Investoren-Legende Warren Buffett verrät seine „Secret Sauce“
Er ist der wohl bekannteste Investor der Welt und hat aus einem kleinen Textilhandel eines der größten Konglomerate der USA gebaut. Und genau deswegen lesen alle, die sich für die Welt der Finanzen und Investments interessieren, auch mit großer Aufmerksamkeit den jährlichen Brief an die Shareholder von Berkshire Hathaway. Verfasst wird er wie gewohnt von niemand geringerem als Warren Buffett, der Einblicke in die Investment-Strategie von ihm und seinem Langzeitpartner Charlie Munger gibt.
Buffett, mittlerweile 92 Jahre alt, ist der Herr eines 300 Milliarden Dollar schweren Aktien-Portfolios. Wenn sich dort etwas bewegt, dann sieht die ganze Finanzwelt hin und analysiert im Detail, was dort gerade ge- oder verkauft wird. Im Jahr 2022 ist es für die Investment-Gesellschaft, die substanzielle Anteile an Konzernen wie Apple, Coca-Cola, Bank of America oder American Express hält, auf Rekordumsätze in Höhe von 302,089 Milliarden US-Dollar geschafft. Der Betriebsgewinn lag im vergangenen Jahr auf 30,79 Milliarden Dollar, deutlich über den 27,46 Mrd. Dollar aus 2021. Jedoch ist auch festzuhalten: Das riesige Aktienportfolio hat im Krisenjahr 2022 am Papier auch einen Verlust von 22,82 Milliarden Dollar eingebracht. Das ist als Zwischenergebnis zu werten, da Aktienkurse wieder anziehen können.
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„Es braucht nur ein paar Gewinner, um Wunder zu bewirken“
Neben diesen aktuellen Geschäftseinblicken geben Buffett und Munger aber auch Einblicke, wie sie bei ihren Investments vorgehen – und verraten in dem diesjährigen Shareholder Letter sogar ihre „Secret Sauce. Und die liest sich so: „Das Unkraut verwelkt in dem Maße, wie die Blumen blühen. Im Laufe der Zeit braucht es nur ein paar Gewinner, um Wunder zu bewirken. Und ja, es ist hilfreich, früh anzufangen und und auch bis in die 90er Jahre zu leben.“
Wem das zu vage ist, der bekommt zwei Beispiele präsentiert: Coca-Cola und American Express. Beispiel 1: Berkshire Hathway schloss 1994 den siebenjährigen Kauf von 400 Millionen Aktien von Coca-Cola, die man noch heute besitzt, ab. „Die Gesamtkosten beliefen sich auf 1,3 Milliarden Dollar“, schreibt Buffett. „Die Bardividende, die wir 1994 von Coke erhielten, betrug 75 Millionen Dollar. Bis 2022 stieg die Dividende auf 704 Millionen Dollar. Das Wachstum erfolgte jedes Jahr, so sicher wie Geburtstage. Alles, was Charlie und ich tun mussten, ist lediglich die vierteljährlichen Dividendenschecks von Coke einzulösen. Wir erwarten, dass diese Schecks mit hoher Wahrscheinlichkeit wachsen werden.“
Beispiel 2: American Express. 1995 schloss man den Aktienkauf von Amex ab, um ebenfalls 1,3 Milliarden Dollar. Die jährlichen Dividenden aus dieser Investition sind von 41 Millionen Dollar auf 302 Millionen Dollar gestiegen“, so Buffett. „Diese Dividendengewinne sind zwar erfreulich, aber alles andere als spektakulär. Aber sie gehen einher mit erheblichen Kursgewinnen.“ Ende 2022 seien die Coke-Aktien etwa 25 Milliarden Dollar wert, jene von Amex etwa 22 Mrd. Dollar. Diese Positionen würden jeweils etwa 5 Prozent des gesamten Portfolios ausmachen. Wären die Wetten auf Coca-Cola und American Express nicht aufgegangen und sie wären im Wert nicht gewachsen, dann würde das nicht so ins Gewicht fallen. „Diese enttäuschende Investition würde nun einen unbedeutenden Anteil von 0,3 % des Nettovermögens von Berkshire ausmachen und uns ein unverändertes jährliches Einkommen von etwa 80 Mio. Dollar liefern“, so Buffett.
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„Wir sind keine Stock-Picker, sondern Business-Picker“
Berkshire Hathaway tätigt generell zwei Arten von Investitionen: Entweder werden Unternehmen zu 100 Prozent übernommen, oder es werden (teilweise große) Aktienpakete gekauft. Wie aber wählt man nun diese einigen wenigen Gewinner aus? Auch darauf hat Buffett eine klare Antwort. „Unser Ziel bei beiden Eigentumsformen ist es, sinnvolle Investitionen in Unternehmen zu tätigen, die
mit langfristig günstigen wirtschaftlichen Eigenschaften und vertrauenswürdigen Managern einhergehen“, schriebt er. „Bitte beachten Sie, dass wir börsennotierte Aktien auf der Grundlage unserer Erwartungen hinsichtlich ihrer langfristigen Geschäftsentwicklung kaufen und nicht, weil wir sie als Vehikel für geschickte Käufe und Verkäufe betrachten. Dieser Punkt ist entscheidend: Charlie und ich sind keine Aktien-Picker; wir sind Business-Picker.“
Aber man hätte über die vielen Jahre im Investment-Geschäft auch viele Fehler gemacht. „Daher besteht unsere umfangreiche Sammlung von derzeit aus einigen wenigen Unternehmen, die wirklich außergewöhnlich wirtschaftlich sind, aus vielen
die sehr gute wirtschaftliche Eigenschaften haben, und einer großen Gruppe, die marginal ist“, so Buffett. „Der Kapitalismus hat zwei Seiten: Das System schafft einen ständig wachsenden Haufen von Verlierern, während er gleichzeitig
gleichzeitig eine Flut von verbesserten Waren und Dienstleistungen hervor bringt. Schumpeter nannte dieses Phänomen ’schöpferische
Zerstörung‘.“
Damit ist auch klar, dass das Portfolio von Berkshire Hathaway auch nicht viel anders als die Portfolios von VCs funktioniert: Es gibt einige wenige Überflieger, die die Gewinne bringen, mehrere Durchschnittsunternehmen, und viele Underperformer. Auch das zeigt: Selbst Investment-Genies wie Buffett und Munger müssen ihr Risiko breit streuen, um dann einige wenige Winner zu haben.
„Nichts geht über einen großartigen Partner“
Was braucht man noch zum Erfolg? Mungers Antwort: „Nichts geht über einen großartigen Partner“. Den hätte er in Langzeit-Partner Munger gefunden. Und er plädiert für langfristiges Anlegen und warnt vor kurzfristigem Zocken. „Die Welt ist voller törichter Zocker, aber sie werden nicht so gut abschneiden wie geduldige Anleger. Geduld kann man lernen. Eine lange Aufmerksamkeitsspanne und die Fähigkeit, sich lange auf eine Sache zu auf eine Sache konzentrieren zu können, ist ein großer Vorteil.“ Er und Buffett würden stets nach guten langfristigen Investitionen suchen und sie „hartnäckig für eine lange Zeit“ halten.
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