Wien: Die Innenstadt soll eine autofreie Zone werden
Die grüne Stadträtin Birgit Hebein drückt Wien ordentlich ihren Stempel auf: Wie die Kronenzeitung aus Insider-Kreisen erfahren haben will, soll die Wiener Innenstadt zur nahezu autofreien Zone werden. Hebein und der Bezirksvorsteher der Wiener Innenstadt, Markus Figl von der ÖVP, sollen sich quasi einig sein, in einigen weiteren Gesprächen sollen noch Details geklärt werden.
Nachdem Hebein wie berichtet in Wien bereits vier Pop-up-Radwege einrichten ließ (Tech & Nature berichtete), wäre ein nahezu autofreier 1. Bezirk in Wien eine ordentliche Errungenschaft im Sinne der Verkehrsberuhigung. Ausnahmen soll es natürlich geben, und zwar für für Anrainer, Lieferanten, Blaulichtorganisationen und den öffentlichen Verkehr, da die Wiener Linien im Zentrum auch mit Bussen unterwegs sind.
Was den Informationen der Kronenzeitung nicht passieren wird: Es wird keine City-Maut (also eine Abgabe, die Autofahrer zur Einfahrt in bestimmte Stadtteile bezahlen müssen) geben, und auch die Ringstraße soll nicht vom Autoverbot betroffen sein. Sie ist für den innerstädtischen Autoverkehr eine wichtige Route. Ein autofreier Ring, den sich viele wünschen, wird es vorerst nicht geben.
Noch viele Fragen offen
Einen Zeitplan für die Umsetzung einer nahezu autofreien Innenstadt gibt es nicht. Da Verkehrsstadträtin Hebein und Bezirksvorsteher Figl kommende Woche noch Gespräche führen werden, werden viele weitere Details noch zu erwarten sein – etwa, ob es dafür mehr Radwege geben wird, wie Straßen umgestaltet werden könnten oder was mit den Parkgaragen passieren soll.
Wien würde, sofern die Pläne wie kolportiert auch wirklich umgesetzt werden, einem neuen internationalen Trend folgen. Wie Tech & Nature zuletzt berichtete, schafft London eines der größten Auto-freien Hauptstadtzentren weltweit. Bürgermeister Sadiq Khan kündigte an, Autos aus weiten Teilen der Innenstadt zu verbannen. Auch in Brüssel gab es im Zuge der Corona-Pandemie ähnliche Maßnahmen.
Kritiker melden sich zu Wort
Die kolportierten Pläne für einen Auto-freien 1. Bezirk haben am Wochenende gleich die Wellen hochgehen lassen. So hat sich etwa der Wiener FPÖ-Chef und Vizebürgermeister Dominik Nepp zu Wort gemeldet. „Nach dem Corona bedingten Ausfall von Touristen versetzen ÖVP und Grüne vielen Wirtschaftstreibenden in der Innenstadt endgültig den Todesstoß, wenn sie mit dem Autoverbot jetzt auch die Wiener aus der Stadt sperren wollen“, so Nepp. Er fordert den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) dazu auf, der Autofahrerfeindlichkeit der Grünen Einhalt zu gebieten.
Auch beim Umbau der Wiener Mariahilferstraße zu einer Begegnungszone und einer weitgehenden Befreiung vom Autoverkehr gab es kritische Stimmen, die meinten, dass die Geschäfte deswegen leiden würden. Mittlerweile werden aber von einstigen Kritikern die positiven Effekte gesehen (mehr dazu hier).