„Vom Kapital gekapert“: China geht jetzt auch hart gegen EduTechs vor
Nachdem das autoritäre Regime gegen Fintechs (Ant Group), E-Commerce (Alibaba), Ridehailing (Didi) oder Social Media vorgegangen ist, knöpft sich China nun EduTechs vor. Am Wochenende hat Peking neue Regeln veröffentlicht, die es Unternehmen im Bildungsbereich verbieten, Gewinne zu erzielen, sich Kapital am freien Markt zu beschaffen oder an die Börse gehen. Damit verunmöglicht die chinesische Regierung Unternehmen im Land de facto, Geschäft mit Bildungsangeboten im Netz zu machen. Die Ankündigung hat Börsenkurse von bereits börsennotierten chinesischen EduTechs auf Talfahrt geschickt.
Der chinesische Online-Bildungsbereich ist in den vergangenen Jahren extrem stark gewachsen und hat die Größenordnung von 100 Millionen Dollar pro Jahr erreicht. Aus Sicht der chinesische Behörden wurde der Sektor „vom Kapital gekapert“ – und das will man jetzt rückgängig machen. So ist künftig verboten, dass EduTechs an Wochenenden oder in den Ferien Nachhilfe mehr anbieten, die sich auf den Lehrplan der Schule bezieht. Sie dürfen auch keinen Online- oder akademischen Unterricht für Kinder unter sechs Jahren anbieten – unter Strich bleibt den Unternehmen also relativ wenig Spielraum mehr.
Börsenkurse stürzen ab
Die neuen Regeln haben sich am Montag sofort an der Börse niedergeschlagen. Die Aktienkurse von TAL Education Group, New Oriental Education & Technology Group, Gaotu Techedu oder Koolearn Technology brachen nach der Ankündigung in China stark ein. Auch haben sie die Börsenpläne von einigen weiteren EduTechs zunichte gemacht. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua stellte die neuen Regeln als „Erleichterung für junge Studenten“ dar, um sie vor „exzessiven Hausaufgaben und außerschulischer Nachhilfe“ zu schützen.
Verwiesen wird auf das neunjähriges kostenlose Pflichtschulsystem in China – das soll zur Ausbildung reichen, privaten Schulangeboten, die digital vermittelt werden, wird eine Absage erteilt. EduTechs hat aus Sicht der chinesischen Regierung offenbar die Kontrolle über das, was jungen Menschen gelehrt wird, unterminiert – das soll nun korrigiert werden. Die betroffenen Unternehmen gelobten teilweise öffentlich, sich natürlich an die neuen Regeln halten zu wollen – oder enthielten sich jeglichen Kommentars.