Von Coins zu Cash: Die zentrale Bedeutung des Mittelherkunftsnachweises in Crypto
Natalie Enzinger ist eine auf Krypto-Assets spezialisierte Steuerberaterin. In diesem Gastbeitrag beschäftigt sie sich mit dem Mittelherkunftsnachweis und seiner Bedeutung in der Krypto-Welt.
Das Jahr 2024 hat in der Welt der Krypto-Assets bereits für erhebliche Bewegungen gesorgt. Viele Investoren haben aufgrund der guten Kursverläufe ihre Krypto-Assets in traditionelles FIAT-Geld umgewandelt. Doch dieser scheinbar einfache Prozess ist mit strengen Auflagen verbunden: Sowohl Banken als auch Krypto-Plattformen fordern einen detaillierten Nachweis über die Herkunft der Mittel. Warum ist dieser Schritt unerlässlich, und was müssen Krypto-Investoren beachten, um diesen Vorgang reibungslos über die Bühne zu bringen? Diese und weitere Fragen klärt Natalie Enzinger, Krypto-Steuerexpertin bei crypto-tax.at und CEO von questr.io, in diesem Gastbeitrag.
Sorgfaltspflichten nach dem Finanzmarkt-Geldwäschegesetz
Banken und Krypto-Plattformen wie Bitpanda oder Coinfinity sind gesetzlich dazu verpflichtet, die Sorgfaltspflichten des Finanzmarkt-Geldwäschegesetzes (FM-GwG) einzuhalten. Das Finanzmarkt-Geldwäschegesetz zielt auf die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung im Finanzsektor ab. Das FM-GwG schreibt vor, dass Banken und Krypto-Plattformen angemessene Maßnahmen zu ergreifen haben, um ihre Kunden zu identifizieren, deren Identität zu verifizieren und die Herkunft ihrer Mittel zu überprüfen. Der Umfang der Sorgfaltspflichten ist in § 6 FM-GwG geregelt und umfasst unter anderem:
Identifizierung der Kunden: Banken und Krypto-Plattformen müssen die Identität ihrer Kunden überprüfen, bevor sie eine Geschäftsbeziehung eingehen oder Transaktionen durchführen. Dies beinhaltet die Überprüfung des Namens, der Adresse und anderer relevanter Daten anhand offizieller Dokumente.
Identifizierung des wirtschaftlich Berechtigten: Neben der Identifizierung des direkten Kunden müssen Banken und Krypto-Plattformen auch herausfinden, wer der wirtschaftlich Berechtigte (also die Person, die letztendlich von der Transaktion profitiert) ist. Dies ist besonders wichtig bei Geschäftsbeziehungen mit Unternehmen und juristischen Personen.
Erhebung von Informationen über den Zweck und die angestrebte Art der Geschäftsbeziehung: Banken und Krypto-Plattformen sollen verstehen, welchen Zweck und welche Art von Geschäft ihre Kunden anstreben.
Kontinuierliche Überwachung der Geschäftsbeziehung: Banken und Krypto-Plattformen müssen ihre Geschäftsbeziehungen mit den Kunden kontinuierlich überwachen. Dies umfasst die Prüfung der Transaktionen auf ihre Plausibilität im Hinblick auf das Geschäftsprofil des Kunden sowie die Aktualisierung der Kundendaten.
Prüfung der Mittelherkunft: Eine der wichtigsten Sorgfaltspflichten ist die Überprüfung, woher die Mittel stammen. Dies ist entscheidend, um die Legitimität der Mittel zu bestätigen und sicherzustellen, dass diese nicht aus illegalen Quellen stammen.
Mittelherkunftsprüfung bei Krypto-Assets – Wie funktioniert das?
Prüfung der Euro-Mittel
Die Überprüfung der Herkunft von Euro-Mitteln stellt den ersten Schritt dar, wenn es um die Investition in Krypto-Assets geht. Hierbei müssen Banken und Krypto-Plattformen tiefgehend die finanzielle Basis ihrer Kunden verstehen. Dies umfasst die Untersuchung der beruflichen oder geschäftlichen Aktivitäten, des Einkommens oder der Geschäftsergebnisse sowie der allgemeinen Vermögensverhältnisse. Die dazu erforderlichen Dokumente können vielfältig sein:
- Einkommensteuerbescheide
- Bilanzen und Jahresabschlüsse (bei selbstständigen, gewerblichen Einkünften)
- Gehaltsabrechnungen oder Jahreslohnzettel
- Schenkungsverträge
- weitere relevante Nachweise
Prüfung der Krypto-Assets
Der nächste Schritt in der Mittelherkunftsprüfung konzentriert sich auf die Krypto-Assets selbst. Um die Legitimität und Herkunft der Krypto-Assets zu verifizieren, fordern Institutionen detaillierte Unterlagen:
- Wallet-Adressen
- Transaktionsverläufe der genutzten Krypto-Plattformen
- Belege über Käufe oder Verkäufe an Krypto-ATMs
- Bei Miningaktivitäten: Rechnungen über Ankauf von Mining-Hardware, Stromrechnungen
Diese Informationen ermöglichen es, ein vollständiges Bild der finanziellen Aktivitäten und der Herkunft der Mittel zu erhalten. Zudem ist es erforderlich, dass Kunden Auskunft über weitere Krypto-Aktivitäten wie Staking, Lending oder DeFi geben. Diese Details helfen den Banken und Plattformen, die Natur und das Risiko der beteiligten Geschäfte besser einzuschätzen.
Konsequenzen fehlender Mittelherkunftsnachweise
Was geschieht, wenn Kund:innen keine oder unzureichende Informationen über die Herkunft ihrer Mittel, sei es in Euro oder in Krypto-Assets, liefern können? In solchen Fällen haben Banken und Krypto-Plattformen das Recht, eine Geschäftsbeziehung gar nicht erst zu beginnen oder eine spezifische Transaktion abzulehnen. Diese Vorgehensweise ist gängig und dient dazu, das Risiko einer unbeabsichtigten Unterstützung von Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung zu minimieren.
Ohne ausreichenden Nachweis der Mittelherkunft kann der Krypto-Investor seine Krypto-Assets nicht in Euro tauschen. Sollten Kunden die erforderlichen Nachweise zur Herkunft ihrer Mittel nicht vorlegen wollen oder können, insbesondere unter verdächtigen Umständen, stehen Banken und Krypto-Plattformen vor der Verpflichtung, solche Fälle als verdächtige Aktivitäten zu melden. Diese Meldungen gehen direkt an die Geldwäschemeldestelle im Bundeskriminalamt, die dann entsprechende Untersuchungen einleiten kann.
Rechtliche Folgen bei Nichterfüllung der Sorgfaltspflichten
Was passiert, wenn Banken und Krypto-Plattformen die im Finanzmarkt-Geldwäschegesetz (FM-GwG) festgelegten Sorgfaltspflichten missachten? Die Nichteinhaltung dieser gesetzlichen Vorgaben kann ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat die Befugnis, Strafen zu verhängen und aufsichtsrechtliche Maßnahmen zu ergreifen. Diese können von Geldstrafen bis hin zum Entzug oder der Einschränkung der Betriebslizenz reichen.
Die Prüfung der Mittelherkunft ist ein kritischer Bestandteil beim Management von Krypto-Assets, unerlässlich für die Wahrung der Integrität und Legalität finanzieller Transaktionen. Dieser Prozess verlangt von allen Beteiligten, insbesondere von Krypto-Investoren sowie Banken und Krypto-Plattformen, eine sorgfältige Dokumentation, um die Einhaltung des Finanzmarkt-Geldwäschegesetzes sicherzustellen.