Hintergrund

Schmutzige Akkus, schmutziger Strom: Elektroautos sind gar nicht so grün, wie du denkst

Tesla-Fabrik in Fremont, USA. © Tesla Motors
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In Norwegen sollen ab 2025 nur mehr Elektro- und Wasserstoffautos verkauft werden dürfen, in Kalifornien wollte man Verkauf von Diesel- und Benzinautos ab 2030 untersagen, in Deutschland wogt Diesel-Gate, bis sollen 2020 eine Million E-Autos auf den Straßen sein. Weltweit setzen immer mehr Regierungen (u.a. auch in China, Indien und Großbritannien) auf die emissionsfreien Wägen, um die CO2-Emissionen in den Griff zu bekommen. In Paris wurden Anfang des Jahres sogar Autos, die älter als 20 Jahre sind, von den Straßen verbannt, um die Feinstaub-Problematik in den Griff zu bekommen – Dieselfahrzeuge sollen ab 2020 gar komplett in der französischen Hauptstadt verboten werden.

Zwar qualmt es bei Elektroautos hinten nicht aus dem Auspuff heraus, doch emissionsfrei sind sie bei weitem nicht – und das aus zwei Gründen. Zum einen verursacht die Produktion der Akkus ordentlich CO2-Emissionen, und zum anderen muss man sich die Frage stellen, woher der Strom kommt, mit dem die Akkus getankt werden.

Problematische Produktion

Eine Studie im Auftrag des schwedischen Transportministeriums (Trafikverket) und der Swedish Energy Agency kommt zu dem Schluss, dass die Herstellung einer Lithium-Ionen-Batterie zu CO2-Emissionen von 150 bis 200 Kilogramm führt und zwar pro Kilowattstunde (kWh) Batteriekapazität. Die Studienmacher rechnen vor, dass die Herstellung des Akkus eines Tesla Model S mit 86 KwH einen Ausstoß von rund 17,5 Tonnen CO2 verursacht, die Produktion der Batterie eines Nissan Leaf mit 24 kWh rund 5,3 Tonnen CO2 zur Folge hat. Dabei sind noch nicht die Emissionen eingerechnet, die für die restlichen Teile der Autos produziert werden. Für den Rest der Produktion eines Elektrofahrzeugs könnten groben Schätzungen der Studienmacher rund 5 bis 7 Tonnen CO2 anfallen.

Den Studienmachern zufolge soll man ein Fahrzeug mit einem herkömmlichen Verbrennungsmotor acht Jahre fahren können, bevor es die Umwelt so stark belastet wie die Akku-Produktion für ein Tesla Model S. Das kann sich aber auch ändern: Die Gigafactory von Tesla in Nevada soll künftig mit Solarzellen ausgerüstet werden, damit die zur Herstellung der Batterien benötigte Strom einmal zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammt.

Einmal aufladen, bitte. © Tesla Motors
Einmal aufladen, bitte. © Tesla Motors

Schmutziger Strom

Das zweite große Thema, das Elektroautos in ein schlechtes Licht rückt (für das sie prinzipiell nichts können), ist der Strom, mit dem die Akkus geladen werden. Je nach Land wird Strom zu einem bestimmten Teil aus erneuerbaren Energien (Sonne, Wasser, Wind) hergestellt, zu einem anderen Teil aber oft in Kohlekraftwerken. In Deutschland etwa werden noch immer knapp 40 Prozent des Stroms aus der Verbrennung von Braun- und Steinkohle gewonnen, zehn Prozent kommt  aus Gaskraftwerken. Heißt unterm Strich: Wer in Deutschland sein Elektroauto tankt, tankt zu großen Teilen schmutzigen Strom.

Im täglichen Betrieb ist ein Elektroauto aber immerhin schonender als ein Benziner oder Diesel. Dem Öko-Institut aus Freiburg zufolge verursachen Benziner 201 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer, Diesel-Autos 174 Gramm, Elektroautos beim aktuellen Strommix nur 85 Gramm. Ein weiterer Vorteil der Stromer: In Kraftwerken können Schadstoffe besser und vor allem zentral gefiltert werden als bei einzelnen Fahrzeugen.

In Österreich lag der Anteil erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung 2015 bei bereits 70 Prozent, was im europäischen Vergleich sehr hoch ist. Allerdings: Österreich muss sehr viel Strom importieren, laut IG Windkraft stammten 2015 rund 16 Prozent des Stroms aus dem Ausland, hauptsächlich aus Deutschland und Tschechien. „Da die Stromerzeugung unserer Nachbarstaaten zu einem Großteil aus Kohle- und Atomkraftwerken erfolgt, ist die österreichische Umweltbilanz durch die Zunahme der Stromimporte deutlich verschlechtert worden“, heißt es dazu seitens IG Windkraft.

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