Was Klimastadtrat Czernohorszky 2024 mit Wien vor hat
Die Klima Biennale 2024, deren Programm heute im Rahmen einer stark frequentierten Pressekonferenz vorgestellt wurde, ist nur ein Agenda-Punkt von vielen auf der Liste des amtsführenden Klima-Stadtrats Jürgen Czernohorszky. Im Interview mit Trending Topics verrät er, wie er Wien bis 2040 klimaneutral machen möchte und was sein Ressort sonst noch so vor hat.
Vom 5. April bis zum 14. Juli 2024 wird in Wien zum allerersten Mal ein Klima-Festival stattfinden. Was ist in Ihren Augen das größte Ziel der Klima Biennale 2024?
Jürgen Czernohorszky: Die Klima Biennale bietet aus meiner Sicht die großartige Gelegenheit, das Thema Klima in einem großen Kontext zu beleuchten und zu diskutieren. Die Biennale ist ein Ausdruck der Interdisziplinarität, geht es doch um Kunst und Kultur, Wissenschaft, Design, Architektur, Essen und vor allem auch Bildung, die mir gerade auch im Klimabereich ein wichtiges Anliegen ist. Mit dem Klima-Festival wird außerdem die Klima-Moderne ausgerufen – das ist mehr als eine technische Übung, das ist eine Übung für unsere Köpfe.
Bis 2040 möchte die Stadt Wien klimaneutral sein. Welche waren 2023 bis heute die entscheidendsten Gesetzesänderungen in Bezug auf das Klima, damit sich das gesteckte Ziel ausgeht?
Wir haben 2023 unter anderem unser großes „Raus aus Gas-Programm“ auf den Weg gebracht: Wien ist hier quasi First Mover und hat als erstes Bundesland Gasausstieg als Ziel definiert und ein Strategiepapier vorgelegt. 2024 arbeiten wir mit Hochdruck an der schrittweisen Umsetzung und zeigen an 100 Beispielprojekten, wie der Gasausstieg im Gebäudebestand funktionieren kann. Wir erarbeiten auch den Wiener Wärmeplan: Er soll zeigen, in welchen Wiener Gebieten Fernwärme zum Einsatz kommen soll und wo es anderer Lösungen, wie zum Beispiel Wärmepumpentechnologien bedarf. Eine Novelle der Bauordnung, die wichtige Maßnahmen für den Klimaschutz und die Klimawandelanpassung umfasst, wurde bereits beschlossen.
Was konnte sonst noch umgesetzt werden?
Im Laufen ist auch unsere Sonnenstrom-Offensive. Mit einem großen Förderpaket ab Jänner 2024, das jährlich 15 Millionen Euro betragen wird, gehen wir einen weiteren Schritt in Richtung unseres Ausbauziels von 800 MWp bis 2030. Auch Grünräume und Parks sind wichtige Partner im Kampf gegen die Auswirkungen der Klimakrise. Mit dem laufenden Ausbau sorgen wir dafür, dass es in der Stadt mehr grüne und kühlere Aufenthaltsräume gibt. Mehr als die Hälfte unseres Ziels, 400.000 Quadratmeter neu- beziehungsweise umzugestalten, haben wir bereits geschafft. Am weiteren Ausbau wird auch 2024 intensiv gearbeitet.
Worauf werden Sie sich 2024 fokussieren, welche Klima-Projekte haben oberste Priorität?
Jedenfalls auf den Grünraum-Ausbau, wo wir weitere neue Parks schaffen, aber auch neue kleine Wäldchen – sogenannte „Wiener Wäldchen“ – im ganzen Stadtgebiet pflanzen wollen. Neben Raus aus Gas-Beispielprojekten, dem Wärmeplan und dem Sonnenstrom-Ausbau arbeiten wir auch an einem Wiener Klimaschutzgesetz. Hier sollen die Klimaziele der Stadt Wien festgeschrieben werden. Im Gegensatz zur Bundesregierung hat Wien klare Klimaziele und hält trotz des verwässerten Erneuerbaren Wärme Gesetzes (EWG) weiter an ihnen fest. Es wird zudem ein verpflichtender Klimacheck kommen, mit welchem wir die Klimaverträglichkeit von Großprojekten prüfen.
Die Stadtregierung hat verkündet, Radwege zu einem zehnprozentigen Anteil an der Gesamtfläche entstehen zu lassen. Im Vorjahr wurden über 20 km Radwege für über 34 Mio. Euro gebaut. Jährlich wollte man 41 Kilometer neue Radwege entstehen lassen – mit abgelaufenem Jahr 2023 fehlen über 100 Kilometer. Was wird sich 2024 am Ausbauprozess der verändern, damit die Stadtregierung ihr Ziel erreicht?
Das Thema Mobilität ist ein Teil unseres Klimafahrplans. Um die Treibhausgase aus dem Verkehr zu senken, setzen wir als Stadt auf drei große Hebel: Mobilität reduzieren durch eine Stadt der kurzen Wege, Mobilität verlagern durch bessere öffentliche Verkehrsmittel und natürlich auch mehr Radwege gekoppelt an den Ausstieg aus Benzin und Diesel. Deshalb wird der Bereich E-Mobilität ausgebaut, was wir als Stadt auch durch unseren eigenen Fuhrpark forcieren. Es geht also insgesamt um eine Änderung Mobilitätsverhaltens. Daran arbeiten in unserer Stadt viele Ressorts. Der Ausbau der Radwege ist ein Bereich, der in die Verantwortung des Verkehrsressorts fällt.