Wie Elektroautos als Stromspeicher dienen können – und ihre Besitzer damit Geld verdienen
„Vehicle to Grid“, kurz V2G – das ist die Methode, das in Zukunft bei Einsatz von vielen Elektroautos Schwankungen im Stromnetz ausgleichen könnte. Zwar sind derzeit nur rund 0,4 Prozent der Autos in der EU mit einem Elektroauto, doch mit steigendem Angebot (Tesla 3, Nissan Leaf, Chevrolet Bolt) und den Auswirkungen von Diesel-Gate (staatliche Förderungen und Quoten) in Deutschland könnten es bald viel mehr werden. Das Problem: wenn gleichzeitig viele E-Autos an der Ladesäule hängen (z.B. am Arbeitsplatz oder abends zu Hause), könnte das zu unerwarteten Netzschwankungen führen.
V2G-Systeme könnten diese Stromschwankungen ausgleichen. Sie sehen vor, dass die geladenen Akkus der E-Autos via Ladesäule am Netz hängen und bei Bedarf den gespeicherten Strom zurück ins Netz abgeben können. In Dänemark haben der Autohersteller Nissan und der Energieversorger Enel ein Pilotprojekt gestartet, um zu zeigen, dass das möglich und sogar rentabel für die Autobesitzer ist. Der Unternehmer Frederiksberg Forsyning hat in Kopenhagen zehn Zwei-Wege-Ladesäulen (V2G) von Enel aufgestellt und zehn Elektro-Lieferwagen vom Typ Nissan e-NV200 (siehe Bild) angeschafft.
Fahrzeugeinspeisung bringt 1.300 Euro pro Jahr
Wenn die Nissans geparkt sind, können sie seit einiger Zeit Strom zurück ins Netz speisen – und Forsyning verdient damit sogar Geld, anstatt Parkgebühren zu zahlen. Francisco Carranza von Nissan zufolge soll der Unternehmer in einem Jahr rund 1.300 Euro über das V2G-System verdienen können. Gerade für die Betreiber von Autoflotten könnte sich V2G zum lohnenden Geschäft entwickeln.
Die Idee der V2G-Systeme ist schon einige Jahre alt. Schätzungen zufolge stehen Autos weltweit 90 bis 95 Prozent der Zeit ungenutzt herum (zu Hause, am Arbeitsplatz) – mit dieser Zeit kann man im angehenden Elektro-Zeitalter etwas anfangen. 2009 wurde im US-Bundesstaat Delaware ein Gesetz verabschiedet, das Eigentümern von Elektrofahrzeugen eine Vergütung für die ins Netz zurückgespeiste Energie zugesteht. Neben Nissan haben unter anderem auch Hersteller wie Mitsubishi oder Peugeot Autos im Programm bzw. in Planung, die V2G-Systeme unterstützen.