Wasserstoff: Bis 2030 sollen 2.000 Wasserstoff-LKWs Güter in Österreich bringen
Grüner Wasserstoff ist im Moment so ziemlich das Zauberwort, geht es um die Energiewende und die Dekarbonisierung der verschiedenen Bereiche. Haben wollen den „Champagner unter den Energieträgern“ alle. Im Bereich Verkehr soll er in Brennstoffzellen Busse, Schiffe und Flugzeuge antreiben. In besonderes emissionsreichen Branchen, wie der Stahl- und Zementindustrie, soll er fossile Rohstoffe ersetzen. Bisher ist die Wasserstoffwirtschaft allerdings noch nicht so richtig in die Gänge gekommen.
Wirtschaft will Wasserstoffentwicklung beschleunigen
Einige Vertreter der österreichischen Wirtschaft wollen das Vorankommen der Energiequelle nun selber in die Hand nehmen. Unter dem Namen „H2 Mobility-Konsortium“ haben sich 2021 insgesamt elf österreichische Unternehmen zusammengeschlossen, darunter unter anderem die Österreichische Post AG, Rewe-Group, Spar Österreichische Warenhandels-AG, Verbund AG, WKO, und die AVL List GmbH.
Den Fokus legt das Konsortium dabei auf die zukünftige Rolle von Wasserstoff-LKWs im Güterverkehr. Dafür haben sich die beteiligten Unternehmen ambitionierte Ziele gesetzt: bis 2030 sollen rund 2.000 Wasserstoff-LKWs als Ergänzung zum Bahngüterverkehr auf den österreichischen Straßen rollen. Dadurch könnten die CO2-Emissionen, laut dem Zusammenschluss, um 35 Prozent verringert werden.
Gerade für Langstrecken könnten diese dann anstatt von elektrischen LKW eingesetzt werden: „Bei vielen Unternehmen sind zwar bereits batteriebetriebene Fahrzeuge im Einsatz, jedoch erreichen diese nicht das notwendige Ladevolumen sowie die benötigte Reichweite. Wasserstoff-LKW können hingegen für Fahrten mit einer höheren Reichweite eingesetzt werden und stellen somit ein wesentliches Verbindungsglied zwischen Bahn und Straße dar“, erklärt Alexander Kainer, Partner bei Deloitte Österreich.
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Wasserstoff-LKWs: 460 Mio. Euro Investition notwenig
Das Beratungsunternehmen Deloitte hat im Auftrag des Konsortiums eine Studie zur Wasserstoffmobilität mit Fokus auf Schwerlastfahrzeuge erstellt. Unter anderem mit dem Ergebnis: mit der Anschaffung von mit Wasserstoff-LKWs alleine ist es jedoch noch nicht getan. Um diese auch betanken zu können, muss Österreich eine passende Tankinfrastruktur schaffen. Die Schaffung von dieser würde laut Deloitte zusammen mit den Fahrzeugen rund 460 Millionen Euro Fördervolumen benötigen. Allerdings hätten diese Investitionen auch die Chance, neue Potenziale für Österreich zu entfachen.
„Die Wasserstoffproduktion und der Aufbau der Tankstelleninfrastruktur würden dem Standort Österreich eine zusätzliche Wertschöpfung von 475 Mio. EUR bringen. Bei 2.000 Fahrzeugen bedeutet das eine Einsparung von 70 Mio. Tonnen Dieselkraftstoff, der durch österreichischen grünen Wasserstoff ersetzt wird. Die Wasserstoff-Schwerlast-LKW würden jährlich zu einer CO2-Reduktion von rund 24.000 Tonnen führen und den Feinstaub um bis zu 50 % senken“, so Kainer von Deloitte,„Zudem könnten bis 2030 durch die Initiative 3.000 bis 4.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.“
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Unterstützung von Regierung gefordert
Trotzdem, oder auch gerade deshalb, fordern die Unternemen zunächst die Unterstützung der Regierung für das Aufbringen der hohen Anfangsinvestitionen. „Damit wir Emissionen auch im Schwerverkehr reduzieren, müssen wir jetzt in Österreich die Wasserstoffmobilität vorantreiben“, so Peter Umundum, Vorstand der Österreichischen Post AG. „Grüner Wasserstoff muss dabei klar gekennzeichnet sein. Gemeinsam mit anderen großen Unternehmen sind wir als Fuhrparkbetreiber bereit, einen Teil der Mehrkosten zu tragen. Am Beginn der Transformation braucht es aber auch Unterstützung der öffentlichen Hand.”
Und auch Rolf Dreisbach, Geschäftsführer der AVL List GmbH, sieht darin die Grundsteinlegung für eine lokale Wasserstoffindustrie: “Die Produktion von grünem Wasserstoff bedeutet ein Insourcing von Treibstoffen in die heimische Produktion von nachhaltigem Strom. Für Unternehmen in Österreich bietet sich die Chance, in den Aufbau der Infrastruktur zu investieren und eine führende Rolle in der weltweiten Lieferkette für die Produktion von Wasserstoff-LKW einzunehmen“.
Wie erfolgreich dieses Projekt sein wird, bleibt abzuwarten. Natürlich braucht es zur breiten Umsetzung die Regierung, doch die Wirtschaft könnte durch etwas Druck den Prozess diesmal beschleunigen. Und hat das, zumindest den aktuellen Angaben zufolge, auch vor. Die Ausgangssituation ist dabei auch gar nicht so schlecht, denn bisher steht Österreich beim Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur im europäischen Vergleich gar nicht so schlecht da. In Österreich gab es 2020, laut dem Progress Report 2021 des Europäischen Automobilherstellerverbands ACEA, die vierthöchste Anzahl an Wasserstofftankstellen in ganz Europa. Auch wenn dieser Rang mit nur fünf Wasserstoff-Tankstellen erreicht werden konnte, übertrafen diese Anzahl nur Deutschland, Frankreich und Dänemark.