Warum Greta Thunberg gegen Windkraft in Norwegen protestiert
Nein, die Welt ist nur ganz selten Schwarz-Weiß. Auch diesmal nicht. Denn auch wenn in der Klimakrise der Ausbau erneuerbarer Energien ein eigentlich klare Angelegenheit ist, sind auch die Umstände für diesen Ausbau entscheidend. Aktuell sieht man das in Norwegen. Denn dort hat sich eine der bekanntesten Klimaktivist:innen der Welt, Greta Thunberg aus Schweden, den Protesten GEGEN den Ausbau einer großen Windfarm angeschlossen.
Gemeinsam mit anderen jung Aktivist:innen hat Thunberg den Eingang des norwegischen Energieministeriums in Oslo blockiert. Gemeinsam protestieren sie gegen eine große Windfarm auf dem Land, das eigentlich indigene Völker, und zwar konkret die Sami, für sic beanspruchen. Bereits 2021 hat eigentlich ein norwegische Höchstgericht geurteilt, dass die Rechte der Sami durch die 151 Windräder verletzt werden würden. Damals wurde zwei Windparks, die erst 2020 fertig gestellt worden waren, die Betriebsgenehmigung entzogen.
Konkret handelt es sich um den zweit größten europäischen Onshore-Windpark namens Fosen Vind. Es ist ein Joint Venture der Unternehmen TrønderEnergi und Statkraft und wird vom Investoren-Konsortium Nordic Wind Power DA mit finanziert. Ziel war, die Windkraft Norwegens mehr als zu verdoppeln. Doch bereits bei Baubeginn gab es Proteste gegen das Megaprojekt, weil die Windräder auch in einem Rentier-Habitat, das für die südsamischen Rentierzüchter:innen sehr wichtig ist, gebaut wurden. Die Rentierzüchter:innen sahen das als Verletzung der Menschenrechte. Die Windräder würden die Tiere verängstigen und sie in ihren uralten Traditionen stören. Das Höchstgericht urteilte im Sinne der Sami, doch 2023 stehen die Windräder immer noch.
Greta Thunberg: Abschalten der Atomkraftwerke wäre ein Fehler
Menschenrechte vor Klimaschutz
„Die Rechte indigener Völker und die Menschenrechte müssen Hand in Hand mit Klimaschutz und Klimaschutzmaßnahmen gehen. Das kann nicht auf Kosten einiger Menschen geschehen. Dann ist es keine Klimagerechtigkeit“, begründet Thunberg nun ihren Protest gegen die Windräder. Deswegen macht sie bei den Protesten, denen sich auch die Vereine Nature and Youth und Norwegian Samirs Riksforbund Nuorat angeschlossen haben, mit. Den Betreibern der Winkraftanlagen zufolge solle eine Lösung gefunden werden, damit die Windräder weiter betrieben werden können und gleichzeitig die Sami zu ihren Rechten kommen. Das norwegische Ministerium soll an einer Lösung arbeiten.
Wie schwierig Klimaproteste im Detail sind, das zeigt der Fall Thunberg immer wieder. So wurde sie dafür kritisiert, dass sie mit dem Flugzeug zu wichtigen Konferenzen angereist ist. Auch hat sie sich in der Vergangenheit sogar für Atomkraft ausgesprochen. Sie hielt das Abschalten der deutschen AKWs für eine Fehler, weil das geheißen hätte, dass die Kohlekraft umso mehr forciert worden wäre. Die drei letzten deutschen AKW Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 laufen nun vorerst mal bis zum 15. April 2023 weiter.
Thunberg ist international mittlerweile sehr aktiv. Zuletzt war sie etwa auch bei den Protesten im deutschen Lützerath anzutreffen, wo tausende Klimaaktivist:innen gegen den Braunkohleabbau protestierten.