Trockener Sommer: Wasserkraftwerke produzieren 10% weniger Strom
Wer sich diesen Sommer am Ufer eines Flusses oder Sees in Österreich niedergelassen hat, hat es sicher gesehen: Der Wasserstand ist sichtbar niedriger als in den Vorjahren. Das ist nicht nur für den Tourismus ein Problem, sondern auch für die Energieproduktion. Zusätzlich zu der heiklen Lage am Gas- und Strommarkt kam im Sommer eine historische Trockenperiode. Der Juli 2022 war um 1,1 Grad wärmer als im langjährigen Mittel von 1991 bis 2020, es fiel nur etwa 76 Prozent der üblichen Regenmenge.
„Extremwetterereignisse machen uns zunehmend zu schaffen“, sagt Gerhard Christiner, technischer Vorstand der Austrian Power Grid (APG). „Im Vorjahr konnten im Juli rund 96 Prozent des Stromverbrauchs durch erneuerbare Energien gedeckt werden heuer waren es nur 77 Prozent. Grund dafür ist die anhaltende Trockenheit die dazu führt, dass Wasserkraftwerke rund zehn Prozent weniger Strom produzieren konnten als im Jahresschnitt. Im Juli 2022 machte der Rückgang sogar 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Das hat zur Folge, dass Österreich dreimal mehr Strom importieren musste, als im Schnitt der vergangenen vier Jahre.“
In der Grafik sieht man deutlich, wie der Anteil der Wasserkraft sind und dafür konventionel
Das Stromnetz wird dadurch umso mehr strapaziert, weil vor allem Ostösterreich von der Trockenheit belastet wird. Überproduzierende Bundesländer wie Tirol und Oberösterreich sorgen dafür, dass großer Verbraucher-Bundesländer wie Niederösterreich und Wien im Juli große Strommengen aus dem Netz entnehmen konnten. „Doch bereits jetzt führen fehlende Netzkapazitäten zu Engpässen auf den Leitungen und erfordern nahezu täglich den Einsatz von Notfall- sogenannten Redispatch-Maßnahmen. Dabei wird hohen Leitungsbelastungen durch gezielte Eingriffe in den Einsatz von thermischen und hydraulischen Kraftwerken entgegengesteuert“, heißt es seitens APG.
3,5 Mrd. Euro für Netzausbau
Diese Eingriffe sind dieses Jahr bereits heuer an 144 Tagen notwendig gewesen, was Kosten von 54 Millionen Euro verursachte – und die wiederum am Ende zusätzlich die Strompreise belasten. Um das Netz auszubauen, werden laut APG in den nächsten zehn Jahren rund 3,5 Milliarden Euro investiert. Denn klar ist: Je mehr Solarfarmen, Windräder und Elektroautos ans Netz angeshchossen werden, umso mehr Kapazitäten braucht es auch.
„Davon werden allein 2022 rund 370 Millionen Euro in die sichere Stromzukunft investiert. Doch bereits jetzt führen fehlende Netzkapazitäten zu Engpässen auf den Leitungen und erfordern nahezu täglich den Einsatz von Notfall- sogenannten Redispatch-Maßnahmen. Dabei wird hohen Leitungsbelastungen durch gezielte Eingriffe in den Einsatz von thermischen und hydraulischen Kraftwerken entgegengesteuert“, heißt es seitens APG.
Wie bereits berichtet, verkraftet Österreichs Stromnetz den aktuellen Solar- und Windenergie-Boom gar nicht. Wer Solar- oder Windstrom ins Netz einspeisen möchte, kann in vielen Fällen gar nicht, berichteten die Vertreter:innen von Wind- und Solarkraftanlagen Trending Topics bereits.
Österreichs Stromnetze verkraften Solar- und Wind-Boom nicht