Warum Trump plötzlich die Geldpolitik in Europa ganz toll findet

Unerwartet kommt oft: US-Präsident Donald Trump zeigt sich nicht nur beim Treffen mit Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni versöhnlich („100%“ gäbe es einen Handels-Deal mit der EU), sondern findet plötzlich auch Gefallen an der Geldpolitik in der Eurozone. Der Grund dafür: Es dient Trump dazu, Fed-Chef Jerome Powell unter Druck zu setzen, die Zinsen in den USA zu senken.
„Es wird erwartet, dass die EZB die Zinsen zum siebten Mal senkt, und dennoch hat der „zu späte“ Jerome Powell von der Fed, der immer ZU SPÄT UND FALSCH ist, gestern einen Bericht veröffentlicht, der ein weiteres, typisches „Durcheinander“ war! Die Ölpreise sind gesunken, die Lebensmittelpreise (sogar die Eier!) sind gesunken, und die USA werden REICH an TARIFEN. „Too Late“ (gemeint ist Jerome Powell, Anm.) hätte die Zinsen, wie die EZB, schon längst senken müssen, aber er sollte sie auf jeden Fall jetzt senken. Powells Kündigung kann nicht schnell genug kommen!“, schrieb Trump am Donnerstag vor dem Entscheid der EZB, die Leitzinsen ein weiteres Mal in Richtung 2% abzusenken.
Während in Europa so etwas wie Normalität bei den Zinsen abzusehen ist, liegt der Leitzins in den USA deutlich höher (siehe unten). Und: Fed-Chef Jerome Powell, mittlerweile einer der größten Widersacher von Trump, weigerte sich in den letzten Monaten, die Zinsen zu senken. Der Grund: Trumps Zollpolitik.
US-Zölle werden für höhere Inflation sorgen
„Zölle werden höchstwahrscheinlich zumindest vorübergehend zu einem Anstieg der Inflation führen“, sagte Powell kürzlich in einer Rede. Die Aufgabe der US-Notenbank sei, Inflation in den Griff zu bekommen und nicht, Wirtschaftspolitik zu machen. Die Logik der Zölle: Sie werden voraussichtlich dafür sorgen, dass die Preise für Konsumenten in den USA ansteigen, die Preisspirale dreht sich dann wieder nach oben. Trump hingegen will die Absenkung des Leitzinses, um Investitionen weiter anzukurbeln.
Der Leitzins der EZB wurde in mehreren Schritten in Folge der Corona-Inflation auf bis zu 4,00 % (September 2023) hochgehoben, bevor er bis zum Frühjahr 2025 wieder auf 2,25 % gesenkt wurde. Der US-Leitzins hingegen wurde früher angehoben, auf bis zu 5,25% – allerdings nicht so stark wieder abgesenkt wie in der Eurozone. In den USA liegt der Leitzins weiterhin bei fast 4,4 % und ist damit doppelt so hoch wie in Europa. Hier die Entwicklung im Vergleich: