Warum das XRP-Debakel jetzt auch andere Altcoins abstürzen lässt
Die Klage der US-Börsenaufsicht SEC gegen Ripple hält die Krypto-Welt in Atem. Nachdem XRP – der Hauptgrund für die Klage – am Mittwoch um bis zu 40 Prozent eingebrochen ist, sind nun in der Nacht auf Donnerstag auch viele andere Altcoins ins Minus gekippt. Bitcoin Cash, Cardano, Chainlink, NEM, Stellar, EOS – die Kurse vieler Krypto-Assets stehen (teilweise zweistellig) im Minus.
Lediglich einigen Werten geht es nach der Bombe, die die SEC mit der Klage platzen ließ, einigermaßen gut. Bitcoin und Ethereum sind es, die bisher nur leicht verloren haben – und das hat seinen guten Grund. Beide Assets werden von der mächtigen US-Börsenaufsicht dezidiert nicht als Wertpapiere/Aktien eines Unternehmens angesehen – dazu sind die Netzwerke viel zu dezentral und nicht einer Entität zuordenbar.
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„Branchenweiter Präzedenzfall“
Ganz im Gegensatz zu Ripple. Dem kalifornischen Unternehmen wird derzeit vorgeworfen, dass XRP-Token möglicherweise eigentlich Anteile an Ripple darstellen – und die Verkäufe von XRP in den letzten Jahren mit einem Gegenwert von 1,3 Milliarden Dollar eigentlich von der SEC erlaubt hätten werden müssen. Ripple-CEO Brad Garlinghouse sieht die Klage als böswilligen Abschiedsgruß der scheidenden Trump-Regierung und als Kriegserklärung an die Krypto-Industrie der Vereinigten Staaten.
„Dies setzt einen schrecklichen branchenweiten Präzedenzfall für jedes Unternehmen, das mit einem digitalen Vermögenswert arbeitet“, so Garlinghouse. „XRP ist ein Stellvertreter für jeden anderen Altcoin in dem Bereich.“ Und nun ist auch zu befürchten: Wenn Ripple wegen XRP abgestraft wird – was ist dann mit vielen anderen Krypto-Assets am Markt, hinter denen keine dezentralen Netzwerke, sondern eigentlich Firmen oder Stiftungen unter der Kontrolle einiger weniger Personen stehen?
Diese große Frage spiegelt der Markt gerade wieder. Denn es sind vor allem jene Krypto-Assets, die von Firmen wie dem US-Startup Chainlink (a.k.a. SmartContract.com) oder block.one (EOS) herausgegeben werden, die derzeit tief im Minus stehen. Auch Coins und Token, die von Stiftungs-Konstruktionen (z.B. Stellar, Cardano, NEM, Tezos), sind derzeit auf Talfahrt.
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Telegram, Kik und EOS als Mahnmale
Dass die SEC hart gegen Krypto-Projekte vorgehen kann, haben die letzten Jahre nach dem ersten Bitcoin-Hype 2017 gezeigt. So hat die US-Behörde sehr erfolgreich die Messaging-App Kik und das Unternehmen block.one wegen nicht angemeldeter Token-Verkäufe geklagt, und die Messaging-App Telegram hat die Bestrebungen, einen eigenen GRAM-Token zu etablieren, nach einem Rechtsstreit mit der SEC wieder aufgegeben.
Während all dem thront Bitcoin über dem Debakel und lässt in der Krisensituation nur leicht Federn. Die Marktdominanz von BTC, das immer noch bei mehr als 23.000 Dollar gehandelt wird, ist auf mittlerweile fast 70 Prozent geklettert. Bedeutet: 425 der insgesamt 615 Milliarden Dollar, die der Krypto-Markt derzeit schwer ist, liegen bei Bitcoin. Altcoins sehen daneben mittlerweile wieder ziemlich blass aus.
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