WhatsService: Dieses deutsche Start-up hilft Medien, ihre News via WhatsApp zu verschicken
Wenn bei etwa 10.000 österreichischen derstandard.at-Lesern rund um sieben Uhr morgens das Smartphone surrt, dann ist es wieder Zeit für News. „Es war ganz klar, dass derstandard.at den Versuch auf WhatsApp starten musste. Es ist immerhin die beliebteste App in Österreich. Und genau da können wir die Leute optimal erreichen“, sagt Lisa Stadler, die als Social-Media-Managerin bei derstandard.at operativ für den Versand der Updates zuständig ist. „Das Service kommt extrem gut an. Viele User wollen unbedingt up to date sein, aber eben genau dort, wo sie sowieso schon sind, und nicht in einer extra App, die sie installieren müssen.“
Die Links zu den Online-Artikeln werden bei dem Abo-Service, für das man sich online per Handynummer anmeldet, von Stadler und ihrem Team kurz angeteasert und liebevoll mit passenden Emoticons versehen – und es findet auch direkte Interaktion mit den Abonnenten statt. „Weil die Kommunikation nur zwischen zwei Usern stattfindet, ist der Tonfall auch salopper und direkter. Aus Unternehmenssicht ein perfekter Ort für Kundenbindung“, so Stadler. Die Öffnungsraten würden höher liegen als beim Newsletter, und WhatsApp würde mittlerweile oft mehr Traffic auf die Webseite bringen als der Kurznachrichten-Dienst Twitter.
Deutscher Dienstleister
Dass derstandard.at seine WhatsApp-Abonnenten mit Nachrichten versorgen kann, ist der Augsburger Firma WhatsService zu verdanken. Gero Gode (ehemaliger Marketing-Chef von DailyDeal) und Johannes Benkert, die gemeinsam die Online-Agentur We Make It Easy! betreiben, hatten bereits im März 2014 angefangen, an der Technologie zu arbeiten, auf die heute nicht nur der Standard, sondern auch andere Medien wie Krone, Österreich, ARD, n-tv, Bunte oder Focus setzen. Sie ermöglicht die einfache Registrierung der Nutzer, die Erstellung der Messages über ein Web-Interface (auch eine Einbindung ans CMS ist möglich) oder das Chatten mit den Abonnenten. Ohne WhatsService müsste man den News-Versand über ein Smartphone mit SIM-Karte abwickeln, was Probleme mit der maximalen Zahl an Abonnenten machen kann.
WhatsService, eine hundertprozentige Tochter von We Make It Easy!, hat seit dem Marktstart im Jänner 2015 mittlerweile mehr als 100 Kunden (hauptsächlich aus dem D-A-CH-Raum) bekommen und wickelt täglich den Versand von Updates an insgesamt mehr als 100.000 Abonnenten ab.
Und das wirft Geld ab: Die meisten Kunden nutzen das „Enterprise“-Paket, das 300 Euro pro Monat kostet, dazu kommen drei Cent pro Abonnent. Wer es günstiger möchte, nimmt das „Business“-Paket um 10 Euro pro Monat, muss dann aber in Kauf nehmen, dass die News mit einer Verzögerung von 15 bis 55 Minuten zugestellt werden – im schnelllebigen digitalen Nachrichtengeschäft ein ordentlicher Rückstand. Wer ganz schnell sein will, der leistet sich „Enterprise Solo“ und bekommt für 850 Euro pro Monat (zuzüglich ein Cent pro Abonnent) einen eigenen Server und muss sich den Großrechner nicht wie bei den günstigeren Paketen mit anderen WhatsService-Kunden teilen. Laut Gero Gode liegen die Klickraten der Kunden zwischen 30 und 70 Prozent.
Auch für Marketingzwecke
WhatsService wird aber nicht nur von Medien genutzt, die WhatsApp-User mit ihren Links zu eigenen Artikeln versorgen wollen. Onlineplattformen wie dealdoktor.de, Urlaubsguru oder mytopdeals.net schicken mittlerweile ebenfalls Updates an ihre WhatsApp-Abonnenten aus – und da wird es schwierig. „Unser wichtigster Tipp ist, dass man immer Information verschicken sollte und keine Werbung“, so Gode. „Ein Onlineshop sollte nicht auf Produkte verlinken, sondern besser auf seinen Blog.“ Denn wenn per WhatsApp viele zu werbliche Inhalte an die User geschickt werden, könnte das zu einer Sperre des Accounts führen. WhatsService hat keine Kooperation mit dem WhatsApp-Eigentümer Facebook und muss sich strikt an die Nutzungsbedingungen halten.
Das Interesse an WhatsService ist enorm, pro Monat verzeichnet die kleine Firma eigenen Angaben zufolge Wachstumsraten von 200 Prozent, bis Jahresende rechnet Gode mit 1.000 bis 2.000 Kunden.
Bedarf am Markt gibt es, da die grüne Messaging-App in Deutschland und Österreich den Einschätzungen von Marktbeobachtern bereits mehr Nutzer hat als Facebook. Einer Umfrage der Agentur Mindshare in Österreich zufolge haben 74 Prozent der 15- bis 59-Jährigen WhatsApp am Smartphone installiert, während nur 57 Prozent Facebook verwenden. Facebook-Chef Mark Zuckerberg wird das aber egal sein: Er kaufte die Messaging-App mit heute mehr als 800 Millionen monatlich aktiven Nutzern 2014 um 21 Milliarden US-Dollar und hat mit dem Messenger eine ähnliche App mit 700 Millionen Usern.