Weitere US-Zinserhöhung um 0,75% drückt Crypto und Aktien
Am Mittwoch Abend hatte Jerome Powell die volle Aufmerksamkeit. Und die Befürchtungen vieler wurden nicht enttäuscht. Der US-Notenbankchef kündigte eine weitere Zinserhöhung in den USA an – der US-Leitzins liegt nun weitere 75 Basispunkte höher, und damit bei 3 bis 3,25 Prozent. Man tue alles, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Damit steht der US-Leitzins so hoch wie zuletzt in der Finanzkrise von 2008.
Das Ziel der Federal Reserve ist weiterhin, dass die US-Inflation zurück zu etwa 2 Prozent kehrt – doch davon ist sie weit entfernt und lag zuletzt im August bei 8,3 Prozent. Frühere Zinserhöhungen der Fed hatten noch nicht den Effekt, die hohe Inflation (getrieben durch COVID-Lieferengpässe, hohen Energie- und Lebensmittelpreisen, Ukrainekrieg) in den Griff zu kriegen. Es würden auch weitere Zinserhöhungen möglich sein, stellte Powell in Aussicht.
Wie berichtet, haben Anleger:innen an den Aktien- und Krypto-Märkten die Zinserhöhung von 0,75 Prozent bereits erwartet. Die Anpassung des US-Leitzinses warf zu Beginn der Woche ihren Schatten voraus und drückte Bitcoin und Ethereum weiter nach unten. Wie berichtet ist es ohnehin oft so, dass Investor:innen sehr sensibel auf Marktgerüchte reagieren und diese Veränderungen bereits einpreisen, bevor sie überhaupt angekündigt werden. „Buy the Rumours, Sell the News„, sagt man dazu.
„Buy the Rumours, Sell the News“: Wie Krypto-Investor:innen oft ticken
Märkte reagieren sofort
Wie haben nun die Aktien- und Krypto-Märkte auf die Fed-Ankündigung reagiert? Ethereum, das in einen Konflikt mit dem US-Wertpapiergesetz schlittern könnte, reagiert am heftigsten und verliert weitere 6 Prozent in den vergangenen 24 Stunden (nunmehr weniger als 1.300 Euro je Token). Bitcoin fällt weitere 2 Prozent auf 19.000 Euro, viele weitere Krypto-Token fallen zwischen 3 und 5 Prozent.
An den regulären Aktienmärkten war nach der Ankündigung der Fed um 20 Uhr mitteleuropäischer Zeit am Mittwoch Abend auch ordentlich was los. Die wichtigen Leitindizes Dow Jones, S&P500 und Nasdaq 100 ließen allesamt deutlich nach (ca. jeweils 2 Prozentpunkte). Das sieht in den Charts so aus:
Fed geht von schwachem Wachstum und höherer Arbeitslosigkeit aus
Mit welchen Entwicklungen ist nun künftig zu rechnen? Auch da gibt die Fed einen durchwachsenen Ausblick. In einem PDF zum Wirtschaftsausblick finden sich einige Zahlen dazu, wie die Fed die weitere Entwicklung von Kennzahlen annimmt. Da gibt es natürlich große Schwankungsbreiten, und die Analyst:innen wollen und können sich vor allem bei längerfristigen Entwicklungen nicht wirklich festlegen.
Doch aus den Zahlen kann man schon herauslesen, dass die US-Inflation wohl erst 2025 zum anvisierten Zeil von 2 Prozent zurückkehren kann. Während das GDP (2023 ist nur ein Wachstum von 1,2 Prozent erwartet) der USA abflachen wird, erwartet die Fed einen Anstieg bei den Arbeitslosenraten. In den USa sind die Arbeitslosenraten momentan wegen hoher Nachfrage der Unternehmen so niedrig wie seit 50 Jahren nicht mehr – aber das soll nicht mehr lange so bleiben.
„Wir gehen davon aus, dass weitere Erhöhungen der Zielbandbreite für die Federal Funds Rate angemessen sein wird; das Tempo dieser Erhöhungen wird weiterhin von den eingehenden Daten und den sich entwickelnden Konjunkturaussichten abhängen. Mit der heutigen Maßnahme haben wir die Zinssätze in diesem Jahr um 3 Prozentpunkte angehoben“, so Powell in seiner Rede. „Zu einem bestimmten Zeitpunkt wird es bei einer weiteren Verschärfung des geldpolitischen Kurses irgendwann angemessen sein, das Tempo der Erhöhungen zu drosseln.“ Wann das sein wird, bleibt abzuwarten.