„Wer gründet, trägt ein Risiko” weiß Petra Haslinger von der Wirtschaftskammer Wien
Als Gründungsexpertin bei der Wirtschaftskammer Wien hat man viele Aufgaben. Eine davon ist, potenziellen Gründer:innen auch das Risiko bewusst zu machen, das bei der Unternehmensgründung auf einen zukommt.
Die Basis: geeignet für das Unternehmertum
Eine Idee zu haben ist eines, diese umzusetzen etwas anderes. Um feststellen, ob man für die Selbstständigkeit geeignet ist, sollte man sich intensiv mit den eigenen Qualifikationen, Kenntnissen und Eigenschaften auseinandersetzen. Petra Haslinger weiß das, denn sie ist in ihrem Berufsleben schon vielen über den Weg gelaufen: „Erfolgreiche Gründer:innen bringen bestimmte Grundfähigkeiten oder persönliche Eigenschaften mit.” Als Beispiel nennt sie den eigenen Glauben an eine Idee, eine gewisse Risiko- und Verantwortungsbereitschaft, Kontaktfreudigkeit und Motivation. Dies seien Eigenschaften, die ausschlaggebend für den Erfolg sind. Weiters sind fachliche Qualifikationen, Branchenkenntnisse und grundlegende kaufmännische Kenntnisse Grundvoraussetzung für jede:n Unternehmer:in. „Es ist nicht notwendig, alle unternehmerischen Eigenschaften und Qualifikationen mitzubringen. Viele Dinge kann man auch erlernen oder an Expert:innen wie Buchhalter:innen oder Steuerberater:innen auslagern”, weiß die Gründungsexpertin.
Unternehmertest: Finde raus, ob du ein Unternehmertyp bist
Bei der Entscheidungsfindung und Überprüfung, ob man ein Unternehmertyp ist, kann der Unternehmertest der Wirtschaftskammer unterstützen. Wer sich an den Test wagt, sollte sich selbst gegenüber ehrlich sein und die Fragen nach Persönlichkeit, Vorstellungen, Fehlern und Eigenschaften, Motivation und Leistungsorientierung, betriebswirtschaftlichen Kompetenzen etc. beantworten. Haslinger fährt fort: „Ich glaube grundsätzlich, dass man sich gewisse Unternehmerskills aneignen kann, auch wenn man sie nicht von vornherein mitbringt.” Dennoch ist sie der Meinung: „Entweder man ist ein Unternehmertyp – oder man ist es nicht.” Risikobereitschaft oder Motivation sind in den Augen der langjährigen Expertin nicht erlernbar. Und selbst wenn ein:e potenzielle:r Gründer:in über alle erforderlichen Skills verfügt – ein gewisses Restrisiko bleibt immer.
Die (versteckten) Fallen des Gründerdaseins
Bevor eine Unternehmensgründung angedacht oder umgesetzt werden kann, braucht es eine Geschäftsidee. Einer der ersten Schritte dabei sollte die Überprüfung dieser Geschäftsidee sein – und zwar im Hinblick auf rechtliche und persönliche Voraussetzungen, Erfolgsaussichten, den möglichen Marktanteil, potenzielle Kund:innen, Kundennutzen und Mitbewerb. Das ist aber noch nicht alles: Ebenso über die geeignete Rechtsform, einen etwaigen Finanzierungsbedarf sowie den optimalen Standort sollte man sich im Vorhinein Gedanken machen. Hilfreich sei zudem mit der oder dem Partner:in, der Familie und Freund:innen über die Idee und den Schritt in die Selbstständigkeit zu sprechen. „Wenn das soziale Umfeld den Schritt in die unternehmerische Selbstständigkeit unterstützt, hat man schon viel gewonnen,” so Haslinger. Aus ihrer Sicht ist eine optimale Vorbereitung auf die Selbstständigkeit mit einem Unternehmenskonzept sowie einem Businessplan erfolgsentscheidend. Als mögliche Stolperfallen nennt die Expertin fehlende (persönliche) Voraussetzungen, ein fehlender Businessplan, mangelnde Vorbereitung, Selbstüberschätzung, die falsche Standortwahl oder die Unterschätzung des Mitbewerbs.
Teamwork makes the dream work: das optimale Team
Für den Aufbau eines Power-Teams und um passendes Personal zu finden, gilt es, rechtliche Aspekte wie das laut Kollektivvertrag zu zahlende Gehalt zu beachten. Mindestens genauso wichtig: die Form der Stellenausschreibung oder der Anstellung. Auch auf die Möglichkeit einer Unternehmensbeteiligung sollte ein Blick geworfen werden. Haslinger definiert diese Punkte als „Spielregeln für die Zusammenarbeit”. „Für die Mitarbeitersuche sollte man sich Zeit nehmen und im Vorfeld darüber nachdenken, welches Anforderungsprofil das zukünftige Team-Mitglied erfüllen sollte – sowohl in Hinblick auf fachliche als auch persönliche Qualifikationen”. So kommt es vor, dass ein besonders kreativer Geist vielleicht manchmal ein Organisationstalent als Gegenpart braucht. Auch sei das Zwischenmenschliche niemals zu unterschätzen. Das Vertrauen und die Sympathie müssen gegeben sein. Dies betrifft nicht nur die Gründer:innen und ihre Mitarbeiter:innen, sondern kommt ebenso im Fall der gemeinschaftlichen Gründung (OG, KG, GmbH, FlexKapG) zu tragen. „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, …“ zitiert Petra Haslinger abschließend den Philosophen Friedrich Schiller.
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