Waldbrände machen Effekte von CO2-Reduzierung durch Bäume zunichte
Wälder gelten oft als ein wichtiges Mittel im Kampf gegen die Klimakrise, denn sie können potenziell große Mengen an CO2 binden. Deswegen beinhalten viele CO2-Zertifikate, mit denen Unternehmen ihre Emissionen kompensieren, das Pflanzen von Wäldern. Doch all diese Reduzierung von Treibhausgasemissionen könnten nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein. Denn die immer größer werdenden Waldbrände, wie beispielsweise die jüngsten auf der hawaiianischen Insel Maui, könnten die Reduzierungen zunichte machen.
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Waldbrände zerstören Kohlenstoffgutschriften
Im Jahr 2022 haben laut einer unabhängigen Studie Waldbrände fast alle Kohlenstoffgutschriften aufgebraucht, die von Forstprojekten in den USA als Reserve zurückgelegt wurden, um sich gegen das Risiko von Baumschäden in 100 Jahren zu schützen. Nach Schätzungen der gemeinnützigen Forschungsgruppe CarbonPlan haben sechs Waldprojekte im kalifornischen Kohlenstoffhandelssystem seit 2015 zwischen 5,7 und 6,8 Millionen Tonnen Kohlenstoff freigesetzt. Das waren mindestens 95 Prozent der rund sechs Millionen Kompensationen, die für die Versicherung aller Waldprojekte gegen das Risiko von Bränden über einen Zeitraum von hundert Jahren vorgesehen waren.
Ein Beispiel für den Effekt, den Waldbrände auf CO2-Reduzierungsprojekte haben, fand im US-Bundesstaat Oregon statt. Hier hatte das Holzunternehmen Green Diamond versprochen, die Abholzung von 570.000 Hektar zu verlangsamen. Im Gegenzug erhielt das Unternehmen Zahlungen in Millionenhöhe von Microsoft und anderen Unternehmen, die ihre Kohlendioxidverschmutzung durch fossile Brennstoffe ausgleichen wollten, indem sie dafür zahlten, mehr Holz auf diesem Land anzubauen, heißt es von Oregon Public Broadcasting.
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„Bootleg Fire“ zerstörte Bäume mit 3,3 Mio. Tonnen CO2
Dann kam 2021 das sogenannte „Bootleg Fire“. Während des Brandes verlor Green Diamond lebende Bäume, die etwa 3,3 Millionen Tonnen Kohlendioxid speicherten. Das entspricht der Menge an Treibhausgasen, die im Laufe eines Jahres von mehr als 785.000 Autos mit einer Fahrleistung von 11.500 Meilen produziert wird. Ein kleiner Teil des verlorenen Kohlenstoffs von Green Diamond gelangte durch Verbrennung direkt in die Atmosphäre, als das Feuer durch den Wald fegte.
Der überwiegende Teil des CO2 befindet sich jetzt in den toten Bäumen. Sie werden diesen Kohlenstoff schließlich freisetzen, wenn sie zu Boden stürzen und den jahrzehntelangen Prozess der Zersetzung beginnen, oder vielleicht auch schneller, wenn ein weiteres Feuer über das Land fegt. Auch andere Brände haben in den USA große Mengen an Wäldern vernichtet, die zur CO2-Reduzierung von Unternehmen dienen sollten.
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Problem nicht nur in den USA weit verbreitet
Dies geschieht nicht nur in den USA. Im Juni berichtete Bloomberg, dass Kanadas explosive Waldbrandsaison bereits Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre gepumpt hat. Ein Teil dieses Kohlenstoffs stammt aus Vegetation, die im Rahmen eines Klimaschutzprojekts entstanden war. Es zeigt sich, dass das Pflanzen von Wäldern gerade in Zeiten, in denen Waldbrände immer häufiger werden, nicht unbedingt das beste und schon gar nicht das einzige Mittel zur CO2-Reduzierung ist.