Warum das Startup “hig & chic” Baumwolle durch Eukalyptus ersetzt
Als die Rekord-Hitze im Sommer 2018 München erreichte, bekamen Tom Gärtner und Matthias Kühr nachts kaum ein Auge zu in ihrer Dachgeschosswohnung. Schlaflose Nächte motivierten sie nach einer Lösung zu suchen und so kamen sie auf die Idee, für ihr Startup „hig & chic“ Bettwäsche aus einem kühlenden und atmungsaktiven Material zu entwickeln. Dass sie hochwertig und nachhaltig sein sollte, stand für sie fest. Bald stellte sich heraus, dass es eine Alternative gibt, die alle Eigenschaften in sich vereint – Eukalyptus.
Eukalyptusfaser ist umweltfreundlicher als Baumwolle
Es brauchte mehr als 200 Stoffproben, bis sie die Eigenschaften der Eukalyptusfaser für sich entdeckten: Eukalyptus benötigt beim Anbau 95 Prozent weniger Wasser als Baumwolle und kommt ohne zusätzliche Dünger und Pestizide aus. Außerdem wächst die Pflanze in nachhaltigen Wäldern. Das ist wichtig, weil diese Wälder keine Fläche verschwenden, die für den Anbau wertvoller Lebensmitteln genutzt werden könnte. Diese Argumente waren für die „hig & chic“-Gründer wichtig, weil sie die Umwelt schonen und völlig biologisch abbaubare Produkte produzieren wollen. Darum verzichten sie auch auf Plastikknöpfe und Synthetik-Fäden.
„Wir möchten den verstaubten Markt für Bettwäsche aufmischen”
Die Startup-Gründer sind davon überzeugt, dass das Angebot am Bettwäschemarkt zu groß ist: „Am meisten stresst eine Kaufentscheidung doch, weil man nicht weiß, was das Beste ist. Wir alle ahnen ja, dass der Preis da wenig aussagt. Teuer ist eben nicht gleich gut“, erklärt Gärtner. Die Jungunternehmer glauben, dass der Nachhaltigkeit in der Zukunft eine entscheidende Rolle zukommt. Die Begründung: Nachhaltige Produkte erfüllen ein Großteil der Kriterien, nach denen die Konsumenten suchen und ersparen ihnen damit das ganze Suchen und Vergleichen.
„Wir möchten den verstaubten Markt für Bettwäsche aufmischen und für jeden – ob umweltbewusst oder nicht – die Marke für hochwertige Bettwäsche zu einem fairen Preis werden“, erklärt Gärtner ihre Idee.
Crowdfunding bringt mehr Geld als erwartet
Gärtner und Kühr gründeten „hig & chic“ im April 2018 und einige Monate danach hatten sie bereits ihren ersten Erfolg: Ihre Crowdfunding-Kampagne erbrachte mehr Geld, als sie erwartet hatten. Damit investierten sie in die Produktion der ersten 500 Bettwäsche-Sets in Israel, die nach zwei Wochen ausverkauft waren. Mittlerweile haben sie 1.000 Bettwäsche-Sets verkauft. Das positive Feedback der Kunden, die jedes Produkt 30 Tage lang testen dürfen, motiviert sie an ihrer Entwicklung zu arbeiten: „Wir haben viel vor, werden neben neuen Designs weitere Produkte entwickeln“, blickt Tom Gärtner voraus.
Aus Bettwäsche-Resten werden Corona-Masken
Wie bei vielen kleinen Unternehmen kam mit Corona eine schwierige Zeit für die Gründer. Ihre Produzenten konnten lange Zeit nicht arbeiten. Gärtner und Kühr ließen sich jedoch nicht entmutigen, sondern nutzten die Situation für die Entwicklung neuer Produkte: “Die hervorragenden, klimatisierenden Eigenschaften könnte man nicht besser erfahren, als durch eine Maske, die man im Gesicht trägt“, erklärt Matthias Kühr. Die Masken fertigen sie aus Stoffresten und Verschnitten und kompensieren damit den Ausfall.
Trotz der Schwierigkeiten sehen die „hig & chic“-Gründer eine positive Entwicklung: „Die Corona Krise gibt unserem Heim und damit auch Heimtextilien einen neuen Stellenwert. Dazu wächst das Bewusstsein für die Endlichkeit unserer Ressourcen immer weiter. All das zeigt uns, dass unser Weg richtig ist.“
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