Elephant Listening Project

Was 50 Mikrofone im Dschungel über das Artenvorkommen verraten

©Pixabay/Pexels
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Laut WWF gelten von den mehr als 142.500 in der Internationalen Roten Liste erfassten gefährdeten Tier- und Pflanzenarten über 40.000 als vom Aussterben bedroht. Besonders schwere Verluste mussten im vergangenen Jahr laut der Tierschutzorganisation Eisbären, Rochen, Haie oder auch Kraniche einstecken. Doch es gab auch Lichtblicke: die Populationen von Seeadler, Iberischen Luchsen und nepalesischen Panzernashörnern konnten sich erholen, wir berichteten.

Um festzustellen, wie viele Exemplare es noch von einer Spezies gibt oder ob diese nicht doch schon ausgestorben ist, gibt es einige Möglichkeiten. Viele Methoden, wie Aufrufe an die Bevölkerung zum Zählen, der Auswertung von DNA-Proben oder der Erfassung per Drohne sind längst ein alter Hut. Doch es gibt auch Ansätze, die auf den ersten Blick noch etwas ungewöhnlicher erscheinen. Dadurch sind sie natürlich umso interessanter.

Gorillas, die von den Mikrofonen aufgenommen wurden. Audio: ©ElephantListeningProject Bild: David Gonzales/Pexels

Mikrofone, die Tiere tracken

Die Tiere des Waldes an ihren Geräuschen zu erkennen, ist für einige im Kindesalter noch eine Passion. Später verliert sich das schon wieder schnell mal.  Bei vermeintlich einfachen Spezies, wie den Vögeln, ist dies dann doch oft leichter gesagt als getan. Gerade Menschen, die nicht so oft in der Natur sind, fällt es schwer, einzelne Stimmen zu zuordnen. Der Rabe oder der Uhu sind da noch leicht zu identifizieren, beim Sperling wird das jedoch schwieriger. Expert:innen sind da schon weiter: Forschende der Cornell University in New York nutzen bereits seit 1999 exakt diese verräterischen Eigenschaften der Tiere für sich. 

2017 hat Peter Wrege, Leiter des „Elephant Listening Project“ der Cornell Universität, dazu im nördlichen Regenwald der Republik Kongo 50 Mikrofone versteckt. Diese sind in einem Gebiet circa so groß wie die Stadt Los Angeles verteilt, so die Partner des Projekts, Amazon Web Services (AWS). An ihren Standorten nehmen die Mikrofone alles auf was im Wald passiert.

Damit soll jedoch keine neue Einschlaf-CD produziert werden. Sie dokumentieren die Bewegungen und Geräusche der Tierwelt – insbesondere die von Waldelefanten. Um dies möglich zu machen, wurden in den letzten Jahren bereits über eine Million Stunden Material aufgenommen. Analysiert werden diese Aufnahmen dann einerseits von einem Team aus Freiwilligen, andererseits auch von einer Analyse-Software, so die Angaben dazu.

Elefanten, DIE VON DEN MIKROFONEN AUFGENOMMEN WURDEN. AUDIO: ©ELEPHANTLISTENINGPROJECT Bild:
©Wolfgang Hasselmann/Unsplash

Erkenntnisse der Forschenden

Nach der Analyse kommt die Auswertung der Audioaufnahmen. Dies geben dann Aufschluss über das Vorhandensein der Arten. So konnte das Team rund um Peter Wrege bereits viele wertvolle Erkenntnisse in verschiedenen Bereichen des Artenschutzes sammeln. So stellten die Forschenden bereits fest, dass der afrikanische Graupapagei viel seltener gehört wurde, als vorher angenommen wurde.

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Dafür hätten sich zur Überraschung der Wissenschaftler:innen Elefanten in gerodeten Gebieten angesiedelt: „Eine interessante Erkenntnis ist, dass sich die Elefanten regelmäßig in einem Gebiet im Südwesten der Region aufhalten, das in der Vergangenheit zur Holzgewinnung genutzt wurde. Das scheint ihnen, wie auch den Gorillas, zu gefallen, weil dort mehr Sekundärvegetation wächst, die mehr Nahrungsquellen bietet“, so Wrege in einer Mitteilung von AWS. Diese Art der wechselnden Nutzung einer Umgebung durch eine Elefantenpopulation sei laut dem Forschenden bisher einmalig.

Doch nicht nur Populationen können die Forschenden mit Hilfe ihrer Mikrofone bestimmen. Sie konnten eine weitere Quelle des Artensterbens besser überwachen: Wilderer. Diese wurden bei ihren Streifzügen durch den Regenwald mit den versteckten Mikrofonen aufgenommen. Dadurch konnten die Forschenden Strategien entwickeln, um die illegalen Wildjäger:innen effektiver zu fassen. So wurden bereits ab 2018 die Wilderei-Patrouillen an den Orten verstärkt, wo die Forschenden vermehrt Schussgeräusche aufgezeichnet hatten. Durch diese Zusammenarbeit zwischen Forschung und Rangern des Parks, konnte laut AWS die Wilderei verringert werden. 

Schimpansen, DIE VON DEN MIKROFONEN AUFGENOMMEN WURDEN. AUDIO: ©ELEPHANTLISTENINGPROJECT BILD: Francesco Ungaro/Unsplash

Audios weltweit freigegeben

Alleine diese Beispiele zeigen das Potential der Audioüberwachung. Laut AWS schätzt Wrege jedoch sogar, dass alleine die Audiodaten seines Teams aus nur drei Jahren, die Geräusche von Hunderten, wenn nicht Tausenden von Säugetier-, Amphibien-, Insekten- und Vogelarten enthielten- von Gorillas und Schimpansen bis hin zu Laubfröschen und Papageien. In Anbetracht dessen, wird mit dem Fokus auf Wildelefanten und Wilderei natürlich nur ein Bruchteil des Möglichen erfasst – die Tonspuren könnten noch Informationen über zahlreiche andere Spezies geben: „Diese Aufnahmen enthalten so viele Informationen. Man könnte sie zur Untersuchung einer beliebigen Anzahl verschiedener Tiere verwenden“, so Wrege. „Wir wissen zum Beispiel, dass der afrikanische Graupapagei stark rückläufig ist, und wir wissen, dass wir seine Rufe aufgezeichnet haben. Wenn man diese Art untersucht, könnte man sehr wertvolle Daten über ihre Bewegungen und Verhaltensmuster erhalten.”

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Aus Gründen wie diesem, hat das Elephant Listening Project ihre Audio-Dateien im Amazon Web Services (AWS) Open Data Sponsorship Programm allen Forschenden weltweit zur Verfügung gestellt.  Das Programm stellt dabei eine Cloud zur Verfügung, die die Forschenden kostenlos zum Up- und Download der Aufnahmen nutzen können.

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