Waschtag-Kolumne

Was Fussball im Stadion und Yoga in Thailand mit Greenwashing zu tun haben

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Neulich surfte ich mal wieder durch die sozialen Medien. Einfach so, schauen, wo es mich hintreibt. Ich landete bei einer Influencerin, die in einem Video stolz erklärte, dass sie in ihrer Küche jetzt auf Zero Waste achtet, nur noch eine Capsule Collection an fair produzierter Mode im Kasten hat, ihre Yogakleidung aus recycelten Plastikflaschen ist und sie immer eine Glasflasche Wasser mithat. Mich freute das zunächst, weil wenn sie mit solcher Alltagsnachhaltigkeit, wie ich es gern nenne, andere wirklich „influenct“, dann erreicht sie ja auf der persönlichen Ebene wirklich einiges. 

Doch dann sah ich mir ihr gesamte Profil an und landete bei ihrem neuesten Posting. Sie war plötzlich in Thailand. Drei Wochen. Zwei davon in Quarantäne (ob sie die voll eingehalten hat?), eine draußen. In einem Yogacamp. In dem es ihren Beschreibungen zufolge super umweltfreundlich zuging. Mülltrennung, veganes Essen, Leben im Einklang mit der Natur. Ja, ne, is klar. Total öko. 

Kolumne: Greenwashing – wo kommt der Begriff eigentlich her?

Dahin ist die positive Ökobilanz

Ich finds immer wieder beeindruckend, wie sehr manche die Tatsache ausblenden können, wie unglaublich umweltzerstörerisch das Fliegen ist. Man kann „am Boden“ alles, wirklich alles richtig machen. Man kann autark am Vierkanter im Südburgenland mit eigenem Trinkwasserbrunnen, drei Hochbeeten und eigenen Schafen leben, die man als wollespendende Rasenmäher nutzt. Kann man alles machen. Aber: Einmal in den Flieger gestiegen und dahin ist sie, die positive Ökobilanz unseres Lebens. Und im Fall eines Thailandfluges: Die unserer Kinder noch dazu. 

Die Welt ist in den letzten Jahren viel kleiner geworden. Wir können überall hin, Round-the-World-Tickets werden uns quasi nachgeschmissen, und wenn man von der Weltreise zurück ist, kann man jederzeit ein Wochenende ans Meer fliegen, Mallorca und zurück kostet meistens nichtmal 100 Euro. Doch diese Art des Reisens ist halt eben die ungesündeste überhaupt. 

So, und wo kommt jetzt das Greenwashing? 

Erstens: Als Deutsche nach Thailand fliegen, dort im Ökohotel sein und sagen, wie super nachhaltig man ist: Puh, hart an der Kante. Unwissenheit schützt nun mal vor Greenwashing nicht. Aber was mir die einzelne Influencerin da erzählt, ist bei weitem nicht so schlimm wie das, was Fluglinien selbst gerade aufführen. 

Es gab sicherlich einige von euch, die sich die Europameisterschaftsspiele angesehen haben (Forza Italia!!!). Sind euch die Bandenwerbungen aufgefallen? Einer der Hauptsponsoren der EM war Quatar Airways. Nicht nur, dass dieser Staat jetzt nicht rasend durch Klimaschutz auffällt, wirbt die Fluglinie allen Ernstes mit „fly greener“. Auf der Homepage sieht man dann, was sie damit meinen: Weniger Plastikmüll an Bord, Spenden von nicht konsumiertem Essen, und die MÖGLICHKEIT für Passagiere, CO2-Offsetting zu betreiben (also freiwillig aufzuzahlen, um den CO2-Ausstoß des Fluges durch Finanzierung von Klimaprojekten wiedergutzumachen). Nichtmal „hey, wir zahlen das automatisch mit!“, nicht ein strengeres „Sorry, liebe/r KundIn, bei uns musst mehr zahlen, dafür ist schon offgesettet“, nein, Kundinnen bekommen die Möglichkeit. Müssen aber nicht. 

C&A wird nachhaltigER: Eine verpasste Chance nach der anderen

Fliegen ist nicht nachhaltig. Nie.

Das ist Greenwashing in reinster Reinkultur. Seit es – völlig berechtigterweise – so etwas wie Flugscham gibt, es also zum guten Umweltton gehört, NICHT zu fliegen, seither hauen sich die Fluglinien immer mehr aufs Thema Nachhaltigkeit. In Deutschland gibt es demnächst sogar eine Fluglinie, die nur Inlandsflüge anbietet (!), die „klimapositiv“ agieren will. Die Einnahmen durch die Flüge will man in Klimaschutzprojekten „überkompensieren“. Die Sache hat nur einen Haken: Sie gibt nach außen das Signal, dass Fliegen eh auch in grün geht und nicht so schlimm ist. Dass es eh ok ist, übers Wochenende nach Mallorca zu tschundern, wenn man halt ein bissl Ausgleichszahlungen tätigt – aber weil das eine Extraarbeit ist, vergisst man das für ein Wochenende dann eigentlich auch ganz gern mal. Die Symbolik des grünen Fliegens ist verheerend. Fliegen ist nicht nachhaltig. Nie. 

Das ist keine Brandrede gegen das Fliegen, manchmal muss es beruflich sein (wobei uns Corona da hoffentlich auch langfristig gezeigt hat, dass verdammt viele internationale Meetings auch Videocalls sein können), und manchmal träumt man eben immer noch von Tel Aviv. Aber es muss uns klar sein: Es ist stark umweltbelastend. Es sollte nicht dauernd passieren. Wir müssen uns einschränken. Und vor allem ist es nie und nimmer „grün“, egal, was uns die Fluglinien da verkaufen wollen. 

Wer wirklich nachhaltig urlauben will, dem sei Urlaub in der Nähe ans Herz gelegt, mit dem Zug oder dem Bus. Gerade Corona hat uns gezeigt, wie schön eigentlich unsere Umgebung ist. Mein nächster Wunschurlaub: Mit dem Fahrrad von Kärnten nach Grado, ans Meer, mit dem Zug zurück. Eurer? 

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