Energiewende

Wien Energie will eine Milliarde Euro in den Gas-Ausstieg investieren

Wien Energie konnte den Strom aus Photovoltaik-Anlagen um 150 Prozent ausbauen. © Wien Energie
Wien Energie konnte den Strom aus Photovoltaik-Anlagen um 150 Prozent ausbauen. © Wien Energie
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Der Wiener Strom-, Gas- und Wärmeanbieter Wien Energie will in den nächsten fünf Jahren eine Milliarde Euro in den Gas-Ausstieg investieren. Mit massiven Investitionen in Geothermie, Großwärmepumpen und den Ausbau von Photovoltaik und Windkraft will Österreichs größter Energiedienstleister die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern Schritt für Schritt beenden, geben diese bekannt.

„Wir bauen das Wiener Energiesystem komplett um: Jeder Euro, den wir heute in die Hand nehmen, bringt den Wienerinnen und Wienern langfristig Unabhängigkeit, Klimaschutz und Preisstabilität“, sagte Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung anlässlich der Jahresbilanz 2021 am 2. Mai. Bis 2027 will Wien Energie insgesamt 1,29 Milliarden Euro investieren. Davon gehen 625 Millionen Euro in Wärme-Projekte, 334 Millionen Euro in den Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung und 90 Millionen in umweltfreundliche Kälteversorgung. 160 Millionen Euro werden in Digitalisierung, Elektromobilität und Telekommunikation sowie weitere 90 Millionen Euro in Versorgungssicherheit gesteckt.

Wien Energie konnte Strom aus Photovoltaik mehr als verdoppelt

2021 produzierte Wien Energie mit rund 1.260 Gigawattstunden so viel erneuerbaren Strom wie noch nie, so das Unternehmen. Umgerechnet entspricht das dem Bedarf von 630.000 Wiener Haushalten. Den größten Anstieg konnte Wien Energie bei der Sonnenenergie verzeichnen: Die Stromproduktion aus Photovoltaik wurde um fast 150 Prozent auf mehr als 77 Gigawattstunden gesteigert. Im vergangenen Jahr errichtete Wien Energie mehr als 60 Solarkraftwerke und nahm mit der Schafflerhofstraße im Frühjahr 2021 die mit 11,45 Megawatt Leistung größte Photovoltaik-Anlage Österreichs in Betrieb (wir berichteten).

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Wien Energie steht nun laut eigenen Angaben bei mehr als 320 Solarkraftwerken mit über 85 Megawatt Leistung. Auch bei der Windkraft hat das Unternehmen mit dem Kauf der Windparks „Pongratzer Kogel“, „Herrenstein“ und „Zagersdorf“ die Leistung um gut 19 Megawatt ausgebaut. Anfang 2022 fiel zudem der Startschuss für einen zusätzlichen Windpark in Trumau. „Besonders in der Photovoltaik liegt für Wien Energie großes Potential. Insgesamt haben wir derzeit rund 400 Projekte mit mehr als 600 Megawatt Leistung in der näheren Analyse. Etwa 20 Projekte befinden sich aktuell in Bau“, so Karl Gruber, Wien Energie-Geschäftsführer. Im Lauf des Jahres will das Unternehmen jedenfalls die 100-Megawatt-Grenze an installierter PV-Leistung sowie 200 Megawatt bei der Windkraft knacken.

Fernwärme nimmt Schlüsselrolle ein

Eine Schlüsselrolle bei der Dekarbonisierung der Stadt nimmt auch die Fernwärme ein. 2040 sollen 56 Prozent des Wärmebedarfs von Wien aus Fernwärme stammen. Auch in der Wärmerzeugung zeigt sich der zunehmende Ausbau von alternativen Erzeugungsanlagen. Die Wärmeproduktion aus Erd- und Umgebungsenergie wurde – vor allem durch den Einsatz der Großwärmepumpe Simmering – um 73 Prozent gesteigert. Insgesamt kamen bei der Fernwärme 23,6 Prozent aus erneuerbaren Quellen.

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„Das Ziel ist klar: 2040 muss die Fernwärme zu 100 Prozent klimaneutral sein. Schon in weniger als zehn Jahren wollen wir mehr als die Hälfte der Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Quellen decken. Unser größter Hoffnungsträger ist dabei die Geothermie“, so Gruber. Noch in diesem Jahr wird das erste Geothermie-Umsetzungsprojekt auf Schiene gebracht: „Wenn alles nach Plan läuft, wollen wir in drei bis vier Jahren die erste Wärme aus geothermischen Quellen einspeisen.“

Hälfte der Mitarbeiter:innen gehen in Pension

Eine der größten Herausforderungen am Weg zur Klimaneutralität sind die personellen Ressourcen. Aktuell steht das Unternehmen bei fast 2.200 Mitarbeiter:innen. In den nächsten zehn Jahren wird jedoch fast die Hälfte der Belegschaft in Pension gehen. „Wir werden in Zukunft verstärkt Fachkräfte suchen: vom Photovoltaik-Entwickler bis zur Kraftwerksmeisterin, vom Wärmeanlagen-Techniker bis zur Mechatronikerin“, meint Karl Gruber. Gefragt sind die neuen Köpfe auch für die Forschung. Wien Energie ist hier insbesondere im Bereich Wasserstoff aktiv. Mitte 2022 soll der Baustart für die erste Elektrolyse-Anlage fallen, ebenfalls im Sommer wird die Turbine des Kraftwerks Donaustadt für einen Betriebsversuch mit Wasserstoff umgerüstet.

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Damit Klimaneutralität 2040 erreicht werden kann, fordert Wien Energie Tempo bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen wie dem Erneuerbaren Wärme-Gesetz und Beschleunigung der UVP-Verfahren. „Wir sind bereit, wir haben einen Plan. Um noch schneller zu sein, brauchen wir aber auch die richtigen Rahmenbedingungen und die Akzeptanz der Bevölkerung. Wenn wir von der Einreichung bis zum Baubeginn eines Windparks weiterhin zehn Jahre brauchen, werden wir den Systemwechsel nicht schaffen“, ist sich Strebl sicher.

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