Wiederverwendbare Tragetaschen im Supermarkt schlimmer als das Plastiksackerl
Sie sind längst ein gewohnter Anblick an der Supermarktkassa und Kunden greifen auch gerne zu: wiederverwendbare Tragetaschen als Alternative zum Plastiksackerl. Leider greifen Kunden ein wenig zu oft zu und so wird aus dem grundsätzlich guten Gedanken ein viel größeres Plastik-Problem. Wir ersetzen dünne, leichte Plastiksackerl durch schwerere, dickere und auch teurere Plastiktragetaschen, die kaum öfter wiederverwendet werden.
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Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommt eine Untersuchung der Environmental Investigation Agency (EIA) gemeinsam mit Greenpeace. Sie haben den Tragetaschen-Absatz in den zehn größten Supermärkten in Großbritannien unter die Lupe genommen. 1,5 Milliarden wiederverwendbare Plastiktaschen wurden dort heuer bisher verkauft. In nicht einmal einem Jahr wären das also 54 „bags for life“ pro Haushalt, rechnet die EIA vor. Im Schnitt kaufen Kunden also jede Woche ein neues wiederverwendbares Plastiksackerl.
Preis anheben oder verbieten
50.000 Tonnen Plastikmüll verursachen die dickeren Plastiktragetaschen in Großbritannien laut dem Report heuer. Zusätzlich zu den mehr als 3.330 Tonnen Plastik von Einmal-Sackerln. Tragetaschen sind allerdings nur ein Teil des Problems – die größten britischen Supermärkte haben letztes Jahr rund 995.000 Tonnen Plastikmüll verursacht. Für das Sackerl-Problem empfiehlt die EIA jedenfalls, den Preis für Tragetaschen empfindlich anzuheben. Derzeit kosten sie umgerechnet etwa 0,24 Euro. Eine Preissteigerung habe den Absatz der „bags for life“ beispielsweise in Irland um 90 Prozent einbrechen lassen. Die EIA und Greenpeace empfehlen eine Anhebung des Preises auf umgerechnet mindestens 0,80 Euro und am besten ein gesetzliches Verbot.
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Die Lösung? Laut dem Report lautet sie nicht „Bio-Kunststoff“. Kompostierbares Alternativ-Plastik gehe stark auf Kosten der Landwirtschaft und Biodiversität. Gleichzeitig müssen diese Kunststoffe in der Regel industriell kompostiert werden. Bio-Kunststoffe seien lediglich in Nischen geeignet, etwa für jene kleinen Sticker, die Gemüse oder Obst kennzeichnen und oft mit im Bio-Müll landen. Auch andere Alternativ-Materialien wie Papier sehen die Studien-Autoren nicht als Lösung. Das Problem sei die „single use“-Mentalität – Kunden müssten eben dazu gebracht werden, jedes Mal eigene Tragetaschen mitzubringen.