Von Singapur in die Welt? Laborfleisch erhält erstmals Verkaufserlaubnis
Bereits in der Vergangenheit hat der Stadtstaat Singapur durch Investitionen in High Tech und zukunftsorientierte Startups von sich Reden gemacht. Jetzt ist er wieder ein Vorreiter auf einem neuem Gebiet. Als erstes Land weltweit, erlaubt es den Verkauf von im Labor hergestellten Fleisch, auch als In-Vitro Fleisch bekannt. In naher Zukunft werden im Labor produzierte Chicken Nuggets des amerikanischen Lebensmittelherstellers Eat Just auf der Speisekarte stehen. Auch in Europa wurde 2020 erstmal ein Forschungsprojekt gefördert, welches die künstliche Züchtung von Laborfleisch untersucht. Momentan ist das künstliche Fleisch allerdings nicht unumstritten.
Laborfleisch als europaweites Projekt
Laborfleisch wird typischerweise aus Stammzellen von Nutztieren gezüchtet. Sie werden auf ein Trägergerüst aufgetragen und in einem Bioreaktor mit einem Nährmedium versorgt, sodass sie sich vermehren und beispielsweise Fleisch aus Muskelfasern bilden. Bisher hat es Laborfleisch vor allem aufgrund der hohen Produktionskosten noch nicht zur Marktreife gebracht. Die EU fördert seit heuer nun das Projekt „Meat4All“ mit 1,9 Millionen Euro aus dem Topf „Horizon 2020“. Nach heutigen Schätzungen soll das Fleisch 2023 auf den Markt kommen.
Ökologischer Fußabdruck noch unbekannt
Labor-Fleisch gilt als Zukunftshoffnung für eine umweltfreundlichere Lebensmittelproduktion. Die herkömmliche Nutztierhaltung verbraucht viel Fläche, Ressourcen und ist laut UN für 15% der von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Wie die Werte bei dem Laborfleisch aussehen, wird sich erst bei vergleichbarer Massenproduktion zeigen. Damit die Zellen sich entwickeln können, brauchen sie trotzdem Nährstoffe aus pflanzlichen Quellen, Wasser und Energie. Geschmacklich soll das künstliche Fleisch sich am Ende nicht oder kaum von echtem Fleisch unterscheiden und durch vermeidbare Antibiotika, die in echtem Fleisch vorkommen, könnte es sogar gesünder sein. Trotzdem gehen mit dem Konsum von künstlichen Fleisch, die gleichen gesundheitlichen Risiken wie erhöhtes Risiko von Krebs- oder Herz-Kreislauferkrankungen, einher.
Chicken Nuggets vor Zulassung streng geprüft
Laut dem Unternehmen wurde die Herstellung der Hühnerteile in mehr als 20 Produktionsabläufen in 1.200 Litern fassenden Bioreaktoren sorgsam geprüft. Auch in Singapur wurden nach Angaben von Eat Just die künstlichen Chicken Nuggets von der Lebensmittelaufsicht gründlich getestet. Als Nährmedium für die Zellen diente fötales Kälberserum. Dieses wird aus fötalem Blut gewonnen und vor dem endgültigen Verzehr größtenteils entfernt. Für eine nächste Produktionslinie plant das Unternehmen die Verwendung eines Serums auf pflanzlicher Basis.