Gastbeitrag

Warum fallen die Krypto-Märkte weiter?

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Leena ElDeeb ist Research Associate bei der 21Shares AG, einem Krypto-Asset-Manager aus der Schweiz. In diesem Gastbeitrag befasst sie sich mit dem immer noch anhaltenden Absturz auf den Krypto-Märkten.

Im Laufe der letzten Woche fielen die Kurse und damit einhergehend das in ihnen angelegte Vermögen nach Total Value Locked (TVL) der wichtigsten Krypto-Assets: Bitcoin und Ethereum fielen um 12,6 bzw. 18,9 Prozent. Die beste Performance war bei den Assets Binance Coin, Polygon und Maker zu beobachten, die um 7,4 Prozent, 21,5 Prozent und 20,8 Prozent an Wert verloren. Als einziges Asset legte Polygon um 0,24 Prozent in TVL zu. In dieser Mitteilung wollen wir dieser Entwicklung mit einem besonderen Augenmerk auf den Markt für Future-Positionen auf den Grund sowie das Verbot des Krypto-Mixers Tornado Cash geben.

Abbildung 1: Entwicklung von Preisen und Total Value Locked in wichtigen Krypto-Sektoren
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Quelle:  21Shares, Coingecko, DeFi Llama

Serie an Abverkäufen von Long-Positionen

Abbildung 2: Verkäufe von Long- und Short-Positionen
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Quelle:  CoinGlass

Es war eine Serie an Abverkäufen, die am Freitag auf dem Markt für Future-Positionen stattfanden und zur Entwicklung der Krypto-Märkte beigetragen haben dürften. Daten von Coinglass zufolge wurden allein am Freitag Positionen von 157.000 Tradern zu einem Gesamtwert von über 600 Millionen Dollar liquidiert – 239 Millionen Dollar gingen in Zusammenhang mit Bitcoin-Trades und 224 Millionen in Zusammenhang mit Ethereum-Trades verloren In kurzer Zeit gingen 562 Millionen Dollar in Long-Positionen und 79 Millionen Dollar in Short-Positionen verloren –  es ist die größte Auflösung von Long-Positionen auf Futures seit dem 13. Juni, kurz bevor der Bitcoin-Kurs auf 20.000 Dollar gefallen war.

On-Chain-Indikatoren

Abbildung 3: NVT Ratio of Bitcoin (2011-2022)
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Quelle:  Glassnode
Da Händler die Margin-Anforderungen nicht erfüllen können, waren die enormen Liquidationen die Folge. Unabhängig davon bietet jedoch die Net Value to Transactions Ratio (NVT) – analog zum Kurs-Gewinn-Verhältnis bei Aktien – einen Schätzwert für das tatsächliche Bewertungsniveau eines Vermögenswerts. Wie in Abbildung 3 dargestellt, zeigt ein NVT-Verhältnis von 100 an, dass der Bitcoin-Preis überbewertet ist, während Abwärtstrends wie der vom 24. Juli darauf hindeuten, dass Investor:innen Bitcoin mit einem Abschlag kaufen. Im Dezember 2018, als der Bitcoin-Preis auf 3.000 Dollar fiel, schwankte das NVT-Verhältnis zwischen 13 und 33. Im Vergleich zum aktuellen NVT-Verhältnis, das am Montag bei 45 lag, scheint Bitcoin unterbewertet zu sein. Als der Preis von Ethereum am 16. Dezember 2018 auf 85 US-Dollar fiel, lag das NVT-Verhältnis bei 58,57. Verglichen mit dem aktuellen NVT-Verhältnis, das am Montag bei 102,76 lag, scheint Ethereum im Vergleich zu historischen Werten überbewertet zu sein.
Abbildung 4: NVT Ratio of Ethereum (2011-2022)
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Quelle: Glassnode

Der Fall BendDAO: Demokratisch beschlossene Maßnahmen nach Insolvenzkrise

Bei BendDAO, einem Peer-to-Peer-Lendingprotokoll für NFTs, handelt es sich um das nächste von einer Insolvenzkrise getroffene Krypto-Projekt. Das Projekt erlaubt es Nutzer:innen, ihre NFTs zu hinterlegen und sich im Gegenzug Ether (ETH) in Höhe von bis zu 40 Prozent des NFT-Gegenwerts zu leihen. Die Devisenreserven von BendDAO, das technisch auf der Ethereum-Blockchain aufbaut, fielen am Montag Berichten zufolge auf unter 1 ETH.
Abbildung 5: Vorräte und Schulden von BendDAO
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Quelle: 21Shares, Dune Analytics
Der Homepage von BendDAO zufolge bietet das Projekt derzeit einen effektiven Jahreszins von 87,06 Prozent auf ETH-Einlagen – 81,82 Prozent werden in ETH und 5,24 Prozent im hauseigenen BEND-Token ausgezahlt. Die Rendite wird von NFT-Inhaber:innen erwirtschaftet, die Zinsen auf ETH zahlen, die sie gegen ihre NFTs geliehen haben; der Zinssatz für diese ETH-Darlehen lag am Montag bei 93,96 Prozent. Zum aktuellen Zeitpunkt ist dieser Zinssatz jedoch auf -101,44 Prozent gesunken. Die Kreditnehmer:innen wurden davon abgehalten, ihre Kredite zurückzuzahlen, was zu uneinbringlichen Forderungen und damit zu einer Liquiditätskrise führte. Der Mitbegründer des Protokolls mahnte die BendDAO-Community auf Discord zur Beruhigung. Am Montag schlug das Team von BendDAO einige kurzfristige Lösungsansätze vor:
  • eine Anpassung der Liquidationsschwelle auf 70%.
  • eine Anpassung der Auktionsdauer auf 4 Stunden.
  • eine Aufhebung der Erstgebotsbegrenzung von 95% des Floorpreises
  • eine Anpassung des Basiszinssatzes auf 20%
  • und eine Erstellung eines Notfallplans zur Bewältigung von Forderungsausfällen.
Zu den langfristigen, vorgeschlagenen Verbesserungen gehören die Unterstützung von Angeboten für Sicherheiten in BendDAO, die Kontaktaufnahme mit Börsen, um Sicherheiten aufzulisten, sowie die Unterstützung von Anzahlungen für Auktionen. 97 Prozent der BendDAO-Community erteilten dem Vorschlag in einer Abstimmung eine Zusage. Die zugrundeliegende Technologie, die NFTs so einzigartig und nicht fungibel macht, schafft zahlreiche Möglichkeiten und Anwendungsfälle – aber es ist fraglich, ob sich NFTs aufgrund der Natur dieser Anlageklasse aktuell als Finanzinstrument für die Kreditaufnahme eignen.

Tornado Cash-Verbot als Faktor für Kursrückgänge?

Kryptobörsen: Der Nachhall des vom US-Finanzministerium verhängten Verbots des Krypto-Mixers Tornado Cash ist beispiellos – er könnte sogar ein Faktor für die jüngsten Rückgänge auf dem Krypto-Markt sein. Brian Armstrong, der CEO von Coinbase, verkündete in einem Tweet, dass sein Unternehmen lieber seinen Staking-Service für ETH abschalten würde, als Transaktionen auf Protokollebene zu zensieren, um einer hypothetischen Zensuranordnung von Regulierungsbehörden auf der Ethereum-Blockchain nachzukommen. Daten zufolge ist Coinbase sogar der drittgrößte Akteur für die Validierung von Ethereum-Transaktionen – sobald der „Merge“ vonstattengegangen ist. Es zeigt sich also, welche Einkommensverluste als Folge regulatorischer Maßnahmen in der Krypto-Welt entstehen könnten. Auch der Lending-Dienst Gemini will Staking-Dienste für MATIC, die Kryptowährung des Polygon-Netzwerkes – und später für ETH, SOL und DOT – anbieten. Es ist ein weiterer Beweis für die nach wie vor herrschende, bullische Stimmung rund um die Branche für Staking-Dienste.

Mining Pools: Ethermine, der größte ETH-Mining-Pool, kündigte an, dass er die Unterstützung für geplante POW-Forks einstellen wird. Der Dienstleister wies seine Nutzer:innen an, sich stattdessen anderen POW-basierten Netzwerken wie Raven und Ethereum Classic anzuschließen, wenn sie weiterhin im Mining-Geschäft tätig sein wollen. Seit dieser Ankündigung ist die Hash-Rate von ETC über das Wochenende auf ATH gestiegen. Auch Bittrue wird sich der Schar anderer Börsen anschließen, die spekulative Aktivitäten auf potenzielle Forks unterstützen, da sie vor dem Merge einen ETHPOW-Token freigeben sollen.

Rechtliche Hinweise:

Das in diesem Beitrag enthaltene Material dient ausschließlich Informationszwecken. Die 21Shares AG und ihre verbundenen Unternehmen empfehlen keine Maßnahmen auf der Grundlage dieser Informationen. Das Material ist weder als Angebot oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers, noch als Anlageberatung auszulegen. Darüber hinaus stellen diese Informationen keine Zusicherung dar, dass die hier beschriebenen Anlagen für eine Person geeignet oder sinnvoll sind. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Indikator für künftige Kursentwicklungen.

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