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Warum die Bank manchmal Nein sagt – und wie Gründer:innen ein Ja! bekommen

Birgit Polster, GründerCenter der Erste Bank. © Erste Bank
Birgit Polster, GründerCenter of the Erste Bank. © Erste Bank

Eigentlich steht alles – Businessplan, Mitgründer:innen, Business Angel, sogar die Bürofläche ist schon angemietet. Jetzt braucht es noch einen wichtigen Baustein: den Kredit von der Bank, um die eigene Produkt-Revolution auf den Markt bringen zu können. Und da wird es manchmal für Jungunternehmer:innen kniffelig, weil sie einige wichtige Punkte nicht berücksichtigt haben.

„Es ist sicher so, dass die Bank manchmal zu Gründer:innen Nein sagen muss. Das tun wir aber nicht leichtfertig, sondern weil wir auf 20 Jahre Erfahrung mit Gründer:innen zurückgreifen können“, sagt Birgit Polster, Spezialistin beim GründerCenter & Förderservice der Erste Bank. Sie hat in ihrer jahrelangen Tätigkeit als Gründungsspezialistin viele Finanzierungen mit Startups gemacht. „Wir haben enorm viele Daten und Zahlen gesehen und darauf basierend sehr gute Erfahrungswerte darüber, welche Branchen wie funktionieren.“

Und das bedeute dann auch manchmal, dass Gründer:innen ein „Nein“ bekommen können. „Unser Ziel ist es, möglichst viele Gründer:innen bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen und Entwicklung hin zu einem nachhaltig erfolgreichen Unternehmen zu unterstützen. Das bedeutet dann aber auch manchmal, dass man Gründer:innen vor sich und ihrem Vorhaben schützen muss und es kein Fremdkapital der Bank gibt. Diese Entscheidung wird dann aber auch immer mit dem Gründerteam besprochen und begründet“, sagt die Expertin.

Deswegen gibt sie Tipps, wie Startups sich das „Ja!“ der Bank holen können.

1. Genug Eigenkapital mitbringen

Unternehmen werden fast immer auf Basis eines Finanz-Fundaments gebaut, das auf mehreren Säulen steht. Die wichtigste Unterscheidung ist Eigenkapital und Fremdkapital. Während die Bank – meist in Form von Krediten – für das Fremdkapital zuständig ist, liegt es an den Gründer:innen, genug Eigenkapital mitzubringen – denn das hebelt wiederum das Fremdkapital. Bei Startups kommt das Eigenkapital oft aus den Taschen der Gründer:innen, aber auch von Business Angels oder VCs, die sich an dem jungen Unternehmen beteiligen wollen.

Für die Bank ist jedenfalls wichtig: „Abhängig von der Branche ist ein gewisser Prozentsatz an Eigenkapital wichtig, schließlich soll nicht der gesamte Gewinn für die Rückzahlung der Finanzierung benötigt werden. Auch für das Unternehmen und natürlich die Gründer:in selbst müssen noch ausreichende Mittel übrig bleiben“, sagt Birgit Polster. Eine Grundregel: Je niedriger die Margen eines Unternehmens sind, desto höher sind die notwendigen Eigenmittel, da man von hohem Preisdruck der Konkurrenz und somit größerem Risiko ausgeht. Eine Faustregel ist auch, dass Förderstellen meist 20 bis 25 % an Eigenkapital verlangen.

Dass man das Eigenkapital hat, kann man beim Bankgespräch per Kontoauszug belegen; man muss jedenfalls zeigen, dass es auf einem Geschäftskonto liegt und damit liquide ist. „Als Bank überprüfen wir auch für die Förderstelle, welche Gelder verwendet werden“, sagt Polster. „Wenn wir sehen, dass es kein echtes Eigenkapital ist, dann ist das ein Grund für die Bank, Nein zu sagen.“ Und noch ein Tipp: „Im aktuellen Zinsumfeld sind fixe Zinssätze bei Krediten beliebter, weil man so das Risiko herausnehmen kann.“

  • Tipp: Wie man den richtigen Finanzierungsmix zwischen Eigenmittel, Kredit, Leasing, Crowdinvesting, Beteiligungskapital und Förderungen findet, kann man mit dem Web-Dienst fundnow.at einfach herausfinden.

Eigenkapital vs. Fremdkapital: Wer ist der Good Cop, wer der Bad Cop?

2. Persönliche Haftung übernehmen

Was viele, vor allem junge Menschen, oft am Gründen abschreckt: Es wird verlangt, dass man bei Verträgen persönliche Haftungen eingeht. War es früher so, dass Finanzierungen viel lockerer vergeben wurden, so ist es spätestens mit der Corona-Krise zum Standard geworden, dass persönlich gehaftet werden muss.

„Wenn der Gründer oder die Gründerin nicht an die eigene Firma glaubt, dann glaubt die Bank auch nicht dran“, sagt Polster. „Die persönliche Haftung ist ein Standard. Denn Gründer:innen sind für die wirtschaftliche Gebarung verantwortlich. Weil die Bank nicht in der Geschäftsführung sitzt, müssen wir uns drauf verlassen, dass der Kunde ordentlich wirtschaftet und keine unnötigen Risiken eingeht.“

Vor der persönlichen Haftung sollte man deswegen keine Angst haben – sofern man an den Geschäftserfolg auch fest glaubt. „Der Gewinn gehört auch dem Gründer, deswegen muss er auch den Verlust tragen können“, sagt Polster. Als Bank sei man ohnehin nie daran interessiert, dass eine Firma in den Konkurs schlittert – schließlich will das Finanzinstitut natürlich, dass die Gründer:innen das Fremdkapital zurückzahlen können. Polster: „Uns bringt eine Insolvenz nichts. Wir wollen langfristige Kundenbeziehungen und versuchen eine Lösung zu finden, wie man aus einer Schieflage wieder glimpflich herauskommt – etwa mit längeren Laufzeiten für die Kredite.“

  • Tipp: Was Gründer:innen auf jeden Fall hilft zu verstehen, ob man sich Kredite und persönliche Haftungen im Ernstfall leisten kann, ist eine private Haushaltsrechnung. Mit ihr errechnet man, ob man sich Steuern, Kreditraten, Fixkosten und Ausgaben auf Dauer leisten kann. Unterm Strich weiß man damit, was muss man wirklich verdienen muss, um sich den Lebensstil weiter leisten zu können.

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3. Eine Vertrauensbasis schaffen

Manchmal nehmen Gründer:innen die Bank als eine Art Endgegner wahr, den es zu bezwingen gilt. Das ist falsch gedacht. Denn vielmehr sollte man die Bank als Partner sehen. „Wir als Bank sehen uns als Team-Mitglied“, betont Polster, und das beruhe letzten Endes auf Gegenseitigkeit. Deswegen ist es für Gründer:innen umso wichtiger, auch von ihrer Seite aus eine Vertrauensbasis zu schaffen.

Wer mit falschen Informationen in den Unterlagen oder im Gespräch ankommt, der tut sich selbst mittel- und langfristig keinen Gefallen. Stattdessen ist es immens wichtig, transparent und ehrlich mit den Fakten zu sein – auch wenn sie mal nicht zum hochpolierten Marketing-Pitchdeck eines Startups passen. Wenn man etwa – um beim obigen Beispiel des Eigenkapitals zu bleiben – mit unrichtigen Angaben zu Eigenkapital ankommt und sich dieses dann doch nicht als echtes Eigenkapital, sondern als Darlehen von Freunden entpuppt, dann verspielt man Vertrauen und verzögert selbst den Ablauf der Fremdkapital-Finanzierung, da der Punkt Eigenkapital nochmals aufgerollt und besprochen werden muss. Man gefährdet dadurch den Aufbau einer Geschäftsbeziehung mit der Bank und schlussendlich den Zugang zu Fremdkapital.

Die Praxis zeigt: „Wir sagen selten Nein und finden meistens eine Lösung“, so Polster. „Uns ist es wichtig, auf Basis von transparenten Daten und Fakten gemeinsam mit den Gründer:innen die besten Möglichkeiten zu erarbeiten.“ Das kann etwa sein, wenn man einen Standortwechsel oder einen kleineren Kreditrahmen als geplant in Betracht ziehen sollte.

  • Tipp: Um die richtigen Daten immer bei der Hand zu haben, ist eine gute und vertrauensvolle Steuerberatung immer eine große Hilfe. Sie ist etwa dann zur Stelle, wenn man aktuelle Saldenlisten, den letzten Jahresabschluss etc. zur Hand haben muss.

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4. Auf Nachhaltigkeit setzen

Die Sustainable Development Goals (SDGs) sind keine Kür mehr, sie werden für Unternehmen zur Pflicht. Heute kann es sich kaum eine Firma – und Startups schon gar nicht – erlauben, nicht in irgendeiner Art und Weise zu einer nachhaltigeren Wirtschaft beizutragen. Umgekehrt bedeutet das, dass Projekte, die gegen Klimaziele gehen, kaum mehr eine Chance auf Finanzierung haben. Zwar gibt es im KMU- und Startup-Bereich derzeit noch keine scharfen Richtlinien wie im Groß- oder Retail-Kundenbereich – doch auch das ist nur eine Frage der Zeit. Denn, die EU-Taxonomie bringt immer mehr Regeln zu „grünen“ Investments in die Wirtschaftswelt.

„Wir weisen daher Gründer:innen eindringlich darauf hin, den eigenen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele im Geschäftsmodell zu berücksichtigen.“, sagt Polster. Denn zwar könnte man heute noch eine Finanzierung bekommen, doch nachhaltig wäre das nicht. Unternehmen sollen viele Jahre lang bestehen – Neugründungen sollten deswegen bereits heute auf Nachhaltigkeit setzen.

  • Tipp: Die SDGs gehen mittlerweile oft vor ESG-Kriterien. Denn die Sustainable Development Goals werden gerade von Investor:innen im Nachhaltigkeitsbereich höher gewertet als Kriterien zu „Environment, Social & Governance“. Diese sind zuletzt immer mehr in Verruf geraten (mehr dazu hier).

Wer diese Tipps berücksichtigt, der tut sich bei der Bank in Sachen Fremdkapital viel leichter – und kommt so schneller zur der Finanzierung, um das eigene Startup rasch nach vorne zu bringen.

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