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) will laut t3n 150 Millionen Euro in das deutsche Flugtaxi-Unternehmen stecken. Dieses Vorhaben ist recht unerwartet, immerhin fährt das Ministerium derzeit einen harten Sparkurs.
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Ministerium fördert Flugtaxis, keine E-Autos
Eigentlich muss das deutsche Verkehrsministerium aufgrund des von der Bundesregierung Ende 2023 beschlossenen Sparprogramms mit fünf Milliarden Euro weniger auskommen. Dem Rotstift fiel etwa die Elektroautoförderung zum Opfer. Da Flugtaxis im Vergleich zu E-Autos relativ neu, unerprobt und dementsprechend eher ein riskantes Investment sind, überrascht die Entscheidung zu dem Investment. Flugtaxis waren jedoch auch schon ein Lieblingsthema von Volker Wissings Vorgänger Andreas Scheuer (CSU).
Das Bundesverkehrsministerium und der Freistaat Bayern wollen sich hier die Kosten teilen. Allerdings soll der Bund in Vorleistung gehen – letztlich würden die Steuerzahler:innen haften, sollte es zu einem Ausfall kommen. Die Risiken sind jedenfalls groß. Denn das Geld soll ausschließlich dem in München beheimateten Unternehmen Volocopter zugutekommen. Konkurrent Lilium, ebenfalls aus Bayern, geht dagegen leer aus.
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Investition gilt als sehr riskant
Die Wirtschaftsprüfer:innen von Pricewaterhousecoopers (PWC) haben Wissing und sein Ministerium jedenfalls vor der Investition gewarnt. Denn sie spricht gegen das bewährte Prinzip der Diversifizierung des eigenen Portfolios. Gerade der Bereich Flugtaxis biete derweil jede Menge Risiken, anhand derer einem Startup schnell die finanzielle Luft ausgehen könne. Volocopter selbst spricht von einem „extrem herausfordernden Investitionsumfeld“.
Allerdings ist Volocopter schon recht weit, was die Entwicklung angeht. Im Sommer 2024, so die Einschätzung des Verkehrsministeriums, könne das Unternehmen die Musterzulassung bekommen. Dann könnte schon zum Jahresende 2024 der kommerzielle Flugbetrieb starten. Es gibt aber Zweifel daran, dass der ambitionierte Zeitplan eingehalten werden kann. Zusätzlich ist freilich nicht klar, dass der Betrieb sofort Gewinn einbringt – statt weiterer Verluste, die zusätzliche Investitionen erfordern würden.
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Volocopter hat schon Unicorn-Status
Bis Anfang 2024 sollen schon rund 600 Millionen Euro Kapital in das Unternehmen geflossen sein. Weitere 300 bis 500 Millionen waren angekündigt. Laut Spiegel war das Land Baden-Württemberg, das ursprünglich gemeinsam mit dem Bund 300 Millionen Euro in Volocopter investieren wollte, Ende 2023 abgesprungen. Grund: Das Risiko erschien Baden-Württemberg zu groß zu sein. Jetzt dürfte entsprechend Bayern eingesprungen und die Investitionssumme auf die Hälfte eingedampft worden sein. Das Risiko ist laut PWC aber immer noch ähnlich hoch.
Volocopter hat angekündigt, im Laufe dieses Jahres 18 seiner Fluggeräte bauen zu wollen. In den kommenden Jahren soll die Infrastruktur weiter ausgebaut werden. Der Erfolg hängt allerdings vor allem davon ab, ob die Menschen die Technologie akzeptieren und nutzen werden.