Wien fördert Ausbau von 5G-Sendemasten mit knapp 20 Millionen Euro
Derzeit sind es etwa 100 Sendemasten in Wien, die bereits den neuen Mobilfunkstandard 5G senden können, in zwei Jahren sollen es bereits deutlich mehr als 800 sein. Denn die Stadt Wien will sich zur führenden 5G-Stadt in Europa aufschwingen und nimmt für den Ausbau des Datenturbos ordentlich viel Geld in die Hand. Es sind knapp 20 Millionen Euro (exakt 19,8 Millionen Euro), die an Förderungen an die drei Mobilfunkbetreiber A1, Magenta und Drei in den nächsten zwei Jahren vergeben werden.
„Die digitale Infrastruktur ist genauso wichtig geworden wie die analoge“, sagte Peter Hanke, Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales, bei einer Pressekonferenz im Festsaal des Wiener Rathauses am Mittwoch vormittag. 5G sei „unglaublich wichtig für den Wirtschaftsstandort“, und im Ranking der Smart Cities müsse Wien ganz vorne bleiben. Dafür ist der schnelle Ausbau von 5G-Netzen erforderlich, schließlich soll der Mobilfunk nicht nur mehr Daten bewältigen, sondern auch Echtzeitübertragungen ermöglichen, Breitband in viele Haushalte bringen und Millionen neuer IoT-Sensoren ans Netz anbinden.
27.500 Euro pro Antennenmast
Die Stadt Wien hat sich deswegen in Verhandlungen mit den drei Handynetz-Betreibern folgendes Fördermodell ausgemacht: Antennentragemasten, die auf einer Liegenschaft der Stadt Wien zwischen 1. Juli 2020 und 30. Juni 2022 errichtet werden, werden mit jeweils 27.500 Euro (5.500 Euro pro Jahr für fünf Jahre) gefördert. Jeder Mobilfunker kann bis zu 240 Anlagen (das entspricht zehn pro Monat in den zwei Förderjahren) so mitfinanzieren lassen, insgesamt können als 720 Sendemasten gefördert werden. Für die Betreiber bedeutet das laut Hanke eine Förderung von etwa 50 Prozent der Kosten – sie müssen also noch einmal das doppelte der Fördergelder in die Hand nehmen.
Die „lebenswerteste Stadt der Welt auch zur digitalsten machen“, das ist auch für Marcus Grausam, CEO von A1 Telekom Austria, ein Ziel. 5G würde dabei helfen, die „Wirtschaft widerstandsfähiger und effizienter machen“. A1 würde in Wien derzeit bereits 60 5G-Stationen betreiben. Magenta und Drei haben derzeit in der österreichischen Hauptstadt jeweils 20 5G-Stationen in Betrieb – insgesamt sind es derzeit also rund hundert Sendemasten, die den neuen Mobilfunkstandard können. Magenta hat in Wien via Glasfaser rund 800.000 Bürger ans Gigabit-schnelle Netz angebunden. „Mit dem Gigabit über die Luft, sprich 5G, wird Wien zu einer führenden Gigabit-City in Europa“, so Magenta-CEO Andreas Bierwirth.
„4G kommt langsam an Kapazitätsgrenzen“
„Wir brauchen Kooperationen mit der öffentlichen Hand, sowohl bei den Kosten als auch bei den Genehmigungen für den Ausbau“, sagt Drei-CEO Jan Trionow. „4G-Netze kommen langsam an ihre Kapazitätsgrenzen.“ Wichtig zu wissen: Gefördert werden nur jene Antennentragemasten, die auf Liegenschaften der Stadt Wien errichtet werden – das können etwa Gemeindebauten, Schulen, Krankenhäuser oder U-Bahn-Stationen sein.
Die Gespräche zu der 5G-Förderung in Wien laufen bereits seit neun Monaten. Stadtrat Hanke ist das 5G-Thema schon seit längerem ein Anliegen. So war er auch federführend mit dabei, als im Rahmen einer Challenge vier 5G-Projekte mit insgesamt 400.000 Euro gefördert wurden (Trending Topics berichtete).
Die Wirtschaftskammer Wien begrüßt die Förderung jedenfalls. „Für die Wiener Betriebe ist ein zuverlässiges Breitbandinternet sowohl im Festnetz als auch – durch die 5G-Technik – im mobilen Netz entscheidend: Denn ohne schnelles Internet können die Wiener Betriebe die Chancen der Digitalisierung nicht nutzen“, so Martin Heimhilcher, Obmann der Sparte Information & Consulting. Schon lange mache man auf den Aufholbedarf in punkto Breitbandausbau aufmerksam. Bei einer Umfrage unter 1.000 Wiener Unternehmen 2019 hatten 40 Prozent angegeben, dass sie mit ihrem Festnetz-Internet wenig oder gar nicht zufrieden sind.
„Aus Sicht der Industrie ist der 5G-Ausbau ein wichtiger Nährboden für neue Anwendungen, wie Industrie 4.0, das Internet of Things, intelligente Energieversorgungsnetze, die Telemedizin sowie im Bereich der Mobilität, im Handel und der Logistik“, heißt es seitens Christian C. Pochtler, Präsident der Industriellenvereinigung in Wien.