David Marcus

Wie Facebook plant, mit der Kryptowährung Libra Geld zu verdienen

Facebook- und Calibra-Manager David Marcus. © Jakob Steinschaden
Facebook- und Calibra-Manager David Marcus. © Jakob Steinschaden
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Libra hält die Welt in Atem. Nach der Ankündigung von Facebook und 27 Partnern, 2020 eine eigene Kryptowährung in die Welt setzen zu wollen, hören die Diskussionen nicht auf, wie, ob und warum das funktionieren kann oder nicht. Zuletzt hat sogar der US-Kongress Facebook aufgefordert, die Entwicklung von Libra vorläufig einzustellen, bis sich Politik und Behörden die Sache einmal genauer angesehen haben. Denn Libra könnte ein Rivale zum US-Dollar werden und gar die nationale Sicherheit und die Finanzpolitik der USA gefährden.

+++ US-Kongress fordert Facebook auf, die Entwicklung von Libra vorläufig zu stoppen +++

Jetzt hat sich David Marcus zu Wort gemeldet. Er verantwortet als Chef von Facebooks Blockchain-Abteilung die Entwicklung von Libra und ist sich der Herausforderungen bei der Umsetzung klarerweise bewusst. So weist er darauf hin, dass Facebook nur ein Mitglied von insgesamt 28 Unternehmen und Organisationen ist, die der Libra Association mit der Sitz in der Schweiz angehören – und bis 2020 sollen es schon 100 Mitglieder sein.

Mehr Handel, mehr Werbung

Marcus, der mit seinem Team rund ein Jahr an Libra gearbeitet hat, erklärt nun auch öffentlich, wie Facebook mit Libra bzw. als Teil der Libra Association Geld zu verdienen gedenkt.

„Wenn Libra erfolgreich ist, wird Facebook zunächst davon profitieren, indem es mehr Handel in der gesamten App-Familie ermöglicht wird. Mehr Handel bedeutet, dass Anzeigen effektiver sind und Werbetreibende mehr Werbung schalten, um ihr Geschäft auszubauen“, so Marcus. Denn Libra soll auch in die beiden Apps Messenger und WhatsApp integriert werden. Denkbar ist, dann dass man mit der Kryptowährung in Online-Shops Waren bestellt oder seine Rechnungen bei Uber oder Spotify (beides Partner der Libra Association) begleicht.

Finanzdienstleistungen als neue Einnahmequelle

Facebook hat mit Calibra außerdem eine Tochterfirma gestartet, die eine eigene Wallet-App auf den Markt bringen will. Diese soll auch Nichtnutzern von Facebook zur Verfügung stehen, um die Libra-Token speichern zu können oder gegebenenfalls damit Waren und Dienstleistungen zu bezahlen – online wie offline. „Wenn wir im Laufe der Zeit das Vertrauen der Menschen für die Calibra-Wallet gewinnen, können wir außerdem mehr Finanzdienstleistungen anbieten und andere Einnahmequellen für das Unternehmen erschließen“, so Marcus weiter. Möglich wäre etwa, dass man via Calibra einen Kredit aufnimmt.

Was Marcus nicht dazu sagt, sind zwei weitere Punkte. Als Teil der Libra Association und als Betreiber der Calibra-App könnte Facebook auch von den Transaktionsgebühren profitieren. „Die Libra Association in der Schweiz wird hohe Gewinne einfahren“, sagte etwa Chris Miess, Präsident der Digital Asset Association Austria (DAAA), zu Trending Topics. „Das Lukrativste werden die Transaktionsgebühren sein. Wenn das nur ein Cent auf einen Dollar ist, dann sind das potenziell riesige Revenues, sowohl für Facebook als auch für die anderen partizipierenden Gründungsmitglieder.“

+++ Libra: „Das Projekt wirft massive wettbewerbsrechtliche und datenschutzrechtliche Fragen auf“ +++

Aber auch wenn die Transaktionsgebühren keine Cashcow wird, könnte sich die Sache für Facebook auszahlen. „Betriebswirtschaftlich ist die Besonderheit von Facebook gegenüber Banken und Finanzinstituten, dass es ein Mischkonzern ist, der das Finanzgeschäft entweder als separates Profit-Center betrachten und betreiben kann, aber auch eine Strategie fahren könnte, das Finanzgeschäft bloß kostendeckend oder sogar verlustbringend zu betreiben, um Profite aus den entstehenden Synergien mit anderen Geschäftsbereichen zu erzeugen – etwa durch Auswertung von Nutzerdaten oder der Erhöhung der Attraktivität der Plattform, auf der dann Profite mit anderen Geschäftszweigen gemacht werden“, sagte Beat Weber, der bei der Österreichischen Nationalbank als Senior Expert in der Abteilung Integrationsangelegenheiten und Internationale Finanzorganisationen tätig ist, zu Trending Topics.

Dividenden aus der Libra Association

Ebenfalls nicht vergessen sollte man, dass Facebook als Teil der Libra Association wie die anderen Partner auch mindestens 10 Millionen Dollar einzahlen wird. Dieses Geld wird „in risikoarme Vermögenswerte“ investiert werden. Diese werden die im Laufe der Zeit verzinst werden. „Die Einnahmen aus diesen Zinsen werden zunächst zur Deckung der Betriebskosten“, heißt es. Und weiter: „Renditen werden verwendet, um frühen Anlegern in den Libra Investment Token für ihre ersten Beiträge Dividenden zu zahlen.“

Insgesamt hat Facebook – sollte Libra funktionieren – also ein ganzes Bündel an Monetarisierungsmöglichkeiten. Jetzt kommt es vor allem darauf an, Gesetzgeber, Regulierungsbehörden und die Politik davon zu überzeugen, dass Libra überhaupt starten kann.

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