Wie in Marokko eine 30 Hektar große Algen-Farm Tonnen von CO2 aus der Luft ziehen soll
Wie das britische Unternehmen Brilliant Planet kürzlich mitteilt, konnten sie 12 Millionen Dollar oder knapp 11 Millionen Euro einsammeln. Damit wollen sie eine 30 Hektar große Algen-Plantage an der Küste Marokkos bauen. Bereits seit vier Jahren führt das Startup dort Versuche mit einer drei Hektar großen Anlage durch. Mit der größeren Anlage will Brilliant Planet laut eigener Aussage Kohlenstoff im „Gigatonnenmaßstab“ (eine Gigatonne entspricht einer Milliarde Tonnen) binden.
Das Unternehmen setzt dabei auf das Wachstum großer Mengen an Mikroalgen, die in eigens gebauten Teichanlagen vor der Küste Marokkos gehalten werden. Das Wasser dazu stammt aus dem benachbarten Ozean, das CO2 aus der Umgebungsluft. Energie, etwa für Pumpen, stamme aus nahegelegenen Windparks.
Günstige Art, CO2 aus der Luft abzuscheiden
„Naturbasierte Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels sind in der Regel am skalierbarsten und kostengünstigsten, aber es ist oft schwierig, die Menge des entfernten Kohlenstoffs zu überprüfen“, sagt Adam Taylor, CEO von Brilliant Planet. „Andererseits lassen sich künstliche Lösungen wie die direkte Luftabscheidung leicht überprüfen, sind aber aufgrund des erheblichen Energie-, Chemikalien- und Frischwasserbedarfs unerschwinglich“, ist Taylor überzeugt
Tatsächlich sind die Preise für Direct Air Capture-Anlagen aktuell noch hoch. Wie einer der Marktvorreiter Climeworks jüngst in einem Interview mit „Capital“ angibt, lägen die Kosten bei ihren Anlagen aktuell bei rund 500 Euro pro Tonne. Das Ziel wären 100 Euro pro Tonne, das könnte aber noch etwa zehn bis 15 Jahre dauern. Für 2030 rechnet das Unternehmen mit Kosten von 200 bis 300 Euro pro Tonne CO2.
Für Taylor ist das noch Zukunftsmusik: Durch das Mikroalgenwachstum könne bereits jetzt in großem Stil und vor allem kostengünstig CO2 in Biomasse umgewandelt werden.
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„Da der IPCC bestätigt hat, dass enorme Mengen an Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernt werden müssen, sind wir der Meinung, dass dies die richtige Lösung zur richtigen Zeit ist“, ist Taylor überzeugt. In der Tat verkündete der Weltklimarat in seinem letzten Report, dass die Abscheidung von CO2 aus der Luft in Zukunft ausschlaggebend für die Bekämpfung der Klimakrise werden könnte. Auch bei Investor:innen sind Technologien zur Abscheidung von CO2 aus der Luft beliebt. So konnte etwa das Schweizer Startup Climeworks, das mit seinen mechanischen Anlagen CO2 direkt aus der Luft abscheidet, erst kürzlich eine Investition von 650 Millionen Dollar verbuchen.
Algen als Nahrungsquelle oder für Bio-Treibstoff
Brilliant Planet speichert das CO2 hingegen nicht in der Erde, sondern „verfüttert“ sie quasi an ihre Mikroalgen. „Wir nutzen natürliche Ressourcen, um neue Biomasse anzubauen und überschüssiges Kohlendioxid abzubauen. Pro Flächeneinheit wird auf diese Weise bis zu 30 Mal mehr Kohlenstoff pro Jahr gebunden als in Regenwäldern, und gleichzeitig wird das Meerwasser an der Küste auf das vorindustrielle Niveau entsäuert“, erklärt Raffael Jovine, leitender Wissenschaftler und Mitbegründer. Tatsächlich sind Mikroalgen laut einer Studie von Dezember 2021 rund 10 bis 50 Mal effizienter in der CO2-Abscheidung als Landpflanzen.
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Natürlich ist das CO2 dabei nicht ewig in den Algen gebunden, sie können als Nahrungsquelle für Mensch und Tier genutzt werden. Zudem lässt sich aus bestimmten Algen auch Biotreibstoff herstellen. Die künftige Anlage von Brilliant Planet sei in dieser Hinsicht für den Anbau mehrerer Algenarten parallel geeignet, so das Unternemen.
John Buttrick von der Risikokapitalgesellschaft Union Square Ventures sieht in Brilliant Planet jedoch einiges an Potential: „Da viele der größten Unternehmen der Welt jeden Monat Netto-Null-Ziele ankündigen, erwarten wir in den nächsten Jahren einen erheblichen Anstieg der Nachfrage nach hochwertigen Emissionsgutschriften“, so Buttrick. „Wir sind davon überzeugt, dass Brilliant Planet in einer einmaligen Position ist, um dies zu tun.“ Die Finanzierungsserie A wurden von Union Square Ventures und Toyota Ventures geleitet. Zu den weiteren Investoren gehören Future Positive Capital, AiiM Partners, S2G Ventures, Hatch und Pegasus Tech Ventures.