Welterschöpfungstag: Leben wir auf Kosten von morgen?
Ab dem 2. August sind weltweit alle nachhaltigen Ressourcen verbraucht, die das Ökosystem der Erde innerhalb eines ganzen Jahres herstellen kann – und das fünf Monate vor Jahresende.
Menschheit verbraucht Ressourcen von 1,8 Erden
Der Welterschöpfungstag veranschaulicht die Auswirkungen des menschlichen konsumintensiven Lebensstils auf den Planeten und erinnert daran, dass noch zu stark auf Kosten zukünftiger Generationen gelebt wird. Die Auswirkungen des Klimawandels, wie Überschwemmungel, Dürren, Brände oder Artensterben sind verheerend. Die Verantwortung für die Ausbeutung der Erde tragen insbesondere in den Industrienationen des Globalen Nordens, wo ein übermäßiger Verbrauch stattfindet.
Michael Schwingshackl von der Plattform Footprint warnt gemeinsam mit den Umweltschutzorganisationen WWF Österreich und GLOBAL 2000 vor dem Ernst der Lage: „Wir sind noch immer weit weg vom verträglichen Maß. Die Menschheit verbraucht im Jahr 2023 wieder die Ressourcen von 1,8 Erden. Nach österreichischer Lebensweise sind es sogar etwa 3,5. Wenn wir wieder zukunftsfähig werden wollen, müssen wir unser Wirtschaftssystem nachhaltiger gestalten und uns von der Last der fossilen Energie befreien. Die Politik ist hier in der Pflicht, die Rahmenbedingung für ein nachhaltiges und zukunftsträchtiges Wirtschaftssystem zu setzen!”
Earth Overshoot Day: Österreich weltweit auf Platz 10 bei Ressourcenverbrauch
Wie wird der Earth Overshoot Day berechnet?
Der Earth Overshoot Day wird seit 1961 vom Global Footprint Network berechnet. Dieses Datum basiert auf unserem ökologischen Fußabdruck und zeigt, wann die menschliche Nachfrage nach natürlichen Ressourcen die Fähigkeit der Erde überschreitet, diese Ressourcen zu erneuern und Schadstoffe abzubauen. Die Berechnung erfolgt durch den Vergleich der Biokapazität der Erde (ihre Fähigkeit, natürliche Ressourcen zu erneuern) mit dem globalen ökologischen Fußabdruck (die von der Menschheit verbrauchten Ressourcen). Wenn der Verbrauch größer ist als die Nachschubkapazität, spricht man von einem „Overshoot“ oder einer ökologischen Verschuldung.
1970 fiel der Erdüberlastungstag noch auf den 29. Dezember. Das ist heute kaum mehr vorstellbar.
Würden alle Menschen so ressourcenintensiv leben wie in Österreich, wäre der nationaler Earth Overshoot Day bereits am 6. April gewesen, denn an dem Tag hat Österreich seine natürlichen Ressourcen für das Jahr 2023 verbraucht.
Politik soll bessere Rahmenbedingungen schaffen
Um den Earth Overshoot Day nach hinten zu verschieben WWF Österreich und GLOBAL 2000 und das Footprint Network die Bundesregierung auf, bereits bekannte und effiziente Ressourcenschonungsmaßnahmen gesetzlich zu verankern. Sie sehen die Politik in der Pflicht, die Rahmenbedingung für ein nachhaltiges und zukunftsträchtiges Wirtschaftssystem zu setzen.
Anna Leitner, Expertin für Ressourcen und Lieferketten bei GLOBAL 2000 spricht dabei konkret über das viel diskutierte Lieferkettengesetz: „Noch haben wir als Gesellschaft die Wahl, den Klimakollaps abzuwenden und eine gerechte, saubere Zukunft zu schaffen. Dabei ist ein Lieferkettengesetz mit klaren Verpflichtungen für Umwelt- und Klimaschutz notwendig, damit Konzerne endlich für ihre Beiträge zur Überschreitung der planetaren Grenzen zur Verantwortung gezogen werden können und Nachhaltigkeit nicht länger Wettbewerbsnachteil bedeutet.“
WWF will Hunger nach Energie in der Griff bekommen
Auch der WWF Österreich meldet sich zu Wort und fordert öffentlich eine massive Energiespar-Offensive, um die sinnlose Verschwendung von Energie und Ressourcen zu stoppen. WWF-Klimasprecher Karl Schellmann. sagt: „Ab heute plündern wir die Schatzkammern unserer Erde, und sehr viel davon wird einfach verschwendet. Mit unserem derzeitigen Energieverbrauch können wir weder Menschen und Natur vor der Klimakrise schützen, noch eine naturverträgliche Energiewende schaffen. Wir müssen unseren enormen Hunger nach Energie in den Griff bekommen – damit erhöhen wir auch die Versorgungssicherheit, weil Österreich damit unabhängig von fossilen Importen wird.“
Mittelfristig wäre laut Expert:innen eine Energie-Einsparung von 45 Prozent in Österreich möglich. „Mit einem klugen Mix aus rasch wirksamen sowie langfristigen strukturellen Maßnahmen können wir Energieverschwendung stoppen und eine naturverträgliche Energiewende schaffen“, so Schellmann.
„Die Befreiung von Abhängigkeiten ist prinzipiell eine schöne Sache, außer für jene die dadurch an Macht verlieren. Da Sonne, Wind oder Wasser keine extra Rechnung schicken, haben große Mehrheiten nichts gegen eine Veränderung. Persönliches Engagement kann hier vorausgehen und Vorteile genießen.“, sagt Michael Schwingshackl von der Plattform Footprint abschließend.
Earth Overshoot Day: Wir leben, als hätten wir 3,5 Planeten zur Verfügung