Vorarlberger Startup Crate streift mit IoT-Datenbank 11 Mio. Dollar Investment ein
Das „Internet of Things“ (IoT) und Industrie 4.0 sind aktuell zwei der stärksten Digitalisierungs-Treiber. 2020 soll laut den Analysten von Gartner mehr als die Hälfte großer Geschäftsprozesse in irgendeiner Weise mit dem IoT vernetzt sein. Das kleine Vorarlberger Startup Crate wird dann vielleicht ganz vorne mitmischen. Crate bietet Datenbanken-Lösungen an, mit denen Firmen Maschinen-Daten sammeln und auswerten können. Dafür ist es dem Team rund um die Gründer Christian Lutz und Jodok Batlogg gelungen, eine Series-A-Investmentrunde über 11 Millionen Dollar abzuschließen.
Zetta Ventures, Mike Chalfen und Invest Equity
Die Lösung von Crate ist so aktuell, dass das die Gründer sogar einige Angebote ausschlugen. „Uns war wichtig, in dieser Runde absolute Top-VCs hereinzubekommen“, sagt Lutz im Gespräch mit Trending Topics. Ziel Nummer eins war Zetta Ventures aus San Francisco, die erst 2016 einen neuen 100-Millionen-Dollar-Fonds aufgesetzt haben und vornehmlich in Data-Analytics- und AI-Startups investieren. „Die haben tolle Firmen im Portfolio, die gleichzeitig potenzielle Kunden für uns sind“, erklärt Lutz die Wahl.
Auch bei den übrigen Investoren der Runde sei das Netzwerk entscheidend gewesen. Das ist der Londoner Investor Mike Chalfen, der Mitbegründer des VCs Mosaik Ventures war und vor allem im Bereich Enterprise Software aktiv ist und die Deutsche Invest Equity, ein 2-Milliarden-Fonds aus München, der vor allem in Deep-Tech-Startups investiert. Wieviel von dem Unternehmen noch in Händen der Gründer und des Teams liegt, verrät das Startup nicht – es handelt sich laut Lutz jedoch noch um einen branchenüblichen, signifikanten Teil.
„Unser Herz schlägt in Dornbirn“
Die 11 Millionen Dollar will Crate in den nächsten zwei Jahren vor allem in das Team investieren. In Dornbirn, in Vorarlberg wird der Engineering-Standort massiv ausgebaut, in den USA werden Sales- und Marketing-Teams in New York und San Francisco aufgebaut. „Unser Herz schlägt in Dornbirn und wir denken nicht im Traum daran, daran etwas zu ändern“, beantwortet Lutz die Frage, ob geplant ist, das gesamt Unternehmen in die USA zu verlegen.
Die Produktentwicklung in der Heimat zu belassen, ist für europäische Startups nicht unüblich. Im Silicon Valley sind die Kosten für Entwickler hoch, ohne dass dem Entwickler viel bleibt, und der Kampf um gutes Personal ist stark. Lutz: „Es ist in Vorarlberg und Berlin zwar schwieriger, Daten-Spezialisten zu bekommen. Die sind dafür saugut und haben eine hohe Loyalität“. Aktuell hat Crate 30 Mitarbeiter, von denen rund die Hälfte in Österreich tätig ist.
1,5 Millionen Dollar Umsatz
Die Datenbank-Lösung, die Crate seit der Gründung 2013 entwickelt, ist eigentlich Open-Source-Software. Umsätze macht das Startup erst seit vergangenem Jahr mit einer „Enterprise Edition“ und es läuft gut, wie Lutz erzählt. In knapp einem Jahr konnte die kleine Firma 30 Kunden an Land ziehen, die je nach Projekt jährlich durchschnittlich 30.000 bis 100.000 Dollar bezahlen. Das hat im ersten „Enterprise“-Jahr zu Umsätzen in der Höhe von 1,5 Millionen Dollar geführt.
Einer der wichtigsten neuen Kunden ist das IT-Security-Unternehmen McAffee, die Crate für eine Serverfarm mit 150 Servern verwenden und täglich über die Vorarlberger Lösung 10 Milliarden Records speichern. Der Verpackungshersteller Alpla verwendet Crate in 17 seiner weltweit rund 180 Fabriken, um über die neue Machine Data Plattform der Vorarlberger die Produktion in Echtzeit zu überwachen. Aus Österreich zählen außerdem Zumtobel und das Startup Bitmovin zu den Kunden von Crate.
Harter Mitbewerb, lukrative Nische
Als Datenbank-Anbieter hat sich Crate auf einen hoch konsolidierten Markt gewagt. Lutz ist das klar: „Es gibt sehr harten Mitbewerb, vor allem durch die großen Cloud-Anbieter wie Google, Amazon und Microsoft“. Die können jedoch keine maßgeschneiderten Lösungen anbieten und so sind in den letzten Jahren einige kleinere Anbieter in Nischen gewachsen. „Crate ist gut geeignet für Machine Data, andere vielleicht für Transaktionssysteme für Banken und Börsen oder für die grafische Aufbereitung von Daten“, erklärt Lutz.
Christian Lutz war Gründer des Community-Urgesteins uboot.com und hat Crate 2013 gemeinsam mit Jodok Batlogg und Bernd Dorn gegründet. Dorn ist vergangenes Jahr aus der Firma ausgestiegen. Batlogg war lange CTO bei StudiVZ und solche Online-Communities gehörten zu den ersten Anwendungen, die in kurzer Zeit enorm viele Daten verarbeiten mussten.