Kommentar

Was, wenn Trump gar keinen Masterplan hat?!

Sieht so die Reindustrialisierung der USA aus? © Grok
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6,6 Billionen Dollar an Marktwert in wenigen Tagen vernichten, um dann verteilt auf zehn Jahre 6 Billionen Dollar über Zölle einzunehmen: Das ist unterm Strich die theoretische Rechnung, die die Trump-Regierung mit ihren Kampf-Zöllen gegen den Rest der Welt macht. Panikverkäufe an den Börsen, Ratlosigkeit bei Partnern, Kopfschütteln unter Ökonomen, Gegenmaßnahmen in China: Wer soll das alles noch verstehen, was da gerade vom Rosengarten des Weißen Hauses aus in die Welt geblasen wird?

Aber es gibt derzeit viele Stimmen, die einen Geheimplan hinter all dem vermuten. Derzeit kursieren mehrere Thesen über die „wirklichen“ Gründe für die Trump-Zölle, die er gegen fast die ganze Welt gerichtet hat. Hier einige zusammen gefasst:

1. Den Dollar entwerten

Diese Theorie ist unter dem Schlagwort “Mar-a-Lago Accord” in den letzten Tagen bekannt geworden und soll auf einem älteren Konzept von Stephen Miran, mittlerweile Vorsitzender des US-Wirtschaftsrats, beruhen. Es besagt Folgendes: Der US-Dollar ist gegenüber anderen Währungen deutlich überbewertet, weil andere Nationen Dollars ansammeln, um in US-Vermögenswerte zu investieren. Diese Überbewertung führte zur Aushöhlung der US-amerikanischen Industrie, da US-Produkte auf dem Weltmarkt zu teuer sind. Die hohen Zölle sollen nun dazu führen, dass Handelspartner vom US-Dollar loslassen, und dieser abgewertet wird.

2. Wirtschaft bremsen, Zinsen senken

Trump muss in seiner Amtszeit bis Ende 2026 etwa 9 Billionen Dollar an fälligen Staatsanleihen umtauschen. Sehr viele dieser Anleihen wurde in Jahren begeben, in denen die Zinssätze fast bei Null lagen. Heute aber liegt der Zinssatz bei 10-jährigen US-Staatsanleihen bei etwa 4,20 Prozent. Deswegen versucht Trump, die US-Wirtschaft durch Zölle zu bremsen, um die Notenbank Federal Reserve dazu zu zwingen, die Zinsen weiter zu senken. Dadurch soll viel Geld gespart werden können, wenn die Staatsanleihen fällig sind.

3. Geopolitische Ziele

Laut Christian Rieck, einbekannter YouTuber, analysiert Trump mit seinen Zöllen nicht primär Handelsungleichgewichte, sondern verfolgt einen strategischen Masterplan: Die Zölle dienen als Hebel für eine Reindustrialisierung der USA, die Stärkung der militärischen Unabhängigkeit und die Schaffung von Verhandlungsmasse für eine Neuordnung der globalen Aufgabenteilung. Kurzfristig kann das aber zu höheren Preisen und Arbeitslosigkeit führen, mittelfristig jedoch zur Rückverlagerung der Produktion in die USA. Trump nutzt dabei das „Tit for Tat“-Prinzip (Wie du mir, so ich dir), was jedoch die Gefahr einer Eskalation birgt.

4. Steuern senken

Ebenfalls eine beliebte These: Die Trump-Zölle sollen 6 bis 7 Billionen Dollar über 10 Jahre generieren und somit die Einnahmen bringen, um die Steuersenkungen, die der US-Präsident in Aussicht gestellt hat, zu finanzieren (und nebenbei auch die gesenkten Staatsausgaben). Das Problem mit dieser Theorie: Die Zoll-Mauern können natürlich auch dazu führen, dass weit weniger importiert wird, was wiederum die Zolleinnahmen für den Staat senkt.

Wo ist das Mastermind?

All diese Thesen unterstellen dem US-Präsidenten und seinen Beratern, dass sie einen versteckten Masterplan hätten, um unterschiedliche Ziele zu erreichen. Kommuniziert wird von Trump aber immer eines: Er meint, dass die Zölle dazu führen, dass ausländische Unternehmen ihre Fabriken zurück in die USA verlegen, um lokal zu produzieren, und das würde neue Jobs und neuen Wohlstand auslösen.

Auch das wird, etwa in China, belächelt. Kaum vorstellbar ist, dass die Textil- und Elektronik-Fabriken, wie man sie heute in Asien u.a. für ihre miesen Arbeitsbedingungen kennt, nun etwa im Rust Belt der USA für eine Reindustrialisierung sorgen. Gibt es dort wirklich die Millionen Menschen, die in diesen Fabriken arbeiten wollen? Daran gibt es große Zweifel.

Währenddessen sieht man, dass die Zollberechnungen aus dem Weißen Haus offenbar eine Milchmädchenrechnung von ChatGPT sind. Auch ist die Frage, wer das große Mastermind hinter dem Masterplan sein soll, nicht beantwortet.

Ein Beispiel: Trump hat den Wirtschaftswissenschaftler Peter Navarro als Direktor für Handel und Industriepolitik“ zum Leiter des Nationalen Handelsrats der USA ernannt. Navarro war zuvor für Anti-China-Bücher (u.a. „Death by China“) bekannt geworden und wurde von Trump folgendermaßen entdeckt: Trumps Berater und Schwiegersohn Jared Kushner hatte auf Amazon das das Buch „Death by China“, woraufhin Navarro als Trump-Berater eingeladen wurde. In seinen Büchern zitiert Navarro, um seine Thesen zu untermauern, übrigens einen erfundenen Ökonomen namens „Ron Vara“ – es ist ein Anagramm seines eigenen Namens.

Also: Gibt es wirklich einen Masterplan?

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