Weltretterin der Woche: Julia Wiesinger kämpft für Fridays for Future
Julia Wiesinger ist Informatikerin und zählt damit derzeit wohl zu einer der gefragtesten Berufsgruppen. Ihren Job bei einem IT-Unternehmen hat die 28-Jährige aber an den Nagel gehängt: „In meiner alten Firma war Klimaschutz kein Thema“, sagt sie im Gespräch mit Tech & Nature. In ihrem neuen Leben allerdings schon: Wiesinger engagiert sich in Linz für die Jugendbewegung „Fridays for Future“ und war maßgeblich bei der Organisation des sechsten weltweiten Klimastreiks beteiligt – in Linz eine besondere Herausforderung.
Gehen verboten – wegen Corona
Eigentlich sollten sich in der oberösterreichischen Stadt einer oder mehrere Demonstrationszüge bewegen, aber Wiesinger war bereits vorgewarnt: Schon während des Sommers untersagten die Behörden mehrfach kleinere Demozüge – die jungen Aktivistinnen und Aktivisten mussten stehen, wegen Corona, so die Begründung. „Wir hatten deshalb sicherheitshalber für den großen Streik den Hauptplatz als Start- und Endpunkt gewählt“, erklärt Wiesinger – dann wäre zumindest die Aufmerksamkeit garantiert gewesen. Der Hauptplatz in Linz ist allerdings hart umkämpft, wie auch der im Sommer gescheiterte Versuch einer „autofreien Innenstadt“ zeigte.
Und so war es auch diesmal, denn freitags findet dort um 12 Uhr ein Bauernmarkt statt, der durch die jungen Klimaschützerinnen und Klimaschützer nicht gestört werden wollte. Schließlich blieb nur eine zeitliche Verschiebung auf 14:00 Uhr – viele Schulen haben da keinen Unterricht mehr, ein echter Schulstreik nach dem Vorbild der Schwedin Greta Thunberg ist das nicht. Und bewegen darf sich die Demonstration auch nicht – ein Umstand, der vielleicht sogar ein rechtliches Nachspiel haben wird, meint Wiesinger.
„Rahmenbedingungen müssen sich ändern“
Sie selbst ist quasi in den Sommerferien zur Klimaaktivistin geworden. Sie habe Bücher gelesen, Filme gesehen, im Internet recherchiert und dann begonnen, ihr Leben umzustellen – Ernährung, Energie, Mobilität: „Dann habe ich aber gemerkt, dass Vieles gar nicht oder nur sehr schwer geht“, sagt die studierte Informatikerin. „Die Rahmenbedingungen müssen sich ändern und ich habe einen Weg gesucht, mich dafür zu engagieren“. Schließlich ist sie auf „Fridays for Future“ gestoßen und hat „darin die beste Möglichkeit gesehen, Druck auszuüben“. Seit November 2019 hilft sie in der Organisation unter anderem als Delegierte der Regionalgruppe Oberösterreich, die wöchentlich an einer österreichweiten „Bundestelekonferenz“ zur Abstimmung teilnimmt.
Die Linzerin sucht nun auch einen neuen Job oder vielmehr eine neue Firma. Nämlich eine, die sich wie sie für den Klimaschutz einsetzt.